
karegina63
Seit einiger Zeit bin ich stille Mitleserin hier im Forum, das mal traurig, mal hoffnungsfroh ist. Jetzt möchte ich Euch den Fall meines Mannes Reinhard vorstellen.
Erstdiagnose Glioblastom WHO IV 2009, OP war 11/2009. Danach Strahlentherapie, anschließend bis Juni 2013 Chemotherapie mit Temodal 5/23. Die Chemo hat mein Mann immer ganz gut vertragen. Allerdings war er am 3./4./5. Tag der Temodaleinnahme nicht mehr so leistungsfähig. Da er seit 2008 Frührentner ist, kam er damit ganz gut klar.
Im Januar 2011 lernten wir uns kennen, 2012 verlobten wir uns. Dass mein Mann Glioblastom hat und was es bedeutet, wußte ich von Anfang an, da er mir das erzählte.
Beim MRT im Juni 2013 tauchte ein Rezidiv auf. Am 4.7. waren wir in Hamburg-Altona in der Asklepios-Klinik zur Vorbesprechung, wo mein Mann auch die Erst-OP hatte. Das Rezidiv war operabel, immerhin.
Am 2.7.2013 haben wir geheiratet, am 6.7. war die Feier. Es war eine wunderschöne Hochzeitsfeier mit Verwandten und Freunden. Mein Mann war ausgelassen, froh und glücklich. Wir haben bis weit in die Nacht hinein getanzt.
Am 6.8. war die Rezidiv-OP. Der Tumor konnte bis auf einen kleinen Rest entfernt werden. Da mein Mann zwischenzeitlich auf der rechten Seite Lähmungserscheinungen hatte, die dann aber wieder weggingen, kam er erst am 29.8. nach Hause.
Dann fing er Strahlentherapie an zur Bekämpfung des Tumorrestes. Die endete abrupt, da er am 18.09.2013 einen Zusammenbruch hatte. Seitdem ist er wieder im Krankenhaus. Er liegt in einem wachkoma-ähnlichen Zustand, wird künstlich ernährt, hat Blasenkatheder, bekommt die Medikamente intravenös und wird - da er Liegepatient ist - regelmäßig umgelagert. Auslöser war/ist ein Hirninfekt. Dagegen bekommt er Antibiotika. Zudem haben sie im September die OP-Wunde noch mal aufgemacht, da sie davon Eiter entfernt hatten. Dann hat er noch ein Loch im Kopf und er produziert zu viel Hirnwasser. Dagegen haben sie ihm vor 2 Wochen einen Shunt gelegt (eine Kanüle vom Kopf durch das Gewebe in den Bauchraum). Leider nässt die OP-Wunde immer noch.
Seit dem 18.09. habe ich seine Stimme nicht mehr gehört, da er nicht spricht/sprechen kann. Er war zwischenzeitlich schon mal etwas wacher und hat etwas den Kopf in meine Richtung gedreht oder gegähnt. Das ist jetzt nicht mehr so. Seit zwei Tagen ist er sehr schwach, reagiert so gut wie gar nicht mehr. Ich glaube trotzdem, dass er merkt, wenn ich da bin, zu ihm spreche oder seine Hand halte.
Morgen wollen sie ein erneutes MRT machen (das letzte haben sie vor 6 Wochen gemacht, da war die Tumorwunde sauber). Es besteht die Befürchtung, dass der Tumor explodiert ist. Mit weiteren Behandlungen wird bis nach dem MRT abgewartet. Sprich wenn der Tumor sich wirklich wieder ausgeweitet hat, muss man ihn nicht noch unnötig quälen.
Ich habe so gehofft, dass er wieder nach Hause kommt und wir wenigstens noch einige schöne Monate zusammen haben. Momentan sieht es jedoch nicht so aus. Ich hoffe so, dass es nur irgend eine blöde Entzündung ist, die ihn am Wachwerden hindert und nicht der Tumor.
Meine Traurigkeit kann ich auch an seinem Bett nicht unterdrücken, wobei er mich ja nicht trösten kann. Aber wir waren von Anfang an ehrlich zueinander. Das soll so bleiben.
Von den Freunden und Verwandten erfahre ich viel Unterstützung. Das hilft sehr. Jetzt muss ich erst mal den Freitag abwarten. Da erfahre ich das Ergebnis der MRT.