Hallo Ihr Lieben,
durch ungünstige Planung der Kinderbetreuung am Tag an dem mein Mann die Diagnose Glioblastom erfahren hat, mussten wir gemeinsam allen (seinen Eltern und unsere 3 Kinder 11, 9, 5) gleichzeitig die bittere Wahrheit erzählen...
Jeder davon hat nur den Teil der ganzen Information angenommen, den er (altersentsprechend?) zu diesem Zeitpunkt ertragen und verarbeiten konnte.
(Das die Eltern meines Mannes bis heute Vogel-Strauß-Taktik betreiben, ist eine kleine, komische Hässlichkeit am Rande).
So ungefähr halten wir es bis heute. Jeder kann jederzeit mit uns sprechen. Wir lügen nicht. Wir haben keine Geheimnisse. Wir versuchen nicht unsere Kinder durch Heimlichkeiten zu schützen, aber alles im Detail müssen sie auch (noch) nicht wissen.
Der große, der inzwischen pubertiert, kommt immer wieder mit Kleinigkeiten zum Thema, tastet sich ein Millimeter heran und lässt das Thema wieder ruhen.
Der mittlere (der als erster und schon vor der Diagnose erkannt hat, was drohen könnte) spricht nicht direkt mit uns ( ist aber schon immer eher mundfaul), nur nach Situationen, die ihn dreifach belasten, blitzt die Angst, die er in sich trägt, hervor.
Die Kleine spielt, hopst vorbei, knutscht den Papi und teilt klar mit, dass sie möchte, das wir ein Familiengrab haben, hopst weiter und spielt wieder.
Und das Leben hilft manchmal, das Thema Krankheit, Sterblichkeit, Angst im neutralem Bereich zu besprechen... (Gerade sind mehrere Nachbarn in hohem Alter verstorben, meine Oma hat inzwischen Altersdemenz....)
Wir haben kürzlich Disney' Aladdin gesehen, mit der Wunderlampe und den 3 Wünschen. Ich bin überhaupt nicht darauf gekommen, dass dieser Film für uns kritisch sein könnte. Und habe dann gemeinsam den Kids Rotz und Wasser geheult, weil wir eigentlich nur einen einzigen Wunsch bräuchten...
Der Vogel frisst den Wurm, die Katze den Vogel, die Blätter fallen im Herbst zu Boden, das Leben ist nicht fair und, ja, wir alle werden irgendwann sterben. Aber wann, dass weiß keiner. Der Zeitpunkt wird kommen und wird uns vielleicht nicht passen.
Jeder der hier im Forum ist, ist Teil einer Tragödie. Ja, ich finde das passt. Es ist tragisch, was wir alle durchmachen und hier ein bisschen versuchen zu teilen. Und ich wünschte, wir alle hier hätten ein anderes, unbeschwertes Leben (zurück).
Aber nicht die Tonart macht die Musik, sondern die Melodie.
So versuchen wir die Zeit, die wir haben gut zu verbringen, uns gemeinsam an dem zu freuen, was wir schon hatten und heute gemeinsam haben. Klappt nicht immer, aber oft. Und wir schaffen heute gemeinsame Erinnerungen.
Iwana, ich finde Deine Einstellung großartig.
Die Fragen werden kommen, der Zeitpunkt wird nicht passen. Wir werden alle so gut es geht reagieren und antworten und was soll dann schlecht daran sein, wenn Dämme brechen? Auch das ist doch ein Weg.
Herzliche Grüße von Dirlis