Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Jeder Beitrag hilft.

Jetzt spenden

KaSy

Dr. Misch sprach am 12.10.2019 vor Neurochirurgen über seine Beobachtungen von überdurchschittlich vorkommenden FERNREZIDIVEN.

Da ich diesen Begriff im Zusammenhang mit Hirntumoren noch nie gehört habe, habe ich den englischen Originaltext
(... detection of an unusually high distant recurrence pattern ...)
seines Themas versucht zu übersetzen und glaubte, er meinte Metastasen in anderen Organen.

Als wissenschaftliche Erklärung fand ich, dass Fernrezidive im Unterschied zu lokalen Rezidiven nicht an der Stelle des Ersttumors, sondern an einer anderen Stelle entstehen und in meist als Metastasen bezeichnet werden.
(Dabei wird die "andere Stelle" nur allgemein benannt.)

Im Forum tauchte nun der Begriff Fernrezidiv für weitere Glioblastome auf, die zeitlich nach dem ersten Glioblastom, aber auch im Kopf entstanden sind.

Bei mir gab es nach dem ersten Tumor ein "lokales" Rezidiv und danach an zwei entfernten Stellen an den Enden der Bügelschnittnarbe weitere Rezidive, die der NC als Metastasen bezeichnete. Diese waren aber auch im Kopf entstanden.


Mich würde interessieren, was Dr. Misch mit den "Fernrezidiven" meint.

Sind es "nur" die Rezidive, die nach Hirntumortherapien an anderen Stellen im Kopf entstehen können? Dann wäre das ja nichts besonders Erwähnenswertes.

Oder meint er tatsächlich Fernrezidive in dem Sinne von Metastasen in anderen Organen?

KaSy

Prof. Mursch

Im Kopf.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Labre82

Hallo,

Wird denn in anderen Fällen ein Fernrezidiv auch als Satellitenmetastase oder Satellitenläsion bezeichnet? Ist mit allen drei Begriffen das gleiche gemeint?
Also das wachsen von aktivem Tumorgewebe an einer anderen Stelle im Kopf, als der "Erst-Tumor"?
Gruß Laura

GMT

"Unter einem Rezidiv versteht man allgemein das erneute Auftreten oder Fortschreiten einer Erkrankung nach deren kompletter oder teilweisen Abheilung. Einfach gesagt: Das Rezidiv ist ein Rückfall. Auf eine Krebserkrankung bezogen bedeutet dies, dass nach erfolgreicher Therapie und Zerstörung bzw. Zurückdrängung des Tumors erneut Tumorgewebe auftritt. Bei den soliden Tumoren, also den Organkrebserkrankungen wie Brustkrebs, Darmkrebs, Eierstockkrebs etc., muss zwischen Rezidiv = Wiederauftreten an Ort und Stelle sowie Metastasierung = Auftreten von Töchtergeschwülsten an anderen Organen unterschieden werden."

Da die Ursache der Entstehung eines Glioblastoms nicht geklärt sind und man bisher nur weiß, dass man selbst bei der OP mit ALA5 nicht alle tatsächlich vorhandenen "Zellen/Verbindungen" sehen kann um diesen Tumor 100 % zu entfernen, ist es sicher auch schwer da etwas korrekt als Rezidiv oder Metastase zu benennen.

Beides sind ja auch Ableger der Erkrankung, warum/weshalb diese entstanden sind, welche Voraussetzung gegeben sein müssen um entstehen zu können, weiß man nicht.

22.10.2019
P.S. Ich möchte höflich darauf hinweisen, dass mein Beitrag ungefragt geändert wurde.
Ein "Ableger" ist eben KEIN Symptom.

Was ist der Grund für eine "Prüfung" des Beitrages?

KaSy

Liebe Mirli,

zur 1. Frage:

Hirntumoren können Metastasen an anderen Stellen im Kopf (!) entstehen lassen.
Dass bei mir an den äußeren Enden der Bügelschnittnarbe Meningeome entstanden, lässt sich vielleicht darauf zurückführen, dass bei der Entfernung meines ersten WHO-I-Meningeoms vereinzelte Tumorzellen dorthin gerieten, die dann nach Jahren begannen, sich zu teilen. Das waren bei mir dann WHO-III-Meningeome, die als Metastasen bezeichnet wurden.

Hirneigene Tumoren dringen in die Hirnzellen ein, die miteinander auf verschiedenen Wegen in Kontakt stehen. Da ist es logischer, dass auch an einer oder mehreren weiteren Stellen im Kopf neue Tumoren oder Metastasen ("Absiedelungen von Tumoren") entstehen können. Das muss nicht einmal durch eine Therapie geschehen.

Dass Hirntumoren keine Metastasen in anderen Organen bilden, müsste mit der Blut-Hirn-Schranke zu tun haben.
Aber das weiß ich nicht so richtig, deswegen hatte ich die Frage zu den Fernrezidiven gestellt.
Denn Tumoren in anderen Organen können Hirnmetastasen erzeugen, da müsste doch auch diese Blut-Hirn-Schranke in Richtung Gehirn überwunden werden?


