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Thema: Was bedeutet "Evidenzhaltung zu empfehlen"?

Was bedeutet "Evidenzhaltung zu empfehlen"?
Greta80
12.12.2019 18:00:30
Evidenzhaltung zu empfehlen": Das steht manchmal bei der MRT-Befundung - aber was heißt das eigentlich genau?
Und "keine eindeutigen Hinweise" für ein Rest- bzw. Rezidivturmorgeschehen".
Ist das eindeutig hier von Bedeutung?

Danke!
Greta80
AnnikaK
12.12.2019 18:04:06
Evidenzhaltung heißt nichts anderes, als das man das im Auge behalten sollte, also regelmäßige Kontrollen notwendig sind.
AnnikaK
Prof. Mursch
12.12.2019 18:19:09
keine eindeutigen Hinweise heißt eher, dass sich der Kollege den Rücken freihalten will, falls doch etwas wächst. ER sieht nichts Schlimmes.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
Greta80
12.12.2019 19:00:28
Besten Dank.
D.h. so wirklich beruhigend ist dieser aktuelle Befund nicht? Wenn ich ihn mit dem von September vergleiche, ist das Wording und für mich als Laie der Inhalt ein komplett anderer.
Greta80
AnnikaK
12.12.2019 19:46:58
Da ich den Befund vom September nicht kenne, kann ich da jetzt nicht so richtig was zu sagen.

Aber unterschiedliche Ärzte drücken sich unterschiedlich aus. Bei uns gibt es 4 verschiedene Neuroradiologen, jeder verfasst seinen Bericht anders, deshalb liest sich das manchmal recht einfach, manchmal brauche ich aber n Pschyrembel zur Übersetzung...
AnnikaK
Prof. Mursch
12.12.2019 21:16:56
Einen solchen Satz würde ich als beruhigend ansehen.
Vielleicht sollten Sie Ihren Neurochirurgen fragen.
Wir machen das immer so.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
KaSy
12.12.2019 21:34:15
Liebe Greta80,
ich hatte auch diese Probleme der verschiedenen Formulierungen der MRT-Befunde durch verschieden Fachärzte in derselben Radiologie.
Ich bestehe jetzt darauf, dass immer dieselbe Radiologin die MRT-Befunde schreibt, damit ich sie vergleichen kann.
In der Radiologie wurde mir gesagt, dass das selbst dann möglich sei, wenn genau diese Ärztin beim MRT nicht dabei wäre. Dann würden sie den Befund durch sie schreiben lassen.
Vielleicht ist das bei Euch auch möglich.

Außerdem gehe ich prinzipiell immer in dieselbe Radiologie, da es doch irgendwelche kleinen Unterschiede geben kann, die für die langjährigen MRT-Kontrollen bedeutsam sind.

KaSy
KaSy
Greta80
16.12.2019 23:20:32
Vielen Dank für die kompetenten Antworten.

Meine Mutter ist seit der Entlassung nach der Operation auch immer im gleichen Radiologie-Zentrum - befundet wird leider von unterschiedlichen Radiologen.Hier ist mir eine andere Lösung lieber.

Der Befund wird im Anschluss mit den Neurochirurgen besprochen - leider auch immer mit einem anderen. Ich war schon ein paar mal mit beim Termin und habe den Eindruck, dass nicht dieser sich auf den schriftlichen Befund des Radiologen stützt und nicht wirklich sehr intensiv die Bilder beachtet.

Vlt täuscht mich das Gefühl auch, so richtig "ernst genommen" fühlen wir uns nicht. Sie kann - lt. Neurochirurgen - wieder Auto fahren. Nur in ihr sieht es ganz anders aus, sie hat sehr an Orientierung eingebußt und ihr selbständiges Leben in Großen Teilen verloren.
Darunter leidet sie derzeit auch, diese Abhängigkeit von Anderen ist neu für sie. Das tut mir als Tochter sehr weh, auch wenn ich ihr das nicht spüren lassen mag.
Greta80
KaSy
17.12.2019 01:29:01
Liebe Greta80,
der Neurochirurg (also einer von den vielen) hat sicher einen Grund, wenn er das Autofahren wieder erlaubt. Hat Deine Mutter (oder Du) danach gefragt? Eigentlich hätte an dieser Stelle des Gesprächs die Erklärung kommen müssen, dass Deine Mutter es aus den von Dir genannten Gründen gar nicht kann.

