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Harry Bo

Testament, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung usw. sollte man immer schon frühzeitig geregelt haben.

Aber da sind noch so viele Kleinigkeiten, die man eigentlich schon vorher überlegen und gemeinsam besprechen könnte, nur wer kann und möchte das schon machen, solange das Ende noch weit weg geschoben wird.
Plötzlich kann aber die Situation kommen, wo man nicht mehr in der Lage dazu ist oder es schon zu spät ist noch zu planen, zu entscheiden und vorzubereiten.

Ein schwieriges, emotionales und persönliches Thema.

Ich erinnere mich an den Todestag meines Vaters. Er wusste von seiner schlimmen Krankheit und hat sich schon früh Gedanken gemacht und uns gesagt, wir bräuchten uns keine Sorgen machen, es wäre alles vorbereitet. War auch zum Teil, aber viele Sachen waren eben doch nicht klar.
Als es passiert war, waren wir alle in unserer Trauer wie gelähmt und schon wenige Stunden später besuchte uns jemand vom Beerdigungsinstitut.
Fragen erreichten uns nur wie im Nebel. Wie konnte sie nur so banale Fragen stellen.
Was soll auf der Kranzschleife stehen, welche Lieder zur Trauerfeier, wo ist die Liste der Adressen für die Trauerbriefe, wer hält die Rede, wo wollen sie nach der Trauerfeier wen einladen. Welchen Text hätten sie gerne in der Zeitungsanzeige. All das und noch viel mehr muss ja innerhalb einer Woche erledigt werden.
Von wegen alles vorbereitet, wir waren total überfordert.

Hier sind viele Betroffene, die sich Gedanken dazu machen und einige Angehörige, die schon in dieser Situation waren.
Was sollte man, ob man mag oder nicht wirklich früh genug absprechen und vorbereiten?
Was hätten Betroffene im nachhinein lieber gehabt?

Habt ihr schon Gedanken zu diesem Thema, wie man in solch einer Situation vorbereitet ist oder soll man sich keine Gedanken machen und alles nimmt schon irgendwie seinen Lauf?

Gruß Harry

d.skopp

Hallo Harry,
ich wollte auch nicht damit konfrontiert werden.
Nur gut das sie eine hatte, so konnten wir alles selber regeln.
Ohne schlechtes Gewissen gegenüber Außenstehenden und vor uns zu haben.
Ich wollte anfangs keine haben, frei nach dem Motto "du hast nichts geregelt also musst du hierbleiben".
Das es anders lief habe ich erleben dürfen.

jens

gramyo

Lieber Harry,

ja, das ist ein sehr wichtiges Thema und es kann durchaus ein wirklich schöner, bewegender und Trost spendender Tag werden.

Die wichtigste Unterscheidung muss schon vor dem Ende des Lebens hier klar sein. Wird es eine Erdbestattung oder eine Urnenbestattung. Ich hatte bei allen meinen Lieben nur Urnenbestattungen und darum rede ich darüber.

Sowohl meine Mutter und mein Vater haben ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie nicht wollten, obwohl sie dem kirchlichen , evangelischen Glauben angehörten, dass " Schwarz" getragen werden sollte.Wir sollten wirklich Kleider anziehen , die festlich, mit einem Hauch Fröhlichkeit,wären. Das "gehen" von dieser Erde war auch bei ihnen nicht angstbesetzt.

Sie haben die Lieder, auch die Psalmen festgelegt für die Trauerfeier, die ja vor der Verbrennung stattfindet. Wir Kinder haben dann mit dem Pfarrer gesprochen, wie er die Trauerrede gestaltet. Sie war beide Male sehr schön und bewegend , weil sie eben halt persönlich war. Bei beiden Trauerfeiern haben gute Freunde auch noch eine kleine Ansprache zusätzlich gehalten.
Die Urnenbeisetzung fand in einem kleineren, mehr familiären Kreis dann statt. Die Urnen wurden ebenfalls von uns Kindern, bei meiner Mutter auch noch mit unserem Vater ausgesucht, allerdings erst nach ihrem "Gehen".

