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Kitty143

Hallo,
Meine mutter hatte seit 8 jahren den zufallsbefund meningeom rechts frontal (durchmesser damals ca 1 cm).
Am 9.10.2016 hatte sie ein taubheitsgefühl im linken arm. 2 Tage später wurde der Tumor daraufhin entfernt (durchmesser ca 2cm) . Vorher war sie jährlich zur kontrolle und wollte sich nicht operieren lassen...
Seit sie entlassen wurde ist sie völlig wesensverändet agressiv, streitlustig, erzählt nur über die vergangenheit vor 40 jahren, dann die Stimmungswechsel zu euphorisch. Sie ruft alle leute an und erzählt ihnen von ihrer op und anderen sachen . vorher war sie eher der ruhige besonnene typ. Sie terrorisiert die ganze familie mit ihrem verhalten ...
Nun zu meiner frage haben sie so etwas schon mal erlebt bei einer meningeom op (laut Pathologie who grad 1). Die op verlief völlig unkompliziert nach 2 h fertig ... Zum Psychiater bekommt man sie nicht freiwillig. Der operierende chirurg hat auch leider noch nicht zurückgerufen. Was kann ich tun? Kann es von der op kommen ?
Vielen dank im vorraus

Hubi

Hallo Kitty, gibt es denn keine Nachbetreuung? Leider können Verletzungen des Frontalhirns tatsächlich zu Wesensveränderungen führen, deswegen sollte deine Mutter unbedingt einem Neurologen vorgestellt werden. Wenn du dort nicht zeitnah einen Termin bekommst, kannst du dich auch an den Hausarzt wenden. Wurde nach den OPs eine Bildgebung (MRT, CT) gemacht?

Viele Grüße, Hubi.

Kitty143

Hallo,
Doch die gibt es am 2.12 hat sie einen Schädel mrt termin. Und am 5.01 einen nachkontrolle termin in der uni. Aber bis zum 5.01 ist es noch solange und den chirurgen habe ich am freitag angerufen, warte aber noch auf rückruf...

Hubi

Und direkt nach der OP? Mach ruhig noch mal Druck beim Neurochirurgen. Bei mir gab es Nachblutungen (völlig unerwartet) und ich musste noch 2 weitere Male operiert werden. Wenn nach der OP neue Symptome auftreten, müssen Nachblutungen ausgeschlossen werden. Wenn ihr den Neurochirurgen nicht erreicht, dann wendet euch so schnell wie möglich an den Hausarzt.

Andrea 1

Hallo Kitty143,
ich gebe Hubi völlig Recht.
Lasst Ihr viel Zeit, überfordert sie möglichst erstmal nicht mit vielen Infos und haltet ihr Negatives vom Hals.
Wenn sie über die Vergangenheit reden möchte, dann lasst sie. Vermutlich wird ihr Kurzzeitgedächtnis schwer gestresst worden, vielleicht dauert es auch über einen längeren Zeitraum, ehe sie sich davon erholen kann.
Ganz wichtig, nehmt euch Streitigkeiten nicht zu Herzen. Sie braucht jetzt viel Ruhe und wenn sie geistig gefordert wird, dann möglichst nur mit erfreulichen Dingen.
Seht es bitte bitte NICHT als terrorisieren an. Sie wird vermutlich im Moment nicht anders reagieren können.
Überlegt mal, Ihr Gehirn muss einen sehr schweren Eingriff verarbeiten!
Ich hab nach meiner OP auch alle zugetextet - ohne Punkt und Komma und brauchte mind. 4 Monate, um das halbwegs wieder in den Griff zu bekommen. Mein Stresspegel ist selbst heute, nach bald 6 Jahren noch immer auf einem sehr niedrigen Level. Ich konnte damals nichts in hübsche Worte kleiden, heute geht das wieder. Gnadenlose Ehrlichkeit ware bei mir an der Tagesordnung, gepaart mit dem innerlich nicht mehr zur Ruhe kommen können. Es war für mich eine sehr schreckliche Erfahrung, zumal ich nur stark verlangsamt auf aktuelle Gespräche reagieren konnte, da sich mein Gehirn mit sich selbst beschäftigte. Ich hatte gefühlt Milliarden von Gedanken in meinem Hirn, welche da einfach so durchströmten und ich konnte darauf fast keinen Einfluss nehmen.
Meine Konzentration war völlig weg, ich konnte keine Sache zu Ende bringen. Nach dem Toilettengang Händewaschen war okay, weil automatisiert im Kopf, aber beim Wasserhahn ausmachen oder das Licht, das ging schon nicht mehr. Ebenso Terrassentür wieder schließen ging auch nicht mehr. Also blieb die Mitten im Winter offen stehen, bis ich völlig verfroren war. Zeitgefühl war auch weg. So saß ich oft stundenlang auf dem Boden, weinte und wusste nicht warum oder wie lange ich dort zubrachte.

