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Krissi

Nun ist mein Liebster vor 3 Tagen operiert worden, etwa 1 Woche nach der ersten Diagnose "Hirntumor" und etwa 10 Tage nach den Krampfanfällen.

Anfangs ging es ihm Bombe; er wollte sofort aufstehen, herumlaufen, Treppen steigen, war kaum zu bremsen. Aber seit gestern bemerke ich zunehmende Veränderungen an ihm, die mich so fertig machen, dass ich nach jedem Krankenhausbesuch nur noch heulen könnte.

Zum einen sind da die körperlichen Ausfälle, die er selbst nicht zu bemerken scheint. Verändertes Gangbild, fast roboterhaft, stark verlangsamte Reaktionszeit, Verlust der Feinmotorik (ich konnte ihm heute kaum zusehen, als er ein Stück Kuchen gegessen hat, es fiel ihm ständig von der Gabel, und beim Aufspießen traf er oft daneben).

Aber auch seine Persönlichkeit hat sich verändert. Insgesamt ist er langsamer geworden, irgendwie schwer von Begriff. Worüber wir gestern gesprochen haben, hat er heute vergessen, und zwar so richtig: Er bestreitet, davon je gehört zu haben. Plötzlich ist er leichtsinnig, obwohl er immer der Vernunftgesteuerte von uns beiden war. Vergisst, dass er mir versprochen hat, das Krankenhausgelände nicht allein zu verlassen und immer das Handy mitzunehmen. Marschiert vorgestern abend fröhlich von der Station und läuft stundenlang allein in der Stadt herum, hat sich sogar ein wenig verlaufen. Handy: Fehlanzeige. 24 Stunden nach seiner OP!
Körperliche Nähe scheint er plötzlich auch nicht mehr zu brauchen, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit.

Ich bin zutiefst verunsichert und habe mich, seit ich diesen Mann kenne (also seit 11 Jahren) noch nie so allein gefühlt. Ich zeige ihm das natürlich nicht und versuche, für ihn dazusein, ohne ihn zu bevormunden. Aber es ist schwer. Mir fehlt mein bester Freund, mit dem ich immer über alles sprechen konnte.

Was habt Ihr für Erfahrungen? Wie ist das nach einer Gehirn-OP, sind diese Veränderungen normal? Gehen die wieder weg? Ich war auf körperliche und seelische Veränderungen im Laufe der Erkrankung gefasst, aber dass die so plötzlich auftreten, hat mich irgendwie kalt erwischt. Momentan ist das alles zuviel für mich.

LG,
krissi

Irmhelm

Liebe Krissi,
eine Veränderung erlebt wohl jeder nach so einer OP. Manche mehr, manche weniger. Es kommt darauf an wo der Tumor liegt oder lag. Welche Gebiete beeinträchtigt wurden. Bei meinem Mann liegt der Tumo rechts frontal. Die Ärztin sagte am Mittwoch nach dem MRT, daß er froh sein kann daß es rechts ist und er somit weniger Ausfallerscheinungen hat. Aber Krissi, es ist erst ein Tg nach der OP. Da wirken noch so viele Faktoren mit, Narkose, Kortison und evtl. andere Medis. Daß er allerdings schon unterwegs war ist beinahe unverständlich bzw. daß es dazu überhaupt kommen konnte. Du mußt auf jeden Fall Rücksprache mit den Ärzten halten. Ich wünsche Euch auf jeden Fall alles Gute und viel Kraft.
LG
Irmhelm

tinchen

Liebe Krissi,

Ich kann dich SOOO gut verstehen - dieser Bericht hätte (mit Abweichungen natürlich!) von mir geschrieben worden sein!
Bitte sei nicht verzweifelt und traurig, sondern freue dich erstmal, dass dein Partner die Operation so gut überstanden hat!!! Es sind doch erst wenige Tage vergangen!!!
Glaube mir, vieles wird sich am Verhalten deines Freundes noch ändern - auch zum positiven. Es ist für dich erstmal verdammt schwer, Lass dir Zeit - es wird auch für dich leichter!