Manche Menschen , machen das durchaus vorher. Ich habe meinen Kindern und meinem einen Bruder die Keramikurne gezeigt, die ich haben will. Ich finde sie sehr schön und passend für mich. So "terracottig" und leicht marmoriert. Ebenfalls habe ich gesagt, welches Beerdigungsinstitut die Formalitäten übernimmt. Es ist das gleiche, welches die Formalitäten für meinen Partner sehr gut organisiert hat.

Da Burkard im kommunalen Ruhewald von unserem Ort bestattet ist, habe ich den Platz neben ihm auch direkt gekauft. Dies finde ich für mich ebenso tröstlich und meine Kinder wissen es.

Die Rede über sein Leben , seine Gedanken und unsere Lebensweise habe ich am Andachtsplatz gehalten. Ich hatte die Kraft dazu. Dass ich auch manchmal kurz innehalten und schweigen musste, konnte jeder verstehen.....Dann hat meine Tochter gesprochen und dann mein ältester Enkel, ganz ohne Vorbereitung und sehr spontan mit Schluchzern, aber für mich und allen anderen ein absolutes Geschenk.

Dann haben wir Sternen- und Herzluftballone , silbrig und rot mit Briefchen, Bildern und Aufschriften für ihn in die Luft steigen lassen. Wie gesagt, ein Herzluftballon hängt immer noch in einem Baum, der ist für mich...

Jetzt wird es doch sehr emotional für mich, aber das ist ja auch so . Das Ende von unserem Leben und die Trauerfeier , egal ob auf einem Friedhof oder einem Ruhewald, kann und sollte eigentlich , meiner Meinung nach, tröstlich und hoffnungsspendend für die, die hier auf der Erde bleiben, sein.

Jeder von uns sollte das niederschreiben , oder ausdrücklich sagen, was ihm BESONDERS WICHTIG ist !

Ich danke dir sehr für deine Anregung um einmal nach zu denken zu diesem Thema, denn diesen Weg gehen wir Alle und wie gesagt, eigentlich soll er Trost spendend gestaltet werden, meiner Meinung nach.

Bevor du dich aber von dieser Erde verabschiedest, will ich dich mit deiner Familie hier sehen, wie alle anderen aus dem Forum auch.Es wird hier immer schöner und konkreter .

Lasst uns zusammen einfach noch eine Weile sehr bewußt mit unseren Lieben glückselige und fröhliche Momente er -leben...

denken Gramyo/Claudia und Burkard aus einer anderen Dimension

jusa

Hallo Harry,
solange es einem gut geht möchte man von all dem doch nichts hören oder gar regeln. Meine Freundin verpaßt mir regelmäßig einen Tritt in den Hintern, spätestens wenn die nächste OP naht. Ich solle Vorsorgeregelungen für meine Töchter treffen, da ich alleinerziehend bin und das alleinige Sorgerecht habe. Ich schiebe das alles seit Jahren vor mir her nicht mal die "Vorsorgevollmacht", die sie mir zugeschickt hat, war ich bisher bereit auszufüllen. Und sie schimpft und schimpft, dabei hat sie so recht und ich komme mir noch nicht so todkrank vor und hole mir auch nicht ins Bewußtsein, dass es trotzdem mal ganz schnell gehen kann. Dabei war ich schon ein paar mal in brenzligen Situationen und hab nicht draus gelernt. Ihr nächster Besuch wird wohl wieder ein einziges Schimpfen werden.Prost Mahlzeit! Ich werd sie wohl vor ihren Augen ausfüllen und unterschreiben müssen.
LG Christel

