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Thema: Wesensveränderung

Wesensveränderung
Vaja
15.03.2018 11:27:49
Hallo, kann mir jemand vielleicht sagen, ob eine Wesensveränderung ausschließlich von der Größe/Lage des Tumors abhängig ist?

Meine Tochter hat ein Rezidiv, laut Neurologe dort, wo die Persönlichkeitsstrukturen im Gehirn angelegt sind und uns wurde vor 3 Jahren gesagt, dass sich irgendwann eine Wesensveränderung einstellen wird, deshalb jährliche Kontrolle, bis eine OP notwendig wird.

2015 war der Tumor etwa so groß wie ein kleiner Fingernagel, sagt man uns. Meine Tochter ist volljährig und ich kann sie nicht dazu zwingen, eine MRT vorzunehmen.

Sie hat sich innerhalb eines halben Jahres radikal verändert, bevor ich aber
meine Konsequenen daraus ziehe, möchte ich unbedingt abklären, ob es nicht tumorbedingt ist, denn ich möchte ihr ja nicht unrecht tun.

Deshalb meine Frage, ob eine Wesensveränderung größen,-und lageabhängig ist? Hat jemand entsprechende Erfahrungswerte?
Vaja
Schwan01
15.03.2018 12:26:18
Liebe Vaja,
ich lese ab und an im Forum, ich hätte dir gerne persönlich geschrieben, geht leider nicht.

Ich spreche aus meinen Erfahrungen, meine einzigste Tochter, 18.07.2017 an einem Glioblastom verstorben, hat sich schon vorher verändert bevor wir die Diagnose bekamen.

Mit den 2 OP's, den vielen Bestrahlungen, Chemos, Medikamenten hat sie sich sehr verändert.

Je nachdem wo der Tumor sitzt, die Erkrankung bringt Veränderungen mit sich.

Ich weiß nicht welche Konsequenzen du ziehen möchtest?

So im nach hinein, meine Tochter fühlte sich ein geengt, bevormundet...., hat sich irgendwann gegen alles gesträubt.

Gib ihr Zeit, vertrau ihr.

Deine Tochter ist volljährig, war bei uns genauso, du kannst sie zu nichts zwingen, auch wenn du nur ihr bestes möchtest.

Sei für sie da , wenn sie es möchte, geniess die Zeit mit ihr!!!

Ich weiß es ist keine einfache Situation, pass gut auf dich auf, du brauchst viel Kraft,

viele liebe Grüße

Schwan01

PS: Ich musste dir schreiben, wir hatten auch keine einfache Zeit, aber ich bin dankbar für die zeit mit ihr, das ich sie bis zur letzten Sekunde begleiten durfte, die Zeit jetzt ist noch viel schlimmer.

Ich hoffe ich konnte dir einwenig Mut machen!

Es ist der Tumor, nicht deine Tochter.
Schwan01
Andrea 1
15.03.2018 13:03:07
Hallo Vaja,
deine Sorgen und Ängste kann ich sehr gut verstehen. Mir erging es rel. ähnlich in meiner Kindheit, allerdings mit einer völlig anderen chronischen Erkrankung.
Ich versuche es mal aus meiner Sicht heraus zu schreiben und VIELLEICHT ist das bei deiner Tochter auch in etwa so?!?

Im Grunde wurde deine Frage breits von eurem Neurologen beantwortet, es kann lagenabhängig sein.

Es kann aus meiner Sicht auch gut möglich sein, dass deine Tochter sich jetzt gegen alles sträubt (Pubertät bei Mädchen bedeutet oft Ausnahmezustand!), weil der Hirntumor vor ihrer Volljährigkeit komplett ihr Leben bestimmte und sie niemals die Freiheit zugestanden bekam, welche sie aber brauchte, um sich selbst eine Strategie zu erarbeiten, wie sie damit künftig umgehen möchte.
Soll heißen, VIELLEICHT wart ihr ZU BESORGT und habt ihr damit "die Luft zum atmen" genommen, was ganz sicher keine Absicht von dir/euch war. Wire gesagt, es ist nur meine Vermutung, denn ich weiß, wie ich damals reagierte, wie ich wegen einer Erkrankung zusätzlich den Druck aushalten musste und wie es sich anfühlte, als ich endlich so agieren konnte, WIE ICH ES WOLLTE! Vorher wurde ich regelrecht mit tausenden von Untersuchungen gequält (aus meiner Sicht).
Ja, so sah ich das damals! Ich hatte die Nase gestichen voll von dem ganzen "überbesorgten Trallala", kam mir vor wie ein Versuchskaninchen, dass ich einfach nur noch meine Ruhe vor alledem haben wollte. Was hatte ich für Glück, dass ich danach tatsächlich keine Probleme mehr damit hatte. Aus der Sicht eines heranwachsenden Teenagers ist alles ganz anders, man nimmt Erkrankungen als nicht so ernst solange es einem gut geht. Die Ängste meiner Erziehungsberechtigten wollte ich damals überhaupt nicht wissen, ich sah nur mich und wie ich in dem Strudel der Überbesorgtheit, was für mich schon wie penetrante Kontrolle rüberkam versank.

