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Thema: Wechselmodell: Den Kindern einfach nur zuhören

Wechselmodell: Den Kindern einfach nur zuhören
Thomas Schnee
04.12.2000 07:58:38
Den Kindern einfach nur zuhören


Markus Witt 29.10.20170 Kommentare

Bislang werden Kinder im Falle einer elterlichen Trennung in der Regel der Mutter zugesprochen. Doch sollte statt dessen die gemeinsame Elternschaft gefördert werden, schreibt Gastautor Markus Witt. Die Zeit ist reif für ein neues Familienrecht, findet Gastautor Markus Witt.

Unser Familienrecht sieht nach einer Trennung einen Gewinner und einen Verlierer vor. Die Mutter bekommt meist das Kind, der Vater muss zahlen und darf sein Kind nur begrenzte Zeit sehen. Die Mutter gilt als alleinerziehend so, als würde der Vater sein Kind nicht miterziehen. Aber hat es die Mutter besser? Nein, denn Alleinerziehende sind sehr häufig überlastet und von Armut bedroht.

Warum halten wir noch immer an einem längst überholten Familienrecht fest? Die meisten Eltern leben gemeinsame Elternschaft – und das auch nach einer Trennung.

Etwas ändern könnte die Politik. Diese kann sich aber seit Jahrzehnten nicht dazu durchringen, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen.

Deutschland, eines der reichsten Länder der Welt, ist ein familienrechtliches Entwicklungsland. Die Zeit ist reif für einen grundlegenden Wandel, für ein neues, zeitgemäßes Familienrecht. Eines, welches Eltern nach einer Trennung auf Augenhöhe behandelt, welches beiden Beruf und Familie ermöglicht, welches Streit schlichtet statt ihn zu eskalieren. Eines, welches Kindern beide Eltern erhält – auch heute noch keine Selbstverständlichkeit in Deutschland.

Die Kinder haben vor einer Trennung mit beiden Eltern gelebt. Warum sollte dies nach einer Trennung anders sein? Doppelresidenz oder Wechselmodell nennt sich so etwas. In anderen Ländern häufig Standard und erwiesenermaßen deutlich besser für die Kinder als das in Deutschland übliche Besuchsmodell.

In den anstehenden Koalitionsverhandlungen treffen grundverschiedene Nachtrennungs-Familienbilder aufeinander: Die Grünen, offen für vieles, die FDP, die sich mit einem modernen Familienbild klar zur gemeinsamen Elternschaft und zu internationalen Resolutionen pro Kind ausspricht, und die CDU mit einem einzig auf der Ehe basierenden Familienbild des vergangenen Jahrhunderts.

Worauf soll sich die Politik einigen? Es reicht, einfach den Kindern zuzuhören. Kein Kind will, dass ein Elternteil als Verlierer dasteht. Darum sollte die gemeinsame Elternschaft gefördert werden – anstatt, wie bisher, be- oder gar verhindert zu werden.

Bisher fragen wir nach dem „besseren“ Elternteil. Zukünftig sollten wir uns fragen: Warum sollten Kinder mehr bei einem Elternteil leben, wenn sie doch die Kinder beider Eltern sind? Aus Sicht der Kinder wird es nur selten einen Grund geben. Gründe fanden bisher nur die Eltern, Juristen und die Politik. Damit muss endlich Schluss sein. Wir sollten von längst überholten Rollenbildern abrücken und Mutter und Vater als gleich wichtig für Kinder betrachten.
Thomas Schnee

 

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