jusa

Hallo nochmal,
ich könnte mir sogar vorstellen eine ganz lustige bunte Party, warum sollen alle gediegen in schwarz und weinend im Raum sitzen? Ich gehe doch in eine schöne neue Welt und das kann man feiern . Ich will gar nicht in so einem tristen allgemeinen Sarg liegen- meine Nichte und Neffe sollen die Kiste bunt anmalen und dann sollen alle um mich herum tanzen und fröhlich sein- ich weis das klingt albern. Aber das wäre meinTraum vom Gehn ins Jenseits. Mit meinen Töchtern könnte ich momenten eh nicht über solche Dinge reden , da müßte meine Schwester bzw. meine Eltern ran.
Aber ich will nicht , ich bin noch viel zu chaotisch, ich bring die geordnete Ruhe im Himmel noch total durcheinander. Somit ist mir noch eine Aufgabe hier auf Erden zuteil-Ruhiger werden!

wando

Lieber Harry Bo,

Du sprichst mir eigentlich total aus der Seele und aus dem Herzen.

Sicherlich sind das für die meisten Dinge, die man nicht so gerne bespricht, vor allem, wenn es einem ja gut geht. Selbst, wenn Krankheit eingetreten ist, sind diese Themen oft Tabu.

Die ganzen "rechtlichen" Angelegenheiten mal vollkommen außen vor gelassen. Das sollte wirklich jeder für sich regeln, weil, wenn der "Ernstfall" eintritt, muß auch noch gar nicht so etwas dramatisches sein, ist es oft schwer, noch alles auf die Schnelle geregelt zu bekommen.

Doch was wünscht man sich, als der, der von der Erde geht? Wie soll alles arrangiert werden? Meist ist es so, wie Du, lieber Harry Bo, schreibst. Deshalb halte ich es auch für ganz wichtig, auch solche Dinge schon mit dem Partner und der Familie zu besprechen. Ich habe am Donnerstag mit meinem Mann "Kriegsrat" gehalten. Hatte schon vor Wochen ein Heft gemacht, mit allen Dingen, die aus meiner Sicht besprochen werden müssen, u. a. dem Thema Sterben. Welche Grabstelle nehmen wir, nutzen wir die bisherige mit oder nehmen wir uns eine neue neben den Eltern und Großeltern? Habe ich meinem Mann zu bedenken gegeben, in absehbarer Zeit. Er spricht nicht gerne über solche Dinge, mir dagegen sind sie sehr wichtig. Dann waren wir gestern auf dem Friedhof und da habe ich mir schon einmal ein paar Grabstellen angesehen und sie meinem Mann gezeigt, mit der Bitte, zu überlegen.

Ich bin der Meinung, das sollte schon irgendwo besprochen sein, niedergeschrieben werden und später respektiert werden. Wir sollten auch solche Dinge nicht unseren Kindern aufbürden, ohne mit ihnen darüber zu reden, was wir uns wünschen.

Auch aus der Geklärtheit solcher Fragen kann für einen jeden ein innerer Frieden und Ruhe entstehen, wenn man sich damit auseinandersetzt.

Herzliche Grüße.

