Hallo Vaja,
deine Sorgen und Ängste kann ich sehr gut verstehen. Mir erging es rel. ähnlich in meiner Kindheit, allerdings mit einer völlig anderen chronischen Erkrankung.
Ich versuche es mal aus meiner Sicht heraus zu schreiben und VIELLEICHT ist das bei deiner Tochter auch in etwa so?!?
Im Grunde wurde deine Frage breits von eurem Neurologen beantwortet, es kann lagenabhängig sein.
Es kann aus meiner Sicht auch gut möglich sein, dass deine Tochter sich jetzt gegen alles sträubt (Pubertät bei Mädchen bedeutet oft Ausnahmezustand!), weil der Hirntumor vor ihrer Volljährigkeit komplett ihr Leben bestimmte und sie niemals die Freiheit zugestanden bekam, welche sie aber brauchte, um sich selbst eine Strategie zu erarbeiten, wie sie damit künftig umgehen möchte.
Soll heißen, VIELLEICHT wart ihr ZU BESORGT und habt ihr damit "die Luft zum atmen" genommen, was ganz sicher keine Absicht von dir/euch war. Wire gesagt, es ist nur meine Vermutung, denn ich weiß, wie ich damals reagierte, wie ich wegen einer Erkrankung zusätzlich den Druck aushalten musste und wie es sich anfühlte, als ich endlich so agieren konnte, WIE ICH ES WOLLTE! Vorher wurde ich regelrecht mit tausenden von Untersuchungen gequält (aus meiner Sicht).
Ja, so sah ich das damals! Ich hatte die Nase gestichen voll von dem ganzen "überbesorgten Trallala", kam mir vor wie ein Versuchskaninchen, dass ich einfach nur noch meine Ruhe vor alledem haben wollte. Was hatte ich für Glück, dass ich danach tatsächlich keine Probleme mehr damit hatte. Aus der Sicht eines heranwachsenden Teenagers ist alles ganz anders, man nimmt Erkrankungen als nicht so ernst solange es einem gut geht. Die Ängste meiner Erziehungsberechtigten wollte ich damals überhaupt nicht wissen, ich sah nur mich und wie ich in dem Strudel der Überbesorgtheit, was für mich schon wie penetrante Kontrolle rüberkam versank.
Erst, als ich selber Mutter wurde, bekam ich eine Ahnung davon, was Hilfe geben, Besorgtsein, Einengen und sowas alles bedeutet. Es ist ein verdammt schmaler Grad zwischen dem ganzen.
Ich hatte also mit dem Erwachsenwerden auch eine gewaltige Wesensveränderung, wenn man es so nimmt... auf "die schiefe Bahn" kam ich trotzdem nicht, falls dich das auch beschäftigen sollte. Meine Grundfesten waren ja bereits gelegt.
Die höchste Form der Liebe denke ich, ist das Loslassen können, auch wenn es der letzte Weg ist, was bei dir/euch ja glücklicher Weise nicht der Fall ist.
Vielleicht braucht deine Tochter etwas Abstand, um erst einmal so leben zu können, wie es ihr vorher VIELLEICHT dadurch nicht möglich war?
Sollte sie akute Beschwerden bekommen und auf eure Hilfe angewiesen sein, dann denke ich, dass sie sich an euch/dich wieder wenden wird und dann solltet ihr ohne Vorhaltungen einfach nur für sie da sein.
Von Herzen alles Gute für dich/euch...
LG Andrea