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Madi

Hallo,
ich bin ziemlich verzweifelt. Mein Mann hatte am 6.7.2017 eine Hirntumoroperation.Er war zum Glück gutartig und die Op verlief recht gut. Der Arzt sagte im Vorfeld,das es zu einer Wesensveränderung kommen kann. Der Tumor war 4 cm groß und befand sich am limbischen System, welches für Emotionen zuständig ist. Ich glaube genau diese Wesensveränderung ist eingetreten. Er ist agressiv, sehr laut und egoistisch geworden. Er arbeitet wie ein verrückter, er kommt spät nach Hause, schläft wenig, nimmt nicht mehr am Familienleben teil. Man kann nicht mit ihm reden, er schreit sofort rum, wird unfähr und beleidigend. Selbst seiner Tochter gegenüber. Er hat kein liebes Wort mehr für mich übrig. Und ja es ist sehr schwierig mit ihm. Man traut sich kaum noch was zu sagen. Wir haben letztes Jahr erst geheiratet und erwarten im März unser gemeinsames Kind. Er geht auch nicht mehr zu seiner Psychotherapeutin oder Psychiaterin, denn für ihn ist alles in Ordnung.
Kennt jemand so eine Situation? Kann mir da jemand einen Rat geben?
Vielen Dank,Madi.

Aziraphale

Wenn er sich weigert, zur Psychotherapie zu gehen, wird das erstmal ziemlich schwierig, es sei denn, die Aggressionen verschlimmern sich so sehr, dass es zur Gefahr für Euch wird. Zwingen kann man ihn ja nicht, solange er niemanden angreift.

Was Du für Dich tun kannst, ist mit den Ärzten zu sprechen, was man denn überhaupt tun kann, wenn es sich bei der Wesensveränderung um etwas durch die OP hervorgerufenes handelt. Ob es überhaupt möglich ist, einen "Normalzustand" wiederherzustellen.

Das es für Deinen Mann kein Problem darstellt, ist auch klar. Wenn keine Emotionen mehr vorhanden sind, vermisst man auch nichts. Ohne Emotionen hat man auch kein Empfinden von seelischen Schmerzen, die man anderen zufügt. Empathiefähigkeit hat ja auch etwas damit zu tun, selbst Emotionen empfinden zu können.

Mamamuhki

Hallo Madi,
ich hatte einen gutartigen, jedoch sehr großen Tumor, der durch seine Größe mein Frontalhirn verdrängt und somit komplett in Mitleidenschaft gezogen hat.

Der Chirurg, der mit mir und meinem Mann das Aufklärungsgespräch geführt hat, von dem ich leider nichts mehr mitbekommen hatte, sprach auch von einer Wesensveränderung bzw. von einem sog. "Frontalhirnsyndrom". Meine Familie war also, Gott sei Dank, gut aufgeklärt und vorbereitet, was alles passieren könnte....mein Mann und meine Kinder haben sich während der schwierigen Phase immer wieder vor Augen gehalten, dass der Tumor die Wesensveränderung ausgelöst hatte....und dass ich nichts dafür konnte. Eine schwierige Zeit und eine große Belastung für alle Beteiligten!

Der Tumor bei deinem Mann lag am limbischen System, das mit vielen Bereichen des Gehirns vernetzt ist - auch mit dem Frontal- oder Stirnhirn. Natürlich entsteht bei einer Gehirnoperation auch immer ein Wunde, ein Vakuum und Narbengewebe - und die Genesung bzw. Heilung nach einer Verletzung des Gehirns benötigt, je nach Ausprägung, sehr sehr viel Zeit.
Und da jeder Mensch und jeder Heilungsverlauf unterschiedlich sind, kann man nicht wirklich eine Zeitangabe machen.

Ich war, so wie du es von deinem Mann beschreibst, von meiner "Heilung" überzeugt und habe allen, die das Gegenteil behaupteten bzw. mich für "durchgeknallt" und "verrückt" hielten, lautstark und aggressiv gegenüber reagiert.
Auch ich ließ mir nichts sagen, hatte immer recht und war in den ersten Wochen und Monaten immer aktiv, konnte nicht schlafen und war voller Euphorie und Tatendrang. Es gab für mich nur und ausschließlich ein entweder "für mich oder gegen mich", "schwarz oder weiß" - dazwischen gab es lange Zeit nichts!

Das Wichtigste für mich war in der Zeit, dass man mich "auf Augenhöhe" betrachtet und mich ernst nimmt, denn ich war extrem misstrauisch jedem Menschen gegenüber!

Für dich wäre wichtig, dass du Hilfe bekommst. Von Famile, Freunden und, wenn möglich, professionelle neuropsychologische Hilfe.
Meine Therapeutin hat ein Buch geschrieben, das ich dir empfehlen kann:
"Und plötzlich aus der Spur". Ein Ratgeber für Angehörige und Betroffene.

Ich wünsche dir ganz viel Zuversicht, Hoffnung und Geduld, verständnisvolle und liebe Menschen an deiner/eurer Seite und bete für dich und deinen Mann für eine baldige Genesung und dass ihr einen Weg findet.
Du kannst mich gerne über eine PN anschreiben!

Cordula

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