Andrea

Andrea 1

Hallo Harry Bo,
heute erst schrieb mir ein Bekannter, dass seine Frau heute Nachmittag an ihrem Glio WHO4 verstorben sei. Automatisch denkt man sofort darüber nach, wie es bei einem selber sein soll/werden kann.
Ja ich kann mich Wando/Andrea nur anschließen. Ich habe es auch gerne so, dass ich am liebsten schon alles geregelt wissen wollte, aber meine Familie will da irgendwie nicht ran. Okay, die Patientenverfügung - das war noch in Ordnung, aber über Bestattungsangelegenheit lässt sich keiner darauf ein, mit mir darüber zu reden. Ich habe gefälligst nicht so zu reden und werde noch ewig leben. ;-)
Akut liegt bei mir nichts an, also gebe ich mir Mühe.
Gut, dafür habe ich aber auch schon öfter mit ihnen darüber gesprochen, was ich mir vorstelle, wenn...
Ich mag es zum Beispiel nicht, wenn ich wüsste, dass meine Lieben wegen mir dauernd auf den Friedhof müssten, um mein Grab zu pflegen. Zumal ich eh kein typisches Familiengrab habe. Mir wäre es am liebsten, dass man mich verbrennt und meine Asche irgendwo, wo ich es besonders schön fand, auf dem Wasser verstreut.
Auf die Frage meines Sohnes hin, wo er denn hingehen solle, wenn ich keine Grabstelle habe, die er ab und an besuchen könne, sagte ich ihm, dass er einfach nur das nächste kleine Gewässer aufzusuchen bräuchte, denn Wasser ist ein ewiger Kreislauf auf unserer Erde.
Er soll sich nicht verpflichtet fühlen, "sich einen abzuharken", weil "3 Blätter" auf mein Grab gefallen sind oder im Hochsommer hinflitzen, um die Blümchen vor dem Verdursten zu retten.
Ich liebe das Wasser und wenn er an mich denken möchte, so soll er es eben an einem Ort tun, wo es Wasser gíbt. Da könnte er dann, wenn er mag ein Gänseblümchen für mich schwimmen lassen und mit mir reden.
Dann werde ich versuchen so nah bei ihm zu sein, wie es mir möglich sein wird.
Diesen Gedanken findet er inzwischen sehr schön, weil ich es ebenfalls als sehr schön empfinde. Außerdem muss sich keiner Gedanken über eine aufwendige Grabpflege machen, die sie vielleicht nicht so realisieren könnten.
Was ich ganz schrecklich finde ist, wenn man auf einigen Friedhöfen an Gräbern vorbeigeht, wo riesige neonfarbene Zettel an den Grabsteinen kleben, weil das Grab nicht DIN-gerecht gepflegt ist.
So etwas finde ich erst recht entwürdigend.
Dann lieber meine Wunschversion mit dem Verstreuen auf einem Gewässer - zumal ich sowieso der Meinung bin, dass es "ein Weiter" nach dem Tod geben wird. Nur eben anders, als wir es uns je vorstellen können.

Liebe Grüße von Andrea

stöp sel

Hallo Harry Bo,
in letzter Zeit war ich nur stiller Leser der Forumbeiträge. Zu diesen Thema
kann ich aber aus Erfahrungen schreiben, da ich beruflich viel zu oft mit Sterben und Tod zu tun habe (hatte- bin ja noch zu Hause), allerdings auch seit 2012 vermehrte Todesfälle in meiner Familie und im engsten Freundeskreis.
Viele Menschen scheuen sich massiv über diese Dinge zu reden, blockieren regelrecht, verdrängen, dass das Leben endlich ist. Der Tod gehört halt dazu. Auch einige meiner jüngeren Kolleginnen wollen mit den Patienten nicht darüber reden, wenn diese dieses Thema ansprechen. Durch meine Grundeinstellung habe ich mich nie gescheut, die mir gestellten Fragen zu beantworten. Die Menschen waren stets froh endlich diesbezüglich auch einen Gesprächspartner gefunden zu haben. So habe ich Sehnsüchte und Wünsche kennengelernt, die die Angehörigen aus oben benannten Worten nicht hören wollten.
Allerdings sehen Gespräche in der eigenen Familie oft anders aus. Die unterschiedlichen Charaktere der Familienmitglieder spielen eine Rolle und wo sie wohnen. Auch die Verlustängste sind für sie zu groß, es wird oft alles "vertagt" , auch Agressionen, Wut und Hilflosigkeit kommen dazu. Wie wird in der Familie mit den bereits Verstorbenen umgegangen. Der Glaube spielt eine große Rolle und vieles mehr. Leider auch das "liebe Geld", es wird niemanden etwas geschenkt....

