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Thema: Welche Chemo nach Temozolomid?

Welche Chemo nach Temozolomid?
sisse16
10.03.2014 20:18:29
Bei meiner Mutter wurde im Oktober 2013 ein Glioblastom Typ04 diagnostiziert. Nach erfolgreicher Operation wurde sie vier Wochen später bestrahlt und bekam gleichzeitig für 6 Wochen Temodal. Bestrahlung und Chemotherapie haben meiner Mutter körperlich schwer zugesetzt. Sie hatte schlechte Blutwerte und war allgemein sehr schwach. Erst jetzt hat sich ihr Zustand wieder etwas verbessert. Im Januar war das erste Kontroll-MRT und leider konnte man schon wieder ein Rezidiv erkennen. Weder die Chemo noch die Bestrahlung haben das Tumorwachstum also behindern können.Offensichtlich spricht der Tumor auf Temodal sowieso nicht an. Nächste Woche soll nun eine neue Chemotherapie beginnen. Meine Mutter hat allerdings sehr Angst, dass sie diese körperlich wieder so schwächen wird und will deshalb keine Chemotherapie mehr machen. Was gäbe es denn zur Temodal-Therapie für Alternativen?
sisse16
Prof. Mursch
10.03.2014 21:10:03
Wenn nur zur Strahlentherapie Temodal gegeben wurde, ist die Wirkungslosigkeit nicht belegt.
Ist der MGMT Status bekannt? Das könnte eventuell bei der Entscheidung helfen.
Temodal wird im Allgemeinen relativ gut vertragen.
Man kann ja auch mit dem Onkologen über ein leichter verträgliches Schema sprechen.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
sisse16
10.03.2014 21:39:53
Nein, leider ist der MGMT Status nicht untersucht worden. Und leider hat sie die Chemotherapie mit Temodal nicht besonders gut vertragen.
Wenn unter Chemotherapie und Bestrahlung schon ein 2 cm großes Rezidiv entstanden ist, kann man doch nur von Wirkungslosigkeit reden, oder?
sisse16
Harry Bo
10.03.2014 21:52:49
Diese Frage interessiert mich auch brennend,

wann kann man denn eindeutig sagen, dass TMZ nicht wirkt?
Selbst bei negativem MGMT Status sgan nur die wenigsten Ärzte, das TMZ versagt hat. Man müsse eben das Einnahmeschema ändern, dann könne TMZ sehr wohl doch noch wirken.

Mein Verstand sagt mir, TMZ kann wirken, da aber Glioblastomzellen eine Mischung verschiedener genetischer, unterschiedlicher Zellen sein können, hat es eben auf einen Teil davon gewirkt und sie zerstört, dann vermehren sich aber die Zellen irgendwann, die nicht auf TMZ ansprechen und ich hab nur noch Zellen, die nicht reagieren.
Könnte man auch anders sehen und sagen, die Zellen haben eine Resistenz gebildet und wachsen deshalb weiter. Auf jeden Fall erreicht TMZ irgendwann seine Grenzen.
Wie stellt man fest, dass dieser Zeitpunkt gekommen ist?
Für mich bisher ganz einfach, sie wachsen unter der Einnahme.
Würde mich über jeden freuen, der mir verständlich macht, warum mein simples Modell nicht aussagekräftig ist.

@sisse, man könnte im Falle deiner Mutter eher sagen, das Rezidiv ist vor ca. 2-3 Monaten schon gewachsen, da hatte die Therapie gerade erst angefangen und konnte so schnell noch nicht wirken?!