Zu unserer Situation:
Mein Mann ist am 8,4, an einem Glioblastom operiert worden - wir hatten wahnsinnige Angst vor den Folgen. Aber auch wir hatten keine Wahl.
Als ich ihn am Abend nach der OP besuchte, saß er strahlend im Bett, aß wie ein Scheunendrescher (hastig, schlingend) und redete ununterbrochen. Es war im Wesen NICHT mein Mann, er war total anders. Trotzdem war ich einfach nur glücklich, dass die OP überstanden war...
Etwa 1 Woche später (nach einem epileptischen Anfall) war er total verwirrt, redete Unsinn, wir riefen den Notarzt. Nach 3 Tagen Behandlung im Krankenhaus wurde er wieder entlassen.
Mein Mann war aber dann auch zu Hause erneut wechselnd depressiv, agressiv, verwirrt... Oft hatte er wahnähnliche Zustände (verließ das Haus, sprach Passanten an, redete von "Zeitfenstern") Die Chemotherapie+Bestrahlung mußte auf Grund dessen im Krankenhaus erfolgen. Anfangs verweigerte er die Behandlung, es drohte die Einweisung in die Psychiatrie. Wir Angehörigen waren so hilflos, verzweifelt, hoffnungslos....wußten nicht mehr wie es weitergehen soll..

Jetzt ist mein Mann seit knapp 3 Wochen wieder zu Hause.Er wurde (auch durch Medikamente) gut stabilisiert. Und was ich NIE zu hoffen gewagt hatte: Er ist jetzt wieder völlig klar im Denken, friedlich, dankbar... Man kann (von einigen Konzentrationsstörungen abgesehen) über alles mit ihm reden. Wir sind so froh darüber.
Vor 2 Monaten hätten wir das NIEMALS für möglich gehalten!

Liebe Krissi,
ich will dir mit dieser Schilderung Mut machen!! Bitte sprich mit den behandelndem Arzt, lass dir einen Termin bei einem Psycho-Onkologen geben, hole dir jede Hilfe, die du bekommen kannst. Und informiere die Ärzte über das Verlassen des Krankenhausgeländes - das ist natürlich nicht in Ordnung.

Diese Wesensveränderungen gehören leider zu Hirntumoren - ist auch sicher bei jedem Patient anders. Aber sie sind nicht unabänderlich ...
Ganz sicher werden dir auch andere im Forum ähnliches schildern.

Sei ganz lieb umarmt+gegrüßt von
tinchen

Malati

Liebe Krissi,
mein Mann hatte bereits 3Hirn-Ops,immer an der gleichen Stelle,rechts frontal,da die Hirnmetastase immer wieder nachgewachsen ist.
In dem Bereich liegen die Persönlichkeit,die Emotionen,das Wesen.
Wo war die Op bei Deinem Mann?
Auch ich und er haben Veränderungen in seinem Verhalten bemerkt.Er war oft ungerecht,verbal aggressiv und rücksichtslos.Es war oft sehr hart für mich.Es fällt da manchmal schwer durchzuhalten.
Seine letze OP war am 5.4.Nach dieser ist er eher depressiv,traurig,lethargisch,so dass er jetzt für die Psyche Hilfe braucht.Auch die Konzentration und Auffasungsgabe hat gelitten.Das ist aber sehr schwankend,es sind auch sehr gute Tage dazwischen.
Körperlich kann man einiges durch Physio aufholen und mit Geduld.Mein Mann konnte kaum laufen nach der letzten Op,das klappt wieder recht gut.Er wurde aber auch nach Op 6 Tage im künstlichem Koma wegen epileptischer Anfälle gehalten.
Das Leben verändert sich dadurch.Man/Du nimmst eine neue Rolle ein,übernimmst vieles,um alles weiterlaufen zu lassen.
Kann tinchen nur beipflichten,hole Dir Hilfe...auch du musst das verkraften und durchhalten für Euch und ihn.Es ist auch wichtig für ihn,wenn er wieder fitter ist,sich psychologisch betreuen zu lassen,damit man alles verarbeitet.
Wünsche Dir alles Gute und schnelle und optimale Genesung für Deinen Mann.
Schicke Dir viel Kraft,kann Dich so gut verstehen.
Ganz liebe Grüsse,Malati

