Hallo liebe Krissi,
zuerst einmal finde ich es super von dir, dass Du dir hier Tipps holst, um deinem Mann zu helfen.
Fühl dich gedrückt und verstanden!
Die endgültige Diagnose steht noch aus? Somit weißt Du also noch nicht genau, um was für eine Tumorart es sich handelt?
Ich hoffe und wünsche euch, dass es ein etwas harmloserer ist, wenn man einen HT überhaupt als "harmlos" bezeichnen kann.
So, wie Du die Symptome beschreibst, Mal abgesehen von den motorischen Einschränkungen, die ich bei mir nicht bemerkte (vielleicht meine Familie, aber ich nicht), kommt mir dieses ununterbrochene Reden, schnelle Bewegungen u.ä. ziemlich bekannt vor.
Bei mir hieß es damals, dass ich durch die OP eine psychosomatische Verlangsamung bekam.
Ich hatte das irgendwo hier schon einmal beschrieben. Kurz nach der OP war ich gnadenlos ehrlich, redete ohne Punkt und Komma, litt an totaler Selbstüberschätzung und bekam einige Dinge, die von außen auf mich einpurzelten nicht zeitgleich mit, weshalb ich nur sehr verlangsamt auf Fragen oder Erzählungen reagieren konnte. In meinem Kopf waren milliarden Gedanken gleichzeitig und ich musste immer eine Lücke finden, um Infos von außen mit meinem Hirn aufzunehmen, zu verarbeiten und darauf ggef. zu reagieren. Das war schon eine Art Hochleistungsakrobatik für meine damals arg gestressten Nerven denke ich.
So im Nachhinein kam ich mir ein bisschen, wie im Wachkoma vor. Ob das tatschlich so ist, weiß ich nicht, aber wie gesagt, ich bekam es mit, konnte nicht so schnell antworten, weshalb man auch bei mir dachte, ich sei nicht mehr ganz okay...
Mit meiner Meinung konnte ich nicht mehr hinterm Berg halten, jeder bekam seine ungeschminkte Wahrheit ins Gesicht gesagt, was ich früher in taktisch klugen Worten, gepaart mit einem Hauch von Satire oder Ironie von mir gab, das war mir nicht mehr möglich. Ich war gnadenlos ehrlich und konnte nicht lügen!
So, wie es mir in den Kopf kam, so musste es raus. Auch wenn es nicht meine endgültigen Gedanken zu einem Thema waren. Zuende denken war nicht drin, es musste gleich raus. Sonst wäre ich an meinen Worten erstickt, zumindestens empfand ich es damals so. Also direkt und unverblühmt raus damit.
Ich hatte einen übersteigerten Bewegungsdrang, unsere gemeinsamen "ruhigen" Spaziergänge absolvierte ich im Stechschritt, dass selbst meine damals betagte Hundemaus keine Chance bekam, mitzuhalten. Mein Schatz bremste mich immer aus, bzw. hielt mich am Arm zurück, bis wir alle wieder zusammen waren, weil ich es nicht merkte. Es war schrecklich, denn einerseits hatte ich Feuer ohne Ende im Allerwertesten, aber andererseits ließ mich meine fehlende Konzentration an vielen Sachen komplett scheitern. Das Schlimme daran war, dass ich das raffte, aber es nicht ändern konnte, weil ich genau wusste, eine kleine Ablenkung und mein vorheriger Gedanke ist gleich wieder weg. Es war frustierend!!!
Bei mir dauerte dieser Akutzustand glaube ca. 2 Monate und dann besserte es sich almählich.
Meine OP war Anfang 2011 und bis heute kann ich sagen, geht es bei mir immernoch bergauf, allerdings habe ich noch ein kleines Problem mit Negativem. Allgemein gehe ich Negativem aus dem Weg, denn das zieht mich zusätzlich sehr runter.
Also, immerschön prositiv denken und sich Gutes tun, dann geht es mir gut.
Ach ja, bei mir war es ein anaplastisches Oligodendrogliom WHO III, rezidiv, vorn rechts frontal, gut abgekapselt, etwa faustgroß. Meine leere Höhle hat derzeit noch einen Durchmesser von ca. 3,8 cm im Durchmesser. Alle 3 Monate Kontroll-MRT Kopf mit Kontrastmittel.
Was mich nach der OP damals extrem nervte war, dass ich mein eigenes Wundwasser (oder Hirnwasser?) in diese "Höhle" habe tropfen hören. Bloß gut, dass das irgendwann aufhörte. Dieses ewige "Platsch Platsch" im Kopf war zusätzlich sehr nervig und irgendwie auch eklig. *immernochschüttelwennichdaranzurückdenke* ;-)
Ich hoffe und wünsche dir liebe Krissi, dass es deinem Mann ebenfalls bald wieder besser geht und es bei ihm "auch nur" eine psychosomatische Verlangsamung ist, die sich irgendwann wieder gibt!!!
Aber dennoch denke ich auch, dass, wie hier schon ein paar schrieben, es wichtig ist, dass Du darüber mit einem seiner behand. Ärzte sprichst.
Liebe Grüße und alles Gute für euch von Andrea...
und versuche dir immer wieder zu sagen, dass unser Gehirn ein kleines Wunderwerk ist. Es kann zwar keine Hirnzellen erneuern, aber Hirnzellen sind durchaus in der Lage dazu zulernen, um beschädigte Bereiche auszugleichen. Aber es dauert halt eine Weile. Hab Geduld!!! ;-)