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Josef82

Hallo, ich wende mich heute an dieses Forum weil ich sonst keinen Ansprechpartner dafür habe. Bei mir wurde am 07.04.2014 ein Neurozytom erfolgreich entfernt,danach waren nochmal 4 Op`s notwendig weil das Liquor nicht mehr abfloss und ich kurz vor einem Schlaganfall stand, daraufhin wurde ein Shunt eingesetzt. seit einigen Tagen bemerke ich und meine Frau das ich mich Stark verändert habe, Ich bin total Emotionslos, habe keinen Spaß mehr an dingen die ich immer sehr gerne Gemacht habe.Kurz gesagt ich sollte eigendlich froh sein das die ganze Geschichte doch noch gut ausgegangen ist und das Leben genießen, statt dessen hab ich an nichts mehr freude,meine ganzen Hobbys interessieren mich nicht mehr ich würd am liebsten nur noch rumliegen und nichts machen. habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?Langsam bekomme ich Angst das mein Leben wie ich es von früher her Kenne nie wieder so seien wird

Prof. H. Strik

Es ist nicht ungewöhnlich, dass gerade in der Phase der Stabilisierung, wenn man eigentlich das Schlimmste hinter sich gebracht hat und aufatmen könnte, eine Stimmungsverschlechterung einsetzt, aus der man selbst nicht mehr herausfindet. Sie sollten sich professionelle Hilfe bei einem Nervenarzt und/ oder psychologischen (psychoonkologischen) Dienst suchen.

Josef82

Danke für den schnellen Beitrag, mich würde interessieren woran das liegt?
Ich denke das mich da ein paar Gespräche bei einem Psychologen nicht wirklich weiter bringen zumal ich nicht mal wüsste was ich dem erzählen sollte.

Lara

Lieber Josef,

Das mit der menschlichen Psyche ist sehr kompliziert. Jeder hat bestimmte Erfahrungen im Leben gemacht die uns prägen. Wir reagieren darauf, so wie wir es gelernt haben.
Wenn dich jemand mit einem Lächeln grüßt, grüßt du je nachdem wie du gestrickt bist zurück. Auch mit einem Lächeln, garnicht ....
Als Kind hast du gelernt wenn ich weine bekomme ich Hilfe. Oder du hast gelernt weinen hilft nicht.
Wenn ich Probleme habe rede ich drüber weil man mir hilft. Oder du hast die Erfahrung gemacht nichts sagen hilft sowieso nicht, evtl. essen und alles wird gut...oder noch schlimmer sich verstecken wenn ein Problem auftritt.
Für ganz viele Situationen haben wir unsere sozialen Strickmuster wie man wann reagiert oder nicht reagiert.
Wenn Laub vom Baum fällt gehst du weiter ohne bewußt drüber nach zu denken. Wenn durch den Wind gerade die Äpfel vom Baum fallen gehst nicht weiter du schaust dich nach einem Weg um, bei dem du keinen Apfel auf den Kopf bekommst. Hier kannst du das Risiko abschätzen, weil du dazu Erfahrungen hast.
Für die Situation jetzt hast du noch keine Erfahrung... Die Situation kam und du warst der Situation ausgeliefert. Du konntest dir keinen anderen Weg suchen, du musstest Hilfe annehmen... Welchen Erfahrungswert benutz du jetzt um eine neue Situation dieser Art zu vermeiden? Da du dies nicht bewußt machst weißt du es nicht. Du willst nicht so darauf reagieren aber du tust es unbewusst trotzdem.
Hier kann ein Psychologe dir helfen.
Ich habe früher auch gedacht ein Psychologe kriegt Geld dafür sich den Klatsch und Tratsch anzuhören.
Im Nachhinein weiß ich jetzt, dass es für mich wichtig zu verstehen warum ich wann wie reagiere. Es hört sich erstmal total albern an, wenn man über seine Kindheit seinen Umgang mit dem Partner reden soll. Oft löst sich dann beim überlegen der Antwort ein Problem, von dem man gar nicht wusste...
Einen versuch ist es auf jeden Fall wert, tut auch gar nicht weh. ;)
LG
Lara

Josef82

meine Hausärztin meint ich soll mir noch etwas Zeit geben bevor wir zum Psychologe gehen.bin jetzt seit ca.zwei Wochen wieder zuhause, war vorher fünfeinhalb Wochen im Krankenhaus. Ich wüsste einfach gerne woran das liegt, ich habe auch festgestellt, negative Emotionen sind schon noch möglich aber die Positiven sind weitgehend weg

alma

Hallo Josef,

wenn die OP überstanden und die Prognose relativ gut ist, bleibt aber immer noch der Schock über die Diagnose. Wer rechnet denn damit, dass in seinem Kopf ein Tumor entsteht, zumal es sich um eine seltene Erkrankung handelt. 6 Wochen sind nicht viel Zeit, um das zu verarbeiten. Ich kenne Leute, die Monate gebraucht haben (ich selbst gehöre auch dazu).
Psychoonkologen behandeln in der Regel anders als normale Psychotherapeuten. Sie kümmern sich weniger um Kindheitserlebnisse als um den Umgang mit der Diagnose. Da geht es bei dir dann ganz konkret darum, wie du dir selbst wieder aus dem Tief heraushelfen kannst.