Ich finde, dass man die Wünsche und Träume (falls man diese kennt) der Verstorbenen respektiert und so umsetzt.
Grabstellen auf Friedhöfen sind oft auch ein Aushängeschild für andere (meist auf Dorffriedhöfen und kleinen Gemeinden) Es wird immer Mecker-
köpfe geben, die sich über eine nicht ständig geharktes Grabstelle aufregen. Andere halten dort Zwiesprache mit den Verstorbenen und pflegen andere Gräber gleich mit usw.
Es ist langsam ein Generationskonflikt entstanden. Die Grabstellen immer teurer, die Zeit zur Pflege fehlt,das Geld für ein Grabpflegeservice ist nicht vorhanden oder/und man kann den Friedhof selbst nicht mehr erreichen...Der Trend geht zur grünen Wiese, Friedwaldbestattung und vieles mehr. Aber das ist doch alles "nur" für die Ruhestätte der menschlichen Überreste. Wir tragen doch unsere Erinnerungen an die Verstorbenen in unsern Herzen !!! Die kann uns niemand nehmen!!!
Eine kleine Erinnerungsecke mit Foto und Blümchen haben in vielen
Haushalten schon Einzug gehalten.

Im übrigen haben wir die Bestattungsinstitute nicht alles allein machen lassen. Wir haben die Lieblingsmusiktitel (allerdings nur instrumental) unserer verstorbenen Angehörigen besorgt und auch selbst aufgenommen,als auch die Reihenfolge bei der Trauerfeier/Beisetzung bestimmt und andere Dinge. Das Zusammensein danach war immer schön und nicht traurig.

Wann meine Lebensuhr ablaufen wird, weiß ich nicht, aber ich weiß ,was ich mir wünsche...und meiner Familie aufschreibe...

Diesen Spruch habe ich bereits vor Jahren gefunden und will ihn Euch weitergeben:

"Wenn Ihr an mich denkt,
seit nicht traurig. Erzählt
von mir und traut Euch
zu Lachen.
Lasst mir einen Platz in
Eurer Mitte, wie ich ihn im
Leben hatte."

herzliche Grüße an alle
Stöpsel

Pipo

Hallo,

hole das Thema nochmal rauf, weil ich es durchaus für wichtig halte.

Mittlerweile haben wir eigentlich alles geregelt bzw. besprochen.
Vorsorge- und Betreuungsvollmacht usw. haben wir schon seit einer Weile. Urnenbestattung war für uns beide immer klar und inzwischen sogar ein Grab ausgesucht. Das hatte sich einfach so ergeben, weil meine Eltern vor der Frage standen, das Familiengrab zu verlängern oder eben nicht, deswegen hätten wir diese Entscheidung vermutlich auch unabhängig von Saschas Diagnose jetzt getroffen.

Das entspricht durchaus unserer Mentalität, wir hatten z. B. auch schon lange einen Organspenderausweis und haben keine Berührungsängste bei diesem Thema.

Natürlich ist die Beschäftigung mit dem Thema sehr traurig, weil man sich in die konkrete Situation reinversetzt, aber es ist auch lustig, sich zu überlegen, welcher Kuchen beim Beerdigungskaffee gereicht wird.

Schlimmer als sich mit dem Thema zu beschäftigen, finde ich, es nicht getan zu haben. Für die Hinterbliebenen ist es gut, sich an einem Gerüst festhalten zu können und sich wenigstens später nicht fragen zu müssen, ob man alles im Sinne des Verstorbenen geregelt hat. Sollte ich vor Sascha sterben, wäre ich vermutlich auch froh, wenn ich wüßte, daß wenisgtens diese eine Belastung wegfällt. Es nimmt bestimmt nichts von der Trauer, wenn diese Dinge vorab geregelt wurden, aber es bedeutet eine zusätzliche Belastung, wenn man hadert und sich nachträglich fragt, ob man alles richtig gemacht hat.

Meinen Eltern laufe ich mit diesem Anliegen schon seit Jahren hinterher, mal schauen, wann sie soweit sind.

Viele Grüße
Natascha

Pipolino

Sehe gerade, dass mein Pipo-Schatz den Thread nochmals aufgewärmt hat.