Es wird vermutlich besser werden, aber das braucht Zeit und viel Verständnis von allen Beteiligten. Vorwürfe ihr gegenüber könnten u. Umständen alles verschlimmern und sie könnte vermutlich noch länger für ihre Genesung brauchen.

Mein Hirntumor lag damals auch frontal vorn rechts (etwa faustgroß Grad 3) und ich merke bis heute deutliche Einschränkungen vor allem aber unter Stress und wenn ich z. B. unvorbereitet etwas wichtiges gefragt werde.
Spontan (war früher mein 2. Name...) bin ich leider nur noch in sehr ausgeruhten Phasen.

Gebt Ihr bitte diese Zeit und versucht es nicht zu werten. Statt dessen freut euch lieber, dass es sie noch gibt. Alles andere wird sich fügen.
Dazu wünsche ich euch ganz viel Kraft, Mut und Geduld.

Herzlichst Andrea

Andrea 1

Richtig Hubi, von ärztlicher Seite her sollte alles abgeklärt sein.

Mamamuhki

Hallo Kitty143,
ich kann mich den Worten von Andrea 1 nur anschließen!
Auch ich hatte ein Meningeom im Frontalhirn, allerdings groß wie eine Männerfaust. Ich war für eine lange Zeit ein anderer Mensch. Meine Persönlichkeit glich zeitweise der eines trotzigen, unvernünftigen Kindes oder aber einem Teenager in der Pubertät: trotzig und uneinsichtig, distanzlos, euphorisch, aggressiv, verletzend ehrlich, ein bisschen größenwahnsinnig.........und ich war lange vor Diagnosestellung auch der eher ruhige und harmoniebedürftige Mensch.
Nachdem ich einigermaßen refelktieren und wieder klar denken konnte, habe ich mich informiert und mit den Auswirkungen einer Frontalhirnschädigung beschäftigt und "verstanden", warum ich so war wie ich war und warum sich (leider) einige Menschen von mir abgewendet haben.
Hätte ich meinen Mann und meine Kinder nicht gehabt, gäbe es mich nicht mehr. Sie wussten von einem meiner Neurochirurgen, dass bei einem Frontalhirnsyndrom einfach alles passieren kann, dass alles seine Zeit braucht und dass all diese "Aussetzer" durch die Erkrankung bedingt sind.
In so einer Zeit braucht man Menschen, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann.

Das ist eine schwere Zeit, eine riesengroße Herausforderung, die man nur mit ganz viel Geduld, Glaube (meine persönliche Erfahrung!), Hoffnung und Zuversicht, Empathie und LIEBE ertragen und überstehen kann!
Heute bin ich unendlich dankbar, dass ich da bin, wo ich jetzt bin, dass die wichtigsten Menschen in meinem Leben zu mir gehalten und mit mir gemeinsam diese Zeit durchlebt haben.

Ich wünsche deiner Mama von Herzen eine baldige Genesung und Besserung und dir ganz viel Kraft, Hoffnung und Zuversicht, umarme dich in Gedanken und schließe euch in meine Gebete mit ein!
Herzliche Grüße
Cordula

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