Erst, als ich selber Mutter wurde, bekam ich eine Ahnung davon, was Hilfe geben, Besorgtsein, Einengen und sowas alles bedeutet. Es ist ein verdammt schmaler Grad zwischen dem ganzen.

Ich hatte also mit dem Erwachsenwerden auch eine gewaltige Wesensveränderung, wenn man es so nimmt... auf "die schiefe Bahn" kam ich trotzdem nicht, falls dich das auch beschäftigen sollte. Meine Grundfesten waren ja bereits gelegt.

Die höchste Form der Liebe denke ich, ist das Loslassen können, auch wenn es der letzte Weg ist, was bei dir/euch ja glücklicher Weise nicht der Fall ist.
Vielleicht braucht deine Tochter etwas Abstand, um erst einmal so leben zu können, wie es ihr vorher VIELLEICHT dadurch nicht möglich war?

Sollte sie akute Beschwerden bekommen und auf eure Hilfe angewiesen sein, dann denke ich, dass sie sich an euch/dich wieder wenden wird und dann solltet ihr ohne Vorhaltungen einfach nur für sie da sein.

Von Herzen alles Gute für dich/euch...
LG Andrea
Andrea 1
zo rac
16.03.2018 16:00:40
Der Sitz des Tumors oder evtl Rezidive kann viel ausmachen.
Meinem Mann wurde fast der gesamte rechte Frontallappen entfernt. Er war wie immer.
Dann hatte er eine nach OP, es wurde ein weniger als Fingernagel großes Stück entfernt: zT wesensverändert - was den Krankheitsüberblick anging
Links im Frontallappen Rezidive - andere Wesensveränderung
Also je nach Lage (und Charakter) kann da einiges passieren

Aber auch ich denke, dass die Krankheit im allgemeinen Menschen verändert. Also auch wenn es nicht im Gehirn wäre... noch zusätzlich

Alles liebe
zo rac
Vaja
16.03.2018 16:09:35
Liebe Zorac,

Danke, für deine Nachricht. Interessant, wie sich die Symptomatik,
situationsabhängig doch präsentiert. Ich denke, man wird nie ganz verbindliche Sicherheit über deren Konsequenzen haben.

LG, Silke
Vaja
Vaja
17.03.2018 00:23:14
Liebe Schwan01

herzlichen Dank für deine Nachricht. Meine Account Funktion ist aktiviert,
wir können gerne uns auch gerne darin austauschen.

Liebe Grüße, Silke
Vaja
asteri1
17.03.2018 06:24:51
Ich glaube, dass sich die Frage, ob bei Deiner Tochter eine Wesensveränderung eingetreten ist, so nicht beantworten lässt. Wir haben ja gar keine Kenntnisse, inwieweit sie sich deine Tochter verändert hat und wie sie früher war. Nicht jedes unpässliche Verhalten, lässt sich unter "Wesensveränderung" subsumieren.
asteri1
Vaja
17.03.2018 12:30:47
Hallo Asteri1,

wenn es nur ein unpässliches Verhalten wäre, hätte ich es nicht als Wesensveränderung definiert. Wir hatten eine solche bereits direkt nach ihrer OP 2007 erlebt. Dass diese mit dem Rezidiv erneut eintreten wird, wurde uns vorausgesagt. Wir hätten nur nicht erwartet, dass es jetzt schon der Fall sein könnte, weil der Tumor nach letzter MRT nicht auffallend gewachsen ist.
Deshalb die Frage nach Lage,-u. Größenabhängigkeit. Natürlich lässt sich keine individuelle Aussage darüber treffen, deshalb ja die Anfrage allgemeiner Erfahrungswerte.

Gruß, Silke
Vaja
asteri1
17.03.2018 20:29:39
Hallo Silke,

Ich habe gemeint, dass wir Betroffene mit unserer Krankheit mit Ängsten und Defiziten tag für tag zu recht kommen müssen. Manchmal ist es wirklich schwierig in der "gesunden Welt" bestehen zu können.


Ich stehe vielleicht auch etwas kritisch zur Diagnose Wesensveränderung und eigentlich finde ich diese, wegen den damit verbundenen Konsequenzen auch dramatisch für die Betroffenen.
asteri1
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