Als Betroffener oder besser gesagt irgendwann einmal zu Bestattender muss man aber nicht unbedingt nur seinen eigenen letzen Willen durchsetzen, sondern kann sich auch mit seinen Angehörigen besprechen und deren Wünsche anhören.

Für mich stand lange Zeit fest, dass ich in einer Grabeskirche ganz in unserer Nähe per Urne beigesetzt werden wollte. Ein kommunikativer Ort in einem altehrwürdigen sakralen Gebäude, gut zu erreichen, trocken und geborgen. Dann stand plötzlich die Familiengrabstätte von Nataschas Eltern zur Debatte. Auf einem alten Friedhof, auf dem auch mein Papa liegt, in schöner Lage unter großen Bäumen, seit den dreißiger Jahren existent, inzwischen etwas verwildert, aber leicht wieder herzurichten, in frischer Natur und ebenfalls per Spaziergang gut zu erreichen. Schwere Wahl, zumal die Verlängerung der Grabstätte anstand, was ja auch wieder Kosten aufwirft.

Am Ende habe ich mich dann für die Familiengrabstätte entschieden. Zum einen, weil es ein Ort ist, mit dem ich gut leben oder besser gesagt sterben kann, harr, harr, harr, zum anderen weil es ja nicht ich bin, der mich dann einmal besuchen muss, sondern meine Angehörigen und wenn die gerne Blumen pflanzen möchten und die Abgeschiedenheit auf dem Friedhof weitaus schöner finden als die Anonymität in einer Grabeskirche, bitteschön, finde ich auch vollkommen okay und freue mich über diese Entscheidung.

Ich will damit nur sagen, dass man mit seiner eigenen Entscheidung schließlich auch seinen Angehörigen einen Umgang mit der Trauer vorgibt. Ich möchte zum Beispiel nicht, dass meine Asche in die Nordsee gestreut wird, obwohl ich Wasser und das Meer liebe. Die bloße Vorstellung von Wasser als Erinnerung an mich oder einen Angehörigen wäre mir persönlich zu wenig. Ich finde, dass es einer Gedenkstätte bedarf, die man auch besuchen können sollte. Dabei darf man ruhig auch die Wünsche der Angehörigen bedenken. Ist ja schließlich eine Entscheidung fürs Leben ;-)

Andrea 1

Hallo Pipo & Sascha,
hab eure Beiträge gerade mit einem leichten Grinsen gelesen. ;-)
Danke für eure offene Art.
Bei mir wäre das Problem, dass ich ca. 600 km weit weg von meinem Sohn wohne. Da ist also ein persönliches Antreten am Grab schonmal eher selten, bis gar nicht gegeben. Bei ihm gibt es so viel Wasser ringsherum, von daher meine ich, dass es für ihn so leichter ist.
Aber, ich glaube, dass man "sich" noch gar nicht in/auf einem Gewässer verstreuen lassen kann. Jedenfalls nicht in Deutschland - glaube ich zumindest.
Aber bis dahin hoffe ich, ist es noch eine ganze Weile hin... Schaun wir mal.
Liebe Grüße an euch von Andrea :-)

Pipo

Hallo Andrea und alle Anderen,

genau diese unterschiedlichen Vorstellungen machen ja deutlich, wie sinnvoll es ist, sich frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen. Ja, und auch wir selbst haben manchmal geschmunzelt, bei dem Thema liegen Lachen und Weinen ganz nah beieinander.
Auch wenn es nicht meinem eigenen Wunsch entspricht, kann ich Deiner Idee mit dem Wasser einiges abgewinnen.
Wo wohnst Du denn, ich frage nur, weil mein zukünftiger Stiefschwiegervater die Asche seiner verstorbenen Frau in einem nahegelegenen Flüßchen verstreut hat. Dadurch, daß wir nah an der holländischen Grenze leben, kann man hier manchmal einen Umweg über die Grenze und wieder zurück machen. Falls es interessant für Dich ist, kann ich mich da gerne etwas genauer erkundigen-wirklich nicht makaber gemeint. Wir hoffen ja alle, daß es noch wahnsinnig lange dauert, bevor wir das umsetzen müssen.