Tweety 28

Hallo Krissi
auch ich war nach der OP ein ganz anderer Mensch, konnte kaum ein Brötchen aufschneiden, lief wie ein Roboter und zum duschen brauchte ich eine halbe Stunde , danach war ich wieder total in Schweiss gebadet weil alles so viel Kraft kostet, dachte das wird nie wieder. Habe im Kh geheult und meine Zimmergenossin sagte in ein Paar Wochen sied alles anderes aus.Und so war es. Auch mein Mann sagte ,ich hätte mich verändert,was ich auch zugebe.Habe auch immer meine Augen aufgerissen, kann dir das nicht beschreiben.Machte eine Reha und danach ging es bergauf.Vergessen tue ich auch viel, sehr viel ; ich lese viel und manchmal weiss ich nicht mehr wie das Buch zu Ende ging.....Jetzt lese ich die Bücher zwei mal

An manchen Tagen bin ich traurig und an anderen Tagen könnte ich alles
machen...




Wünsche dir ganz viel Kraft und Geduld, vielleicht wollte sich dein Mann was beweisen in dem er die Stadt erkundete, wie fit er ist???
Hat ihn keine Schwester vermisst???

Liebe Grüsse
Tweety

Krissi

Hallo Ihr Lieben,

zum Glück gibt es dieses Forum! Nach Euren Schilderungen ging es mir schon gleich etwas besser, vielen Dank dafür.

Bei meinem Lebensgefährten saß der Tumor rechts temporal, etwa 2 cm über dem Ohr. Auch zu uns sagten die Ärzte, dass die Lokalisation günstig ist und die Ausfälle sich in Grenzen halten würden. Leider hat seit der OP sich kein Arzt mehr bei uns blicken lassen, um die von mir beobachteten Symptome ins rechte Licht zu rücken. Nun steht nächste Woche noch die "Urteilsverkündung" an - das Ergebnis der histologischen Untersuchung. Bei dieser Gelegenheit werde ich darum bitten, den Arzt kurz alleine sprechen zu dürfen und ihm meine Beobachtungen schildern.

Natürlich fiel sein Verschwinden auf der Station auf, aber er hatte ja sein Handy nicht dabei, sodass man nur warten konnte, bis er zurück war. Es ist ja keine geschlossene Station.

Vielen Dank für Eure Erfahrungsberichte (und ich hoffe, es kommen noch mehr), und für jeden einzelnen von Euch alles erdenklich Gute!

LG,
krissi

Marie Marple

Liebe Krissi,
eine Hirn OP verändert einen Menschen. Man ist nicht mehr so wie vorher. Körper, Seele und Geist sind betroffen.
Der Erkrankte baute eine Art "Schutzwall" um sich auf, um selber alles besser zu verkraften. Es dauert auch sicher etwas - von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Selbst wenn man vorher "ein Kerl war, wie ein Baum!"
Die Ärzte sollten informiert sein.
Aus eigener Erfahrung weiß ich wohl, dass man sich als Erkrankter "von allen Seiten bedrängt fühlt" - auch wenn alle einem helfen wollen. In der Situation asieht man das aber nicht. Man ist allem irgendwie ausgeliefert und muss seinen Weg finden.

Alles Gute für den weiteren Verlauf!

mona

Hallo Krissi,Marie Marple sagt es für den Betroffenen ist auch schwer und man fühlt sich auch als wenn man noch mehr lasten den anderen nun aufgelegt hat.Es ist für alle nicht leicht aber jeder hat sein weg.Lg mona