Gruß Harry
Harry Bo
dirlis
10.03.2014 22:01:15
Hallo Sisse16,
Wir hatten eine ähnliche Situation. Nach Erfolgreicher OP und kombinierter Strahlen und Temozolomid-Therapie kam es zügig zu einem enormen Rezidiv (zum Glück wieder operabel. )
Im Anschluss an die 2.OP bekam mein Mann zunächst Temozolomid im metronomischen Protokoll (kleinere Dosis, aber täglich) - Nebenwirkungen waren nicht erkennbar. Es ging ihm super. MGMT übrigens unklar, da zwei unterschiedlich Ergebnisse...
Die Frage nach der Wirksamkeit finde ich schwer zu beantworten.
Vielleicht hat es nicht gewirkt, vielleicht hat es aber auch bewirkt, dass nicht noch mehr zu sehen ist ( schwacher Trost, ich weiß)
Alternativen gibt es erstaunlich viele, CCNU, BCNU, Avastin, Irinotecan oder Kombinationen....
Wenn Deine Mutter keine Chemo möchte, was stellt sie sich denn selber vor?
Alles Gute wünscht, Dirlis
dirlis
sisse16
10.03.2014 22:12:16
Ich glaube, im Moment stellt sie sich gar nichts vor. Aber der Gedanke an eine neue Chemo macht ihr wahnsinnig Angst. Sie hat Temodal im Gegensatz zu den meisten Leuten gar nicht gut vertragen. Am Ende der Therapie konnte sie noch nicht mal mehr alleine laufen. Sie war körperlich so schwach, dass ihr Onkologe der Ansicht war, man müsste sowieso erst warten, bis sie sich erholen würde, bevor man die Chemo wieder weitermacht. Jetzt hat sie am Donnerstag den nächsten Termin beim Onkologen und weiß nicht, was sie machen soll.
Danke für die Alternativen... ich habe mittlerweile so viel recherchiert, dass mir der Kopf schwirrt.
sisse16
khk007
11.03.2014 10:43:58
Hallo,

Mir hat die OP im Jahr 2009 gar nicht so viel ausgemacht. Während der Chemostrahlentherapie ging es mir nach etwa der Hälfte jeden Tag schlechter, was meine Motrizität links anging. Ich konnte noch 20 km Radfahren, aber das Laufen und die Koordination, z.B. gegenläufige Armbewegungen, wurde immer schlechter. Ich habe fast 1 Jahr gebraucht, bis Alles wieder einigermaßen im Lot war... Allerdings waren meine Blutwerte immer einigermaßen OK... Allerdings sagen einige Onkologen auch, daß Chemotherapien besser zu wirken scheinen, wenn der Körper (Blutwerte) stärker drunter leidet. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht.

Ich kenne natürlich nicht alle klinischen Daten, aber meine Ärzte haben mir gesagt, daß es keinen Sinn mache, vor Ablauf von 3 Monaten nach Ende der Strahlentherapie ein MRT zu machen, wegen möglicher Pseudoprogressionen. Wurde denn in den 24 bis 48 Stunden nach der OP ein MRT zum Vergleich gemacht?

Nach meiner Erfahrung, ist es noch zu früh, um feststellen zu können, daß das Temodal nicht wirkt und ich würde deshalb erstmal dazu raten, die Chemo fortzusetzen.

Courage und Grüße aus Paris,

Kai
khk007
Prof. H. Strik
11.03.2014 17:47:49
Es ist richtig, dass nach dieser relativ kurzen Zeit die Bewertung schwer ist, da durch OP und Bestrahlung eine vermehrte Kontrastmittelaufnahme entstehen kann, die mit Tumor nichts zu tun haben muss. Das macht die Bewertung in den ersten Monaten schwer. Aus meiner Sicht tatsächlich möglich wäre die Umstellung des Temozolomid auf ein sogenanntes dosisintenses Schema, bei dem die Dosis pro Tag niedriger ist und die Einnahme verlängert wird. Da gibt es verschiedene Schemata, die meist auch besser steuerbar sind, was das Blutbild angeht. Da das aber so nicht zugelassen ist wird es nicht von allen Kollegen durchgeführt. Nitrosoharnstoffe wie CCNU oder BCNU sind belastender für das Blutbild als Temozolomid. Bliebe noch Avastin (ggf. + Irinotecan), für das die Kostenübernahme aber extra beantragt werden muss.
Prof. H. Strik
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