Ein sehr interessantes, jedoch auch schwieriges Thema, bei der es viele Meinungen gibt.
Zu allererst ist hier der Zustand des Patienten entscheidend. Wird ein Meningeom aufgrund neurologischer Symptome, Epilepsie oder gar neurologischer Ausfälle entdeckt, ist als Art der Therapie eine chirurgische Entfernung anzustreben.
Dies um die beeinträchtigte, verdrängte Gehirnmasse zu entlasten, ihr wieder den nötigen Platz zu verschaffen um die neurologischen Funktionen wieder herzustellen. Entfernt man den Tumor nicht, können durch den Druck des Tumors entstandene Fehlfunktionen von bleibender Natur sein, da das Hirngewebe dauerhaft geschädigt wird.
Ist der Tumor durch seine Lokalisation schlecht zugänglich, oder mit wichtigen Teilen der Peripherie (Nerven, Blutleitern) verwachsen, ist der Einsatz des Skalpels zu überdenken, wenn dadurch irreparable Schäden oder gar eine lebenbedrohliche Situation entstehen könnte. Auch ein schlechter gesundheitlicher Gesamtzustand und mögliche Komplikationen durch bestehende Erkrankungen, sind hier in die Entscheidung mit einzubeziehen.
Hat der Tumor eine geeignete Grösse um zu bestrahlen, kann eine Bestrahlung das Mittel der Therapie sein. Ist der Tumor aber bereits zu gross, drückt zu sehr auf wichtige neurologische Zentren und verursacht Ausfälle, ist eine Bestrahlung alleine nicht ausreichend da der Tumor sich nur sehr sehr langsam verkleinert.
Auch besteht die Gefahr, eines durch die Bestrahlung entstehenden Ödems, wodurch der Druck auf das ansässige Hirnareal zusätzlich noch steigen und zu einer weiteren intensivierung der Symptomatik führen kann. Hier werden die Mediziner dann versuchen erstmal mittels einer OP den Tumor in soweit zu verkleinern, sodass der Resttumor durch eine spätere Bestrahlung austherapiert werden kann.
Auch eine Grössenreduzierung mittels OP und eine anschliessende Überwachung des Resttumors kann eine Option sein. Hier ist das Stichwort Zeit angezeigt. Wie alt ist der Patient, wie verhält sich der Tumor in Sachen Wachstumsgeschwindigkeit und wieviel Zeit bleibt für eine Bestrahlung, falls der Tumor nicht still hält.
Es gibt also im Grunde genommen keine Regel, dass eine OP immer die erste Wahl ist. Allerdings bringt sie im Falle eines gut zugänglichen Tumors, bei guter Gesundheit des Patienten den grösstmöglichen Erfolg. Entlastung des Hirngewebes, Abklingen neurologischer Defizite und histologische Abklärung des Tumors. Wir hatten hier schon Fälle von Patienten, deren Radiologen an ein Meningeom glaubten, sich nach der OP aber als Lymphom, Hämangioperizytom oder Hirnmetastase entpuppten. Wird dann nur bestrahlt, bleibt die Grunderkrankung unentdeckt und werkelt munter weiter im Körper.
Was die Bestrahlung angeht, sehe ich persönlich eben diese Art des Eingriffs als mein "Trumpf-As", das ich mir bis zum Schluss aufhebe. Kommt also irgendwann der Tag, an dem mein Chirurg mir sagt dass er nicht mehr operieren will und mich zum Strahlentherapeut schickt, spiele ich diesen Trumpf aus. Bis dahin behalte ich diesen im Ärmel.
Und bedenkt, diesen Trumpf kann man nur einmal ausspielen. Denn wenn der Strahlentherapeut es vergeigt, irgendwas nicht so funktioniert wie es soll und nicht alles Gewebe vom Tumor zerstört wird, gibt es im Fall eines erneuten Wachstums keine zweite Chance, um an selber Stelle ein weiteres mal zu bestrahlen. Eben weil das Hirngewebe das nicht verträgt. Die Schäden wären nicht mehr zu reparieren. Der Chirurg hätte die dankbare Aufgabe den Fehlschlag zu korrigieren und einen durch die Bestrahlung noch schwieriger abzulösenden Tumor zu extrahieren, mit allen möglichen Folgen und Einschränkungen.
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass es für den Mediziner immer auf den Einzelfall ankommt, welche Art der Therapie den grösstmöglichen Erfolg oder Zugewinn an Lebensqualität bringt. Unter Abwägung aller Risiken und der bestmöglichen Nachhaltigkeit des Eingriffs, versteht sich. Und natürlich auf den Patienten, der ja schliesslich für sich entscheidet, welchen Therapievorschlag er für sich am geeignetsten sieht. Manchmal auch, welcher der vermeintlich einfachste für ihn ist. Ob es auch der langfristig beste Weg war, zeigt sich dann meistens erst nach Jahren.
Nur eines ist uns Gewiss, dass wir jederzeit wieder solch ein Gewächs züchten können und das muss noch nicht einmal ein Rezidiv, also ein Ableger des ersten Tumors sein. Denn wenn unser Körper dieses Kunststück schon einmal geschafft hat, kann er es jederzeit wieder tun.
Das einzige was hiergegen hilft, ist im jetzt und hier zu leben und immer das Beste aus der Situation zu machen, schliesslich können wir es eh nicht ändern!