vlinder

Hallo Krissi,
bei meiner Partnerin hat bereits die Biopsie dramatische Folgen gehabt. Totale Apraxie, konnte eigenltich nichts mehr machen, Gedächtnisverlust, völliger zeitlicher und räumlicher Orientierungsverlust. Aber sie war ganz zufrieden dabei und vom Wesen sich selbst. Das war Anfang April. Jetzt ist sie manchmal emotional recht weit weg, kann etwas mehr aber immer noch wenig. Aber ich habe mich nach gut zwei Monaten ein wenig an die Situation gewöhnt, habe meine Aufgabe annehmen können und denke selten darüber nach was alles verloren ist, sondern wie wir jetzt was gutes draus machen können. Ehrlichgesagt bein ich dankbar über die Unterstützung einer Psychologin (obwohl ich selber eine bin) und der Antidepressiva. Die halten mich im hier und jetzt, und das tut mir gut.
Ich würde auch sagen, dass nach der kurzen Zeit alles schockierend ist, und man nicht weiter weiß, aber es wird sich sicher bessern. Verlange dringend den Kontakt zu Ärzten!!! Du hast ein Recht darauf. Und hole Hilfe wo immer du sie bekommen kannst.

Lieben Gruß und ganz viel Kraft
vlinder

Andrea 1

Hallo liebe Krissi,
zuerst einmal finde ich es super von dir, dass Du dir hier Tipps holst, um deinem Mann zu helfen.
Fühl dich gedrückt und verstanden!

Die endgültige Diagnose steht noch aus? Somit weißt Du also noch nicht genau, um was für eine Tumorart es sich handelt?
Ich hoffe und wünsche euch, dass es ein etwas harmloserer ist, wenn man einen HT überhaupt als "harmlos" bezeichnen kann.

So, wie Du die Symptome beschreibst, Mal abgesehen von den motorischen Einschränkungen, die ich bei mir nicht bemerkte (vielleicht meine Familie, aber ich nicht), kommt mir dieses ununterbrochene Reden, schnelle Bewegungen u.ä. ziemlich bekannt vor.
Bei mir hieß es damals, dass ich durch die OP eine psychosomatische Verlangsamung bekam.
Ich hatte das irgendwo hier schon einmal beschrieben. Kurz nach der OP war ich gnadenlos ehrlich, redete ohne Punkt und Komma, litt an totaler Selbstüberschätzung und bekam einige Dinge, die von außen auf mich einpurzelten nicht zeitgleich mit, weshalb ich nur sehr verlangsamt auf Fragen oder Erzählungen reagieren konnte. In meinem Kopf waren milliarden Gedanken gleichzeitig und ich musste immer eine Lücke finden, um Infos von außen mit meinem Hirn aufzunehmen, zu verarbeiten und darauf ggef. zu reagieren. Das war schon eine Art Hochleistungsakrobatik für meine damals arg gestressten Nerven denke ich.
So im Nachhinein kam ich mir ein bisschen, wie im Wachkoma vor. Ob das tatschlich so ist, weiß ich nicht, aber wie gesagt, ich bekam es mit, konnte nicht so schnell antworten, weshalb man auch bei mir dachte, ich sei nicht mehr ganz okay...
Mit meiner Meinung konnte ich nicht mehr hinterm Berg halten, jeder bekam seine ungeschminkte Wahrheit ins Gesicht gesagt, was ich früher in taktisch klugen Worten, gepaart mit einem Hauch von Satire oder Ironie von mir gab, das war mir nicht mehr möglich. Ich war gnadenlos ehrlich und konnte nicht lügen!
So, wie es mir in den Kopf kam, so musste es raus. Auch wenn es nicht meine endgültigen Gedanken zu einem Thema waren. Zuende denken war nicht drin, es musste gleich raus. Sonst wäre ich an meinen Worten erstickt, zumindestens empfand ich es damals so. Also direkt und unverblühmt raus damit.
Ich hatte einen übersteigerten Bewegungsdrang, unsere gemeinsamen "ruhigen" Spaziergänge absolvierte ich im Stechschritt, dass selbst meine damals betagte Hundemaus keine Chance bekam, mitzuhalten. Mein Schatz bremste mich immer aus, bzw. hielt mich am Arm zurück, bis wir alle wieder zusammen waren, weil ich es nicht merkte. Es war schrecklich, denn einerseits hatte ich Feuer ohne Ende im Allerwertesten, aber andererseits ließ mich meine fehlende Konzentration an vielen Sachen komplett scheitern. Das Schlimme daran war, dass ich das raffte, aber es nicht ändern konnte, weil ich genau wusste, eine kleine Ablenkung und mein vorheriger Gedanke ist gleich wieder weg. Es war frustierend!!!
Bei mir dauerte dieser Akutzustand glaube ca. 2 Monate und dann besserte es sich almählich.
Meine OP war Anfang 2011 und bis heute kann ich sagen, geht es bei mir immernoch bergauf, allerdings habe ich noch ein kleines Problem mit Negativem. Allgemein gehe ich Negativem aus dem Weg, denn das zieht mich zusätzlich sehr runter.
Also, immerschön prositiv denken und sich Gutes tun, dann geht es mir gut.

