Der von rawa angegebene Link führt zur Internetseite der Deutschen Hirntumorhilfe e.V. (DHH e.V.), die halbjährlich Hirntumorinformationstage organisiert sowie dieses Forum betreibt.
Da der Link nur zur Ankündigung des Inhalts eines Vortrags, aber nicht zu dessen Aussagen führt, möchte ich diese aus meinen Mitschriften und dem Tagungsmaterial ergänzen:
(Ich hoffe, dass ich mit dieser Veröffentlichung im Forum der DHH e.V. nicht das Urheberrecht der DHH e.V. verletze.)
Am 4. Mai 2019 ging es im 8. Vortrag des Experten u.a. um die folgende Frage:
„Welche Wirkung kann Cannabis haben?
Dabei besteht die Problematik im Unterschied von:
- Zellkulturen
- Tierversuchen
- Therapie am Menschen
Mit einer sehr geringen Probandenzahl von 27 Patienten wurden zwei Studien durchgeführt:
- Studie I : Cannabis hat keine lebensbedrohliche Wirkung.
- Studie II : Es gab kein bzw. kaum ein verbessertes Gesamtüberleben.
Die Therapie mit Cannabis zu ergänzen, ist zwar eine relativ sichere Therapie, der Überlebensvorteil ist jedoch fraglich. Cannabis ist nicht für die Hirntumortherapie konzipiert! Insofern wurde die Studie vorzeitig abgebrochen.“
Antworten auf Patientenfragen in der Podiumsdiskussion:
Patientenfrage: „Kann man statt des synthetisch hergestellten Cannabis auch die natürliche Pflanze verwenden?“
Expertenantwort: „Bei der Nutzung der Cannabispflanze ist die Aussagekraft über die Wirkungen und die Wechselwirkungen, z.B. mit Temozolomid, zu gering.“
Das wollten unsere Gäste bei den letzten Informationstagen von den Experten wissen
(aus dem Tagungsmaterial der Deutschen Hirntumorhilfe e.V.)
Patientenfrage: „Was ist der Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und solchem auf dem „freien“ Markt?“
Expertenantwort: „Für medizinisches Cannabis gibt es bestimmte Auflagen bezüglich Anbau, Verarbeitung, Transport und Weiterverarbeitung. Es handelt sich um ein standardisiertes Produkt, von dem man weiß, welche der bekannten Inhaltsstoffe in welcher Menge enthalten sind. Das weiß man bei Cannabis, welches nicht über den offiziellen Weg bezogen wird, nicht. Außerdem kann Cannabis vom Schwarzmarkt stark verunreinigt sein.“
Patientenfrage: „Worauf lässt sich die Wirksamkeit von Cannabis zurückführen?“
Expertenantwort: „Mittlerweile kennen wir einige Wirkmechanismen von Cannabis im Organismus. Viele Körperzellen haben bestimmte Andockstellen, die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2. Diese werden vorwiegend auch von körpereigenen Substanzen angesteuert, aber eben auch von den bekannten Inhaltsstoffen der Pflanze THC und CBD. CB1-Rezeptoren finden sich z.B. auch auf Glioblastomzellen. Hier gibt es Hinweise, dass durch die Anregung dieser Rezeptoren das Wachstum der Tumorzellen gehemmt wird oder die Tumorzellen absterben. Die meisten Untersuchungen wurden jedoch bislang im Labor durchgeführt und es ist nicht leicht zu sagen, inwiefern die Effekte bei Menschen übertragen werden können.“
Patientenfrage: „Für welche Einsatzgebiete gibt es derzeit Belege für einen klinischen Nutzen von Cannabis?“
Expertenantwort: „Das sind mit einer guten Evidenz die Behandlung chronischer (neuropathischer) Schmerzen als auch von Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie. Eines der Haupteinsatzgebiete von Cannabis in der supportiven Therapie ist zudem die Behandlung von Appetitlosigkeit. Nicht so gut belegt ist die Linderung von Schlafstörungen. Es gab bislang nur wenige Studien, die einen Effekt von Cannabis in der Therapie von Hirntumoren untersuchten. Auf dieser Grundlage lässt sich derzeit noch keine klare Aussage treffen. Allerdings wird dieser Ansatz aktuell auch in klinischen Studien weiter erforscht.“