Gruß, Alma.

Weihnacht.

Lieber Josef,

Die von dir eingangs beschriebenen Gefühle bzw. Gefühllosigkeit kenne ich auch - auch ohne OP! Bin zudem oft aggressiv - und nachträglich traurig darüber.

Lg
W.

Josef82

Aggresiver bin ich dadurch zum glück nicht geworden aber es ist schwer für mich damit klar zu kommen keine Freude und Begeisterung zu empfinden

Lg

Weihnacht.

Lag dein Neurozytom rechts- oder linksseitig?

Weihnacht.

Hallo Josef,

Die für mich - aus Patientensicht! - bisher informativsten Aussagen über Hirntumoren habe ich bei onmeda.de gefunden. "Wesensveränderungen" eingegeben tritt folgendes zutage:

"Speziell ein Hirntumor in der Stirnregion kann Symptome wie Wesensveränderungen, also Veränderungen der Persönlichkeit, verursachen. Die Patienten leiden manchmal auch unter Verhaltens- und Antriebsstörungen. Der Betroffene wird seinen Angehörigen fremd – mitunter treten aber bestimmte Charakterzüge besonders verstärkt hervor. Die Wesensveränderungen verlaufen oft aber auch so schleichend, dass selbst Angehörige und enge Freunde des Erkrankten sie nicht bemerken.

Zu den auffälligen Änderungen im Verhalten zählen unter anderem Teilnahmslosigkeit und rasche Erregbarkeit bis hin zur Aggressivität. Allerdings ist es wichtig, zu bedenken, dass solche Wesensveränderungen ..." blablabla, das kennen wir "... weit häufiger eine psychische Erkrankung, z.B. Depression oder Schizophrenie zur Ursache haben als einen Gehirntumor."

Hinzu kommt, dass man die rechte Hirnhälfte als verantwortlich für Emotionen bezeichnet; die Linke dagegen für Ratio/Denken und Sprechen.

Ich versuche, meine Wesensveränderungen - die anders gelagert sind als deine - unter "Symptome" abzubuchen. Ich tue dies, wenn ich aggressiv oder depressiv bin. Letztendlich fühle ich mich befreit, zu wissen, woher diese Gefühle kommen. Jahrelang - vor der Diagnose (12/2012) war es mir nicht bewusst, da nicht bekannt.

Alles Liebe,
W.

Josef82

Ich danke euch für die vielen Antworten und Anregungen,ich denke ich muss das wirklich mit meinem Arzt besprechen und weitere Schritte in betracht ziehen. Ich habe gehofft das sich das von alleine wieder gibt aber das scheint leider nicht so zu sein

Lg an alle

Lorin

Hallo Josef,
bei mir wurde vor 16 Jahren auch ein zentrales Neurozytom entfernt. Seitdem bin ich ein ganz anderer Mensch. Der Tumor (5x7x5 cm groß) lag links frontal und hat natürlich seine Spuren hinterlassen, zumal es im Bereich lag, dass für Emotionen, kognitive Abläufe etc. zuständig ist.

Mein Neurochirurg hatte mir die möglichen Wesensveränderung prognostiziert, aber dass es so stark sein würde, hätte ich nicht gedacht. Wie du auch, hatte ich nach der OP zu nichts mehr Lust, war agressiv, desinteressiert und emotionslos. Es hat sich mittlerweile gebessert, aber ich habe einen langen Kampf hinter mir um einigermaßen wieder auf die Beine zu kommen.

Es ist ganz natürlich, dass sowas seine Spuren hinterläßt, aber im großen und ganzen bin ich über mein neues ich (ich weiss, hört sich blöd an) ganz froh . Nicht jeder kommt mit so einem gravierenden Einschnitt klar. Ich hatte zwei Möglichkeiten: entweder in ein Loch fallen, oder den Kampf aufnehmen. Ich hab mich für das Zweite entschieden. Die Psychotherapie hat mir nichts gebracht, ich musste das mit mir ausmachen. Jeder kommt mit solchen gravierenden Veränderungen eben anders zurecht.

Lg
Lorin

Josef82

Hallo,
mir geht´s mittlerweile wieder besser, dank Valdoxan.
habt ihr auch eine Veränderung eures Freundeskreises beobachtet?
ich fühle mich mit meinen bissherigen Freunden leider nicht mehr so wohl,
kennt ihr das?

Lg Josef

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