Ach ja, bei mir war es ein anaplastisches Oligodendrogliom WHO III, rezidiv, vorn rechts frontal, gut abgekapselt, etwa faustgroß. Meine leere Höhle hat derzeit noch einen Durchmesser von ca. 3,8 cm im Durchmesser. Alle 3 Monate Kontroll-MRT Kopf mit Kontrastmittel.

Was mich nach der OP damals extrem nervte war, dass ich mein eigenes Wundwasser (oder Hirnwasser?) in diese "Höhle" habe tropfen hören. Bloß gut, dass das irgendwann aufhörte. Dieses ewige "Platsch Platsch" im Kopf war zusätzlich sehr nervig und irgendwie auch eklig. *immernochschüttelwennichdaranzurückdenke* ;-)

Ich hoffe und wünsche dir liebe Krissi, dass es deinem Mann ebenfalls bald wieder besser geht und es bei ihm "auch nur" eine psychosomatische Verlangsamung ist, die sich irgendwann wieder gibt!!!
Aber dennoch denke ich auch, dass, wie hier schon ein paar schrieben, es wichtig ist, dass Du darüber mit einem seiner behand. Ärzte sprichst.

Liebe Grüße und alles Gute für euch von Andrea...
und versuche dir immer wieder zu sagen, dass unser Gehirn ein kleines Wunderwerk ist. Es kann zwar keine Hirnzellen erneuern, aber Hirnzellen sind durchaus in der Lage dazu zulernen, um beschädigte Bereiche auszugleichen. Aber es dauert halt eine Weile. Hab Geduld!!! ;-)

Derek

Liebe Krissi,ich kann es bestätigen.Man entwickelt sich zu einem anderen Menschen.Meine Frau gibt alles, mich zu betreuen,mir Wünsche aus meinen Augen abzulesen und ich verhalte mich manchmal wie ein Hackklotz.Ich will es garnicht,sie tut mir oft sehr leid,ich könnte heulen,daß ich so bin.Aber ich bin nicht immer immer so.Ich bin empfindlich geworden,schaue meinen Therapeuten stets genau auf die Finger und wehedem sie machen etwas Falsches,es tut weh oder ich stelle fest, sie haben immer noch nicht so richtig begriffen was mich angeht,dann mache ich sie verbal nieder.
Danach fühle ich mich wohl..Ich habe mir vorgenommen anders zu werden und habe in meiner Frau den besten Helfer (nach über 40 Jahren Ehe).

enie_ledam

Hallo,

was hat der Arzt vorher gesagt was sich ändern kann? Persönlichkeit weiß ich noch das er gesagt hat aber was noch weiß ich nicht mehr. Ich durfte nach der OP gar nicht alleine raus, da haben die Schwestern auch aufgepasst. Und dann auch nur im Rollstuhl, obwohl ich top fit war.

Meine kognitiven Ausfälle kamen nach 3 Monaten, zumindest habe ich da bemerkt. Agressiver bin ich auch ob von OP oder Keppra weiß ich nicht. Und ich bin gar nicht mehr belastbar. Schreibe dir auf was du für Veränderungen bemerkst, so kannst du deinem Mann bei der Reha helfen. Man selbst merkt ja nicht alles. Ich muss sagen meine Emotionen sind auch betroffen mein Tumor lag recht fronto-temporal, Das Loch ist über dem Auge am Haaransatz. Reste sind im Balken und auf der linken Seite.
Wie wärs wenn du das noch etwas beobachtest und dann einen Weg findest mit ihm über deine Beobachtungen berichtest. Vielleicht bemerkt er es selbst ja auch aber ignoriert es weil es dann viell. unreal für ihn wird und er so damit im Moment am besten umgehen kann? Ich denke man muss da ganz vorsichtig und rücksichtsvoll ran gehen, so das er es nicht als negativ auffasst. Ihr seit seit 11 Jahren zusammen ich denke da weißt du wie er wodrauf reagiert - das kann jetzt aber auch anders sein und ihr müsst euch viell. teilweise neu kennen lernen. Ich will dir keine Angst machen sieh es als Herausforderung :) und frage auf jeden Fall einen Arzt ob sich die Ausfälle mit der OP deckt, vielleicht ist ja auch der Anfall in teilen schuld.