Noch was zum Schmunzeln: Meine seit über zehn Jahren verstorbene und zumindest etwas schrullige Großmutter hat mit der minutiösen Planung dieses Ereignisses schon über 50 Jahre vor ihrem Tod begonnen, neben der Regelung der üblichen Formalien hatte sie ihr originalverpacktes Wunschnachthemd jahrzehntelang am Schrank hängen und die Fülle an hauptsächlich religiösen Grabbeigaben hat trotz redlicher Bemühungen aller Beteiligten beim besten Willen nicht mehr zu Oma in den Sarg gepaßt. Selbstverständlich hat sie uns mindestens wöchentlich, manchmal auch täglich auf ihr ganz baldiges Ableben vorbereitet. Mit über 80 Jahren war es dann soweit, und daß meine zuweilen auch etwas bockige Oma samt Sarg dann auch noch im Aufzug stecken geblieben ist, habe ich mal als kleines Augenzwinkern verstanden.

LG Natascha

Andrea 1

Ja Pipo/Natascha, da sagst Du was, Lachen und Weinen liegen tatsächlich SEHR nah beieinander. Ich habe in meinem Leben schon genug geweint, vielleicht brauche ich deswegen heute den Humor so sehr, den mir mein Vater mit auf den Weg gegeben hat?
Für mein Seelenleben war mir Lachen schon immer sehr wichtig und jetzt vielleicht sogar noch mehr, schließlich hat es mir Vater vorgelebt und er/wir hatte/-n auch so viele schwere Zeiten, gerade in den letzten 10 Jahren.
Im übrigen...solche "Großmütter od. Großväter" kannte bzw. kenne ich auch.
Ich glaube, dass es ein großer Hilfeschrei für ihre persönlichen Defizite/Ängste ist, dass sie so überreagieren. Schwer zu sagen, warum das bei manchen so ist. Die Gründe vermute ich sehr unterschiedlich. (Aus meinem Bekanntenkreis) Doch da musste ich auch schon hin und wieder schmunzeln.
LG Andrea ;)

wando

Liebe Natascha,

schön, daß Du dieses Thema noch einmal aufgegriffen hast. Hatte mich ja auch schon bereits dazu ausführlicher geäußert.

Als Du das von Deiner Oma erzählt hast, hat mich das sehr an meine Oma erinnert. Leider hat sie uns nichts gesagt, was sie sich einmal wünscht, war auch, im Nachhinein betrachtet, in unserer Familie nicht üblich. Sie verstarb dann mit knapp 82 Jahren und als wir dann später ihre Schränke ausgeräumt haben, fanden wir ein nagelneues Nachthemd mit einem Zettel daran und darauf stand: "Das soll mein letztes Hemd sein". Es war ein hellgrünes, angerautes Nachthemd (sie hat im Leben immer so gefroren). Nur leider haben/konnten wir es ihr nicht anziehen, weil wir es nicht wußten. Wir standen alle samt damals ganz schön betroffen da. Aber, was sollten wir machen. Sie hat ein anderes schönes Hemd bekommen, aber eben leider nicht das "Wunschhemd". An ihren Trauring, den sie nicht mehr getragen hat, weil er ihr zu groß geworden war, hatte sie auch einen Zettel drangemacht: "Der ist für meine liebe Andrea".

Ja, so ist das eben manchmal. Meine andere Oma, die 97 geworden ist, die hatte da ganz klare Vorstellungen und die hat sie vor allem auch mitgeteilt!!!
Ich glaube, das ist ganz wichtig, damit man das Gewünschte auch respektvoll und richtig realisieren kann.

Herzliche Grüße.

Andrea

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