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DomHom

Hallo liebe Community,

zunächst möchte ich mich für meine vermeintlich dumme Frage entschuldigen. Hier sind so viele ernste Themen und ich habe nur eine allgemeine Frage.

Ich mache eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger und höre immer wieder von HT-Patienten wie plötzlich und heftig die Symptome auftraten und dass vorher alles in Ordnung war.
Ich frage mich dabei, wie lange ein "gesundes" Gehirn braucht, von der Entwicklung eines Tumors, über das Wachstum, bis erste Symptome auftreten?
Beim Recherchieren finde ich nur Wachstumsraten von bereits entdeckten Tumoren (Bei denen die Verdoppelungszeiten durch die Größe kürzer sind) oder sehr grobe zeitliche Angaben wie "Glioblastome wachsen sehr schnell". Natürlich wächst jeder Tumor unterschiedlich schnell, aber vielleicht gibt es trotzdem ein paar Erkenntnisse über den Zeitraum der Entstehung.

Es tut mir Leid, wenn meine Frage in diesem Forum überflüssig wirkt. Ich würde die Krankheiten, mit denen ich zu tun habe nur gerne besser verstehen.

Liebste Grüße an alle

2more

Hallo DomHom,

wäre diese Frage nicht eher an diejenigen zu richten, die sich mit der Erforschung von Hirntumoren beschäftigen bzw, an Neurochirurgen oder Neuropathologische Institute?
Welche Erkenntnisse könnten Sie gewinnen, wenn ich Ihnen schildere, dass das Glioblastom multiforme meines Onkels bereits einige Zentimeter groß war, als Sehstörungen auftraten? Er verstarb nach operativer Teilresektion und Chemotherapie innerhalb von 11 Monaten. Das Gehirn ist nicht schmerzempfindlich, so dass viele Betroffene von Tumoren keine Kopfschmerzen haben, erst merken, dass etwas nicht stimmt, wenn Ausfälle oder Anfälle auftreten.
Von meinem gutartigen Meningeom (Hirnhauttumor) meinen die Neurochirurgen, dass es innerhalb von ca. 3-4 Jahren eine Größe von 1 Zentimeter erreichte. Da wurde es entdeckt. Betrachtet man den weiteren Verlauf der wait-and-see-Phase, könnte dieser Zeitraum mit einer Toleranz von + 1 Jahr hinkommen. Ich litt in dieser Zeit mehrfach unter fiebrigen Nasenneben-Stirnhöhlenvereiterungen und massiven Schwankschwindel. Das Meningeom sitzt links frontal parasagittal.
Um evtl. Nachfragen zu beantworten: Der Onkel ist bereits seit 20 Jahren tot und es liegt kein 1. Verwandtschaftsgrad vor.

VG
2more

Aziraphale

Wenn etwas nicht entdeckt wurde, kann man auch nicht wissen, in welchem Zeitraum es gewachsen ist. Meinem Mann wurde gesagt: "Da ist in den letzten Wochen oder Monaten etwas gewachsen..." Aber eigentlich könnten das auch schon Jahre sein. Er hatte nie Kopfschmerzen. Ein epileptischer Anfall führte zur Einweisung und Entdeckung...

SpinEcho

> Ich frage mich dabei, wie lange ein "gesundes" Gehirn braucht, von der Entwicklung eines Tumors, über das Wachstum, bis erste Symptome auftreten?

Die Schwankungsbreite ist riesig. Niedriggradige Tumore können jahrzehntelang keine Symptome verursachen; durch weitere Mutationen (die irgendwann zufällig auftreten) irgendwann aber zu höhergradigen und schneller wachsenden Tumoren werden.

DomHom

Vielen Dank für die Antworten. Es sind einfach Fragen, die sich ergeben, wenn man täglich mit dem Thema zutun hat. Ich wusste beispielsweise nicht, dass niedriggradige Tumore mutieren können und höhergradig werden.

Leider gibt es wohl nur gesicherte Erkenntnisse (Studien) über das Wachstum, wenn bereits Symptome eingetreten sind. Bei anderen Krebsarten, wie zum Beispiel Brustkrebs, gibt ja es durch regelmäßige Mammographie mehr Erkenntnisse zum Wachstum im Frühstadium.
Gerne würde ich ein Gespräch mit einem Neurochirurgen führen. Sie können sich aber sicherlich vorstellen, dass im Klinikalltag dafür keine Zeit ist.

Allen vielen Dank

2more

Sie können sich bei einem der niedergelassenen Neurochirurgen einen Termin geben lassen. Diese Ärzte beraten, operieren aber nicht (mehr).