Krissi

Hallo Ihr Lieben,

die Ärztin meinte gestern, sie könne natürlich nicht in die Zukunft sehen, aber vieles spricht schon dafür, dass die meisten Ausfälle wieder weitgehend zurückgehen. Auch hat man durch Physiotherapie, Gedächtnistraining etc. durchaus Möglichkeiten, dies positiv zu beeinflussen.

Wenn ich Eure Erfahrungsberichte so lese, fällt mir auf, dass bei vielen von Euch die Veränderungen noch wesentlich dramatischer waren als bei meinem Freund. Aber mir wird auch mehr und mehr klar, dass er wohl wirklich nie wieder ganz derselbe sein wird wie früher. Das ist im Moment unglaublich schwer für mich zu akzeptieren, weil alles so plötzlich kam. Aber ich denke, wir werden bzw. müssen da irgendwie "hineinwachsen".

Zum Schluss noch ein Gedanke, der mir immer wieder kommt in letzter Zeit: Freunde bewundern uns beide, wie gelassen wir mit der Krankheit umgehen. Wie stark wir sind. Aber wir wurden ja nicht gefragt. Es ist einfach mit uns passiert. Was bleibt einem anderes übrig, als stark zu sein?

Viele liebe Grüße und das Beste für Euch und Eure Liebsten,
krissi

Pipolino

Als ich Deine Worte las habe ich starke Parallelen zu meinem Verhalten nach der OP entdeckt. meine Motorik war sicherlich besser als die Deines Mannes aber ich fühlte mich zunächst extrem ferngesteuert. Mein Tumor hat gesundes Gewebe in krankes verwandelt und das ist jetzt einfach weg und damit auch ein Teil bestimmter Funktionen. Zum Glück ist das Gehirn ein technisches Meisterwerk und verlagert diese Funktionen in andere gesunde Bereiche. Im Moment scheint sich das bei mir umzuprogrammieren und gewisse Koordinationsherausforderungen gelingen mir zunehmend einfacher. Die OP liegt erst eine Woche zurück und es geht von Tag zu Tag besser. Auch Dank meiner Frau, die mir viel hilft und mir - ohne mich dabei zu bevormunden - gedankliche Unterstützung bietet.

Krissi, gib Euch noch ein wenig Zeit und übernehme ein wenig die Führungsrolle in Eurer Beziehung ohne ihm alles vorzuschreiben. So wie sich Deine Zeilen lesen bist Du bestimmt ein sehr vernünftiger Mensch, der intuitiv das richtige tut. Dein Mann ist der gleiche, wie vorher, nur herrscht gerade noch der absolute Ausnahmezustand. Meine Frau beobachtet mich anscheinend sehr genau und überprüft mein Verhalten in Standardsituationen, beispielsweise beim Überqueren der Straße und kann so die positiven Veränderungen feststellen. Das gibt uns beiden Mut und zeigt, dass sich etwas tut.

