Hallo zusammen,
mein Papa (57) hat letztes Jahr die Diagnose Glioblastom erhalten. Seitdem ist es ein ewiges auf und ab. Der 1. Tumor konnte vollständig entfernt werden, kurz darauf fing er an den Rändern wieder zu wachsen an. Dann hat er wieder aufgehört zu wachsen, dann fing er wieder an - Ärzte haben davon abgeraten zu operieren. Hier schlug die Chemo dann an und er kleiner. Dann im Mai die Nachricht, wieder gewachsen und zusätzlich noch ein zweiter.
Den unteren, der neu gewachsen ist, konnten sie "problemlos" entfernen, den oberen haben sie "in Ruhe" gelassen, weil der ja auf die Chemo anschlug.
Der Zustand nach der OP war gar nicht gut.. Kreislauf total schlecht, verwirrt etc. Paar Tage nach der OP hatte mein Papa dann einen epileptischen Anfall, danach war der Zustand nochmal schlechter. Er durfte dann nach Hause unter strenger Beobachtung und viel Medikamenten, Zustand wurde allerdings nicht wie erwartet besser. 3 Wochen nach OP wieder MRT, da der Onkologe meinte, dass ihm das gar nicht gefällt.. Tumor ist wieder da. Der obere ist wieder gewachsen und der untere an den OP Rändern weitergewachsen. Machen jetzt mit der Chemo weiter, weil mein Papa nicht aufgeben will. Aber die Ärzte sagen halt, dass es jeden Tag zu Ausfällen kommen kann.. Oder Lähmungen..
Zur Wesensveränderung: vor der Diagnose, als wir meinen Papa ins Krankenhaus gefahren haben, hat er geweint, das hab ich noch nie erlebt. Mein Papa ist ein Mensch, der sein Leben lang gearbeitet hat, alles für jeden getan hat und selber immer zurückgesteckt hat. Er hat sozusagen nie Hilfe angenommen und auch nie danach gefragt (also beim Haus bauen z.b. natürlich schon.. Ich hoffe ihr versteht was ich meine..). Er hat immer alles in sich reingefressen und ist selten laut geworden. Er war halt dann beleidigt bzw nachtragend aber auch nie wirklich lange, weil er Streit nicht mag.
Nach der 1. OP im Juli 2017 war er teilweise leicht verändert. Er hat oft gesagt was ihn stört und ist öfter aggressiv geworden. Aber es war im Gegensatz zu jetzt nie soo schlimm.. Seit ein paar Monaten sind fast tägliche Gedanken "ich will meinen Papa zurück.".. Er ist desorientiert, aggressiv, verwirrt, weint oft bzw sehr leicht, lacht nicht mehr oft, wenn wir einen Witz machen oder Sticheleien auf die nette Art, nimmt er es gleich böse oder redet so "dann mach ich das halt selbst, lasst mir meine ruhe".. Sowas.. Er bezieht praktisch fast alles immer gleich auf sich.. Draußen ums Haus räumt er (Beispiel) den einen Tag die Papiertonne neben die Wäscheleine und den nächsten Tag neben die Garage.. Dann hat er mich gefragt wo denn die Papiertonne ist und hat alles unter der Wäscheleine gesammelt. Dadurch dass der Tumor am Sprachzentrum liegt, hat er ziemliche Probleme etwas zu sagen oder ihm fällt eine Person nicht ein, da wird er teilweise recht böse oder winkt dann von selbst ab.. Mittlerweile lässt er seine Wut und seinen Unmut auch raus, frisst das alles nicht mehr in sich rein. Beispielsweise ist meine Oma eine.. Sagen wir teilweise schwierige Persönlichkeit. Sie sagt halt oft Dinge, die für Menschen verletzend sind, das merkt sie aber nicht. Und mein Papa und ich sind halt einfach Personen denen so etwas unter die Haut geht und nicht abprallt. Früher war mein Papa dann eben angefressen und nachtragend, hat es aber nie so richtig raushängen lassen. Er hat halt einfach das nicht mehr gemacht, was sie gestört hat (wieder um es ihr recht zu machen.. Allen nur nicht ihm). Wenn jetzt so eine Situation ist, sagt er halt so Dinge wie zb, dass er nicht mehr zu ihr geht und dass sie ihm böses will und auslacht und sagt halt so richtig seine Meinung. Alles was er sich früher nur gedacht hat.
Es sind halt viel die Alltagssituationen oder kleine Dinge die die Wesensveränderung "sichtbar" macht, aber sie ist definitiv so stark, dass ich mir wie schon oben geschrieben, oft denke, dass ich meinen Papa zurück will. Der nicht fragt, ob er da stehen darf, sitzen darf, ob er das und das anziehen oder essen darf sondern einfach selbstständig ist und mit mir Späße macht..
Tut mir leid wenn das jetzt ein bisschen viel Text geworden ist, aber irgendwie ist es leichter all diese Gedanken loszuwerden bei Angehörigen bzw Personen die in der selben Situation sind..
Ich drücke euch alle ganz fest die Daumen!!