Hallo Madi,
ich hatte einen gutartigen, jedoch sehr großen Tumor, der durch seine Größe mein Frontalhirn verdrängt und somit komplett in Mitleidenschaft gezogen hat.
Der Chirurg, der mit mir und meinem Mann das Aufklärungsgespräch geführt hat, von dem ich leider nichts mehr mitbekommen hatte, sprach auch von einer Wesensveränderung bzw. von einem sog. "Frontalhirnsyndrom". Meine Familie war also, Gott sei Dank, gut aufgeklärt und vorbereitet, was alles passieren könnte....mein Mann und meine Kinder haben sich während der schwierigen Phase immer wieder vor Augen gehalten, dass der Tumor die Wesensveränderung ausgelöst hatte....und dass ich nichts dafür konnte. Eine schwierige Zeit und eine große Belastung für alle Beteiligten!
Der Tumor bei deinem Mann lag am limbischen System, das mit vielen Bereichen des Gehirns vernetzt ist - auch mit dem Frontal- oder Stirnhirn. Natürlich entsteht bei einer Gehirnoperation auch immer ein Wunde, ein Vakuum und Narbengewebe - und die Genesung bzw. Heilung nach einer Verletzung des Gehirns benötigt, je nach Ausprägung, sehr sehr viel Zeit.
Und da jeder Mensch und jeder Heilungsverlauf unterschiedlich sind, kann man nicht wirklich eine Zeitangabe machen.
Ich war, so wie du es von deinem Mann beschreibst, von meiner "Heilung" überzeugt und habe allen, die das Gegenteil behaupteten bzw. mich für "durchgeknallt" und "verrückt" hielten, lautstark und aggressiv gegenüber reagiert.
Auch ich ließ mir nichts sagen, hatte immer recht und war in den ersten Wochen und Monaten immer aktiv, konnte nicht schlafen und war voller Euphorie und Tatendrang. Es gab für mich nur und ausschließlich ein entweder "für mich oder gegen mich", "schwarz oder weiß" - dazwischen gab es lange Zeit nichts!
Das Wichtigste für mich war in der Zeit, dass man mich "auf Augenhöhe" betrachtet und mich ernst nimmt, denn ich war extrem misstrauisch jedem Menschen gegenüber!
Für dich wäre wichtig, dass du Hilfe bekommst. Von Famile, Freunden und, wenn möglich, professionelle neuropsychologische Hilfe.
Meine Therapeutin hat ein Buch geschrieben, das ich dir empfehlen kann:
"Und plötzlich aus der Spur". Ein Ratgeber für Angehörige und Betroffene.
Ich wünsche dir ganz viel Zuversicht, Hoffnung und Geduld, verständnisvolle und liebe Menschen an deiner/eurer Seite und bete für dich und deinen Mann für eine baldige Genesung und dass ihr einen Weg findet.
Du kannst mich gerne über eine PN anschreiben!
Cordula