Oder könnte sie es und ist sich aber "nur" unsicher?
Würde es ihr helfen, in sehr ruhigen Gegenden erstmal begleitet zu fahren, um es besser einschätzen zu können, ob es vielleicht doch noch funktioniert?
Oder ist das wegen der Orientierungsprobleme völlig ausgeschlossen? Auch bei bekannten Strecken?

Um beim Arzt ernstgenommen zu werden, würde vielleicht eine konkrete Vorbereitung mit genau formulierten Fragen helfen, die Ihr abarbeitet, weiter fragt, bis alles geklärt ist. (Falls Ihr das nicht sowieso schon so macht.)

Wie sieht das alles eigentlich ihr Hausarzt, zu dem doch ein langjähriger und jetzt häufiger Kontakt bestehen müsste?

Gibt es eine Person, z.B. aus dem Pflege-, Psycho-, Physio- oder Ergotherapiebereich, der öfter mit Deiner Mutti spricht und sie aufmuntern kann?
Mit meinen Verwandten (Eltern, Geschwister, Kinder, Enkel) rede ich kaum über meine Krankheit, aber mit den Fachleuten ist das ganz anders. Man muss die richtigen Personen finden, die einem gut tun und auch sagen, falls es nicht so ist.

Ich würde so gern helfen ...

KaSy
KaSy
Greta80
27.12.2019 23:29:11
Danke KaSy für deine aufmunternden Worte.

Meine Mutter ist ab Ende Jänner 2020 wieder auf Reha und wird dort auch die psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Bisher war oder ist sie nicht so aufgeschlossen dem gegenüber. Leider, ich selbst habe gute Erfahrungen.

Das Autofahren hält sie für unmöglich. Es fühlt sich für sie an, als ob ein Teil ihres Gehirns "weg" ist und ihr fehlt die Orientierung. Es ist als ob sie betrunken ist. Eine eigene Art des Schwindels und das sagt sie den Ärzten auch, fühlt sich allerdings unverstanden.

Das letzte MRT wurde kürzlich im Krankenhaus besprochen. Es war wieder ein anderer Neurochirurg in der Ambulanz, der noch dazu sehr sehr frisch im Team war. Mein Vater hat mir das erzählt, sie haben dann einen anderen Arzt hinzugezogen und der meinte, die Bilder haben sich nicht verändert.
Zum Glück. Beim nächsten Kontrolltermin in der Neurochirurgie möchte ich selbst wieder dabei sein. Wobei ich in der Klinik nichts das beste Gefühl habe und ich sie am liebsten wo anders unterbringen möchte.

Sie redet viel mit mir über die Krankheit, fast immer, wenn wir uns sehen. Ich weiß zwar viel über Prognosen etc., aber sie möchte gerne von mir die "Sicherheit", dass nichts mehr nachkommt. Ich versuche, ihr positiv zuzureden, ohne ihr etwas vorzumachen.

Manchmal habe ich den Eindruck, es geht ihr gut und ist nahezu wie früher (bis vor der OP war sie ein anderer Mensch), dann wiederum merke ich wie schnell erschöpft und blass sie ist. Ihr Blick ist nicht mehr derselbe.
Und wenn ich dann an alles denke, was ich so über Astrozytome über meine Recherchen herausgefunden, geht es mir richtig schlecht damit.
Das mache ich dann mir mir selbst aus, um sie nicht zu belasten.

Die Hoffnung lebt.
Greta80
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