Zur 3. Frage:

Der Mensch ist so wie alle Lebewesen keine perfekt gebaute Maschine.
Ein noch so perfekter Roboter ist nicht in der Lage, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.
Unter den Milliarden Menschen auf der Erde gibt es nahezu keine zwei Menschen, die völlig gleich sind.
Selbst die Kinder von ein und demselben Elternpaar unterscheiden sich und das gilt sogar für eineiige Zwillinge, die dieselben Gene haben.

Einerseits können später entstehende Krankheiten in den Genen "vorbestimmt" sein. (Z.B. Trisomie 23) Aber nicht alle.

Anderseits können Umweltfaktoren Krankheiten hervorrufen, aber nicht bei jedem.

Außerdem ist es so, dass sich die Zellen in jedem Lebewesen immer mal teilen. Da können bei der Verdoppelung der DNS Fehler auftreten.
- Diese Fehler können selbst repariert werden, dann ist alles gut.
- Die fehlerhaften Zellen können vom Immunsystem umschlossen (z.B. Ödem) und dann ausgesondert werden. Das ist auch gut.
- Aber sie können sich auch mit ihren Fehlern weiter teilen, wodurch im Laufe einer mehr oder weniger langen Zeit eine Anhäufung fehlerhafter Zellen entsteht. Das ist schlecht, denn das nennt man dann Tumor.


2. Frage:

Da sich bei Kindern die Zellen wegen ihres Wachstums häufiger teilen, kann das völlig gesunde 11-jährige Mädchen leider auch in diese furchtbare Situation geraten. Durch die raschere Teilung der Zellen würde ein Tumor auch schneller wachsen. Und dann "rennen die Ärzte diesem Tempo hinterher", können den Tumor nicht mehr stoppen und die Kleine schafft es nicht und stirbt.



Ich "spinne den begonnenen Faden" mal weiter:

Diese mögliche fehlerhafte Zellteilung beginnt gleich nach der Vereinigung von Eizelle und Spermium. In diesen ersten Teilungen geschehen die meisten Fehler, die dazu führen, dass es gar nicht erst zur Entwicklung eines Kindes (Fötus, Embryo) kommt. Das Immunsystem sorgt dafür, dass der "fehlerhafte Zellhaufen" durch den natürlichen Abbruch der (oft noch nicht bemerkten) Schwangerschaft entsorgt wird, bevor sich ein nicht lebensfähiges Kind entwickeln kann.

Treten solche Fehler erst in den späteren Schwangerschaftswochen auf, versuchen die Ärzte aus ethischen Gründen alles, um das Leben des Kindes zu retten und gehen dabei (gemeinsam mit den Eltern) das Risiko ein, dass ein (sogenanntes) "behindertes" Kind zur Welt kommt.

Nun könnte man das verhindern, indem man als Elternpaare nur diejenigen "auswählt" die "perfekte" Eigenschaften haben, damit sie halbwegs sicher sein können, "perfekte" Kinder mit bestimmten "perfekten" Eigenschaften zu bekommen, die im Idealfall auch nie krank werden.

Und da wären wir furchtbarerweise bei der "praktizierten Rassentheorie", die vollkommen abzulehnen ist.

Dazwischen stehen die Ärzte und alle Menschen.
- Leben erhalten? Ja, natürlich!!
- Um jeden Preis? Ja. Naja, aber ...
- Leben beenden? Nein!!
- Aber wenn das Leben nicht mehr
lebenswert ... ... Was ist
"lebenswert"?
- Wer darf das einschätzen?
Der Betroffene selbst - ja.
Die Eltern von Kindern - ich
denke, nein.
Die Angehörigen - ???
Die Ärzte?
?

GMT

Wenn Zellen sich fehlerhaft teilen - dann gibt es eine Ursache, die eventuell vorher schon bestand.
Da man bis heute nicht weiß, was die Ursache für Krebs ist, ist auch die "veränderte Genetik" nur eine Vermutung von mehreren.

Die Forschungsarbeit von Prof. W. von 1931 (mit dem Nobelpreis gewürdigt) ist nach wie vor nicht widerlegt - höchstens umstritten - dass der Stoffwechsel gestört sein kann.

Unstrittig ist wohl inzwischen die Balance z.B. der Oxidantien (die sogenannten freien Radikalen) und der Antioxidantien.... gewinnen erstere die "Mehrheit" können sie DNA zerstören und dafür sorgen, dass sich Zellen fehlerhaft teilen und Krankheiten entstehen.

Der Mensch ist ein wunderbares komplexes Wesen - von der Natur perfekt geschaffen - aber eben auch so, dass der Mensch heute eben NICHT alles über "sich selber" weiß.

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.