Viel Erfolg für Ihre weiteren Recherchen.
2more

alma

Hallo Domhom,

es gibt meines Wissens keine Erkenntnisse über das Wachstum.
Unter den niedriggradigen Tumoren gibt es welche, die schneller wachsen als ein höhergradiger, und man weiß nicht warum.
Ein ungefährer Anhaltspunkt könnte die Zellteilungsrate geben, die im histo-logischen Befund steht, aber auch das führt nicht zu einem festeren Boden unter den Füßen. Es existieren eine Menge weiterer Faktoren, die für oder gegen eine gute Prognose sprechen: die Tumorbiologie, v.a. genetische Veränderungen, der Sitz des Tumors, die Operabilität, das Alter des Patienten und seine Konstitution.
Bei Erstdiagnose bekommt man keine Angabe darüber, wie lange der Tumor gebraucht hat, um in Erscheinung zu treten. Sonst bestünde immerhin die Möglichkeit, eine Causa zu finden. Aber die Ärzte wissen es nicht.
Die Plötzlichkeit, von der auch hier immer wieder die Rede ist, kommt aus meiner Sicht daher, dass der Unterschied von vor der Diagnose zu nach der Diagnose so riesig ist. Viele stürzen aus einem guten Leben in die Katastrophe, jedenfalls ihrem Empfinden nach. Da hat man dann das Gefühl einer 180-Grad-Wendung.
Der andere Grund: das Gehirn kann einen Tumor lange kompensieren. Entdeckt wird er häufig erst durch massive Symptome: generalisierter Anfall oder schwere Kopfschmerzen (umgebendes Ödem). Der Tumor schleicht sich nicht in das Leben - er ist plötzlich da. Und zieht dann meistens einen Rattenschwanz von gravierenden Therapien hinter sich her, die einem das Leben erschweren.

Gruß, Alma.

Aurora1

Hallo, lieber Fragesteller !

Ihre Frage treibt auch mich um. Morgen ist MRT Kontrolle und Avastininfusion im 17 Zyklus meines Mannes.
Diagnose eines bifrontalen Glioblastoms im Juli letzten Jahres, inorperabel und etwa 6 cm groß,

Anlaß der Diagnose war die ENDLICH erfolgte Einweisung durch von meinen Kindern gerufenen praktischen Arzt aufgrund der "Zurückgezogenheit, Desorientiertheit und Wesensveränderung". z.B. das Abmessen der Finger und Spekulationen über deren Symmetrie.

Tatsache ist, dass nach erfolgte Diagnose und Biopsie mein Mann sagte, er hätte schon vor einem Jahr anstelle des verordneten MRT der Wirbelsäule fast eine Untersuchung seines Kopfes verlangt.
..... und das ist das Problem.
Jahrelanger Besuch von privat bezahlten Psychotherapeuten, mehrere Gesundenuntersuchungen, von Psychotherapueten veranlasste Untersuchung in der Psychiatrischen Klinik wegen einer möglichen Geisteserkrankung..... aber niemand kam auf die Idee, das Frontalhirn auf einen raumfordernden Prozess hin zu untersuchen.

Nun, eine frühere Diagnose hätte wohl am Verflauf (der sich nun viel länger bei relativ gutem Allgemeinbefinden hinzieht als anfänglich prognostiziert.... über ein 1 Jahr) nichts geändert, wohl aber dem System Familie und vor allem dem Erkrankten, meinen Mann, sehr wohl SEHR viel geholfen. Erst kürzlich mit dem mitbehandelnden Arzt besprochen. Mein Mann setzte Alkohol zur Selbsttherapie ein.

Es gibt eine Untersuchung aus dem Kanton Zürich, die die primären zu den sekundären Glioblastome im Verhältnis 20 zu 1 fanden.
Es scheint allerdings, von den Ärzten niemanden besonders zu interessieren, da eine frühere Diagnostizierung am Verlauf eh nichts geändert hätte und der Patient so noch eine von außen betrachtet schöne, unbeschwerte Zeit verleben durfte.
Dass das rin manchen Fällenso so wie bei uns weder für den Patienten noch für die Familie stimmt, möchte ich ausdrücklich betonen.

Ja, es gibt auch beim Glioblastom, das bei der 1. Diagnostizierung mit über 6 cm Größe noch keine körperlichen außer psychischen Problemen machte, eine lange Vorgeschichte.
Diese ist es wert erforscht zu werden, auch wenn im Augenblick keine früheren "Heilungsmöglichkeiten" zur Verfügung stehen.

Mit lieben Grüßen, aber trotzdem frustiert
eine seit Jahren mitleidende Ehefrau

bittersweet

>>Ich frage mich dabei, wie lange ein "gesundes" Gehirn braucht, von der Entwicklung eines Tumors, über das Wachstum, bis erste Symptome auftreten?<<
Das kann man nicht pauschal beantworten, es kommt vor allem auf die Lage des Tumors an. Außerdem werden Symptome in der Regel meist erst anders erklärt, bis man dann irgendwann en MRT macht und dann weiß was die wirkliche Ursache für die Beschwerden ist. Es gibt einfach zuviele Möglichkeiten die für Beschwerden sorgen können, als immer gleich einen Tumor zu sehen.

>>Beim Recherchieren finde ich nur Wachstumsraten von bereits entdeckten Tumoren (Bei denen die Verdoppelungszeiten durch die Größe kürzer sind) oder sehr grobe zeitliche Angaben wie "Glioblastome wachsen sehr schnell". Natürlich wächst jeder Tumor unterschiedlich schnell, aber vielleicht gibt es trotzdem ein paar Erkenntnisse über den Zeitraum der Entstehung.<<
Zu noch nicht entdeckten Tumoren kann man nun wirklich keine Aussage machen. Dazu muß der Tumor erst einmal entdeckt werden.
WHOI Meningiome können sich über viele Jahre hin entwickeln, bis sie irgendwann meist per Zufall entdeckt werden. Bei manchen Meningiomen stoppt auch die entwicklung irgendwann.
Ein WHOI Tumor kann aber auch umschlagen in eine höhere Stufe und plötzlich deutlich schneller wachsen.

Gliome sind bösartig und wachsen oft sehr schnell.

Kopfschmerzen sind kein Indiz für einen Hirntumor. Viele Tumorpatienten hatten noch nie Kopfschmerzen, obwohl der Tumor schon ganz schön groß war.

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