Dr. Orchidee

Liebe Krissi,
hab ganz viel Geduld, es wird vieles wieder besser werden. Nach so einer gewaltigen OP ist das Gehirn im OP-Bereich geschwollen und gereizt - aber hier ist viel Potential zur Rückbildung und zur Normalisierung.
Mein Tumor saß zwar ganz woanders, aber das postoperative MRT war trotz super gelungener OP zum Gruseln : saftige Einblutung, Mittellinienverlagerung, Hirnödem bis zur Schädelbasis. Mit mir war nix los, lag von fokalen Anfällen geschüttelt auf dem Sofa, hatte ordentliche Konzentrationsstörungen und habe überlegt wie ich den Alltag mit einem lahmen Bein bewältigt bekomme.
6 Monate später (inzwischen noch Strahlentherapie, die mich richtig in die Knie gezwungen hat) habe ich nur noch Sensibilitätsstörungen, bin ansonsten top-fit, arbeite Vollzeit und laufe die 10-km- Strecke nach ganz viel Training in einer passablen Zeit.
Kopf hoch, Krissi, ganz viel Geduld - das Gehirn Deines Mannes wird sich weiter erholen. Es dauert noch, bis man sagen kann, welche Defizite wirklich übrig bleiben. Alles Gute für Euch wünscht Orchidee

Masu

Liebe Krissi,

ich selbst bin selbst auch betroffene(anaplastisches Oligoastrozytom grad III nicht entfernbar) und kann Dir sagen, dass bei mir von 2011 bis heute eine erhebliche Besserung aufgetreten ist.(Feinmotorig, schwindel, Kopfschmezen, vergesslichkeit sind da mal stärker mal schwächer, aber nicht mehr so schlimm wie in den ersten Wochen). Ich möchte Dir einen Satz sagen, den ich selbst eigendlich nicht mehr hören kann: Die Zeit arbeitet für Dich! Ich wünsche euch beiden ganz viel Kraft. Der Weg ist steinig aber er lohnt sich zu gehen. Alles Gute für euch beiden. Viel Kraft und Geduld. Es wird auch für euch wieder bessere Tage geben.

Tausendfüßler

liebe Krissi

es barucht Zeit ,ich kann es aus eigener Erfahrung benennen, selber Glio grad IV ,nicht nur das alle nach der OP so taten las wäre ich komplett gaga,ich wußte mich selber nicht mehr einzuschätzen.
Übersensibel habe ich alles um mich herum so anders wahrgenommen.
Ich fand mich nicht zurecht ,musste mich unglaublich sortieren .
Das ist nicht nachvollziehbar für nicht Operierte,
aber das muss auch keiner .....es ist ein anderes Leben für ihn und für dich.
Der Eingriff in die Schaltzentrale ist ein solcher CUT im Leben den ich niemandem wünsche ,aber er hat mein Leben gerettet und entscheidend verändert.
Viele haben sich abgewandt ,aber auch ich habe Kontakte abgebrochen, ich sehe anders hin ich schaue nach innen, das Wunder ist, dass ich ein schönes Leben führen darf ,was ich alles habe ,soviele echt gute Kontakte ,meine Frau ,die es mit mir aushält ,wenn es mich heute packt dann bin ich eben still, so können wir es beide gut ertragen.
Ich frage nicht was habe ich verloren ,nein ,ich lebe ein Neues Leben dass mir geschenkt wurde.
Dass ich manchmal orientierungslos bin, die rechte Hand nicht mehr so mitspielt,drei Finger mir quasi nicht mehr gehören Umstieg von Nassrasur auf Elektro ,sah schlimm aus die erste Rasur mit Schaum etc, viel Blut,, meine Frau fiel fast in Ohnmacht ,ja ,die Haare ,klar fehlt da was ,aber ich trage lang und kämme ganz anders, Männer lieben ihren Haarschopf auch,
ich bin manchmal sehr müde,ja ich darf so lange schlafen wie ich mag,
ach ja das Gewicht, die 10 Kilo sind drauf, Sport ändert daran nichts,
alles Muskeln-----meine OP war im Dez 2010, jetzt im Juli nach mehr als 30 Monaten sage ich ,ich komme mir selber immer näher,ich erkenne mich und die wesentlichen Dinge ,Eigenschaften ,die sind mir geblieben ,wie ich schrieb mit viel mehr Sensibilität und Innigkeit lebe ich mein Leben und davon profitiert meine Frau und mein Bekannten kreis und vor allem ich .
Von Herzen
schön ,dass du bei ihm bleibst, er weiß,dass das nicht selbstverständlich ist.
Tausendfüßler

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