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Mia

Hallo ihr Lieben,
Ich lese nun schon seit einigen Wochen eure Beiträge, vor allem zum Thema Glioblastom. Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt, es macht ein wenig Mut, beantwortet viele Fragen und macht mir klar, dass ich mit meiner Angst nicht allein bin.

Bei meiner 78jährigen Oma wurde Ende März ein Hirntumor festgestellt, nachdem sie angefangen hatte unter Sprachstörungen zu leiden. Nach der folgenden Biopsie kam dann die Diagnose Glioblastom, die uns allen den Boden unter den Füßen wegzog. Der Tumor ist inoperabel und die Ärzte machten uns von Anfang an nicht viel Hoffnung auf eine lange Überlebenszeit. Bei der dann für 6 Monate angelegten Chemo hieß es gleich: Therapieziel-palliativ.

Sie war immer total fit, hatte kaum gesundheitliche Probleme, ihr geliebter, super gepflegter Garten war ihr ein und alles. Mit der Erkrankung änderte sich alles schlagartig. Sie litt darunter, sich nicht klar ausdrücken zu können, saß nur noch auf dem Sofa und war schwerlich dazu zu bewegen, aufzustehen. Oft wollte sie nichts anderes tun, als essen und schlafen, sie war sehr schnell erschöpft. Doch sie hatte (noch) keine Schmerzen, konnte sich einigermaßen selbstversorgen und freute sich über Besuch, den sie sehr oft bekam. Ihr Mitbewohner (mein Opa ist bereits vor 15 Jahren gestorben) kümmerte sich wie auch ihre Familie liebevoll um sie. Ihr Zustand war also nicht hervorragend aber im Großen und Ganzen ging es ihr gut.

Vor einigen Wochen zog ich dann 300km von zuhause weg, bei meinem Abschied merkte ich wie traurig sie darüber war und hatte ein schlechtes Gewissen. Bis dahin hatte ich sie täglich besucht. Eine Woche nach meiner Abreise (kurz nach Ende des 2. Chemo-Zyklus) verschlechterte sich ihr Zustand dann dramatisch, sie wollte morgens nicht aufstehen, war zu schwach um zu essen, zu trinken oder Medikamente zu nehmen. Abends kam sie dann ins Krankenhaus, wurde über einen Tropf versorgt und erst einmal stabilisiert. Nach einigen Tagen verlegte man sie von der Intensiv- auf die Palliativstation. Nun habe ich sie gestern besucht und war bzw. bin schockiert von ihrem Zustand. Sie ist noch dünner geworden, wenn sie einmal 20min gesessen hat muss sie sich gleich wieder hinlegen, weil es zu anstrengend wird. Sie zittert, schwer zu sagen ob vor Anstrengung oder wegen irgendwas das der Tumor auslöst. Ihr Kurzzeitgedächtnis hat stark nachgelassen.Sie "lebt in den Tag hinein", isst was man ihr mitbringt, hat kein Sättigungsgefühl. Sie spricht sehr wenig (ganz im Gegensatz zu vor zwei Wochen!) und hat auch mit keinem Wort ihr Zuhause erwähnt, seit sie im Krankenhaus ist. Sie scheint alles hinzunehmen, nicht mehr viel mitzubekommen.

Nun suchen ihre Söhne einen guten, nahen Hospizplatz für sie. Es hat mich wirklich schockiert sie so zusehen! Innerhalb von knapp drei Monaten von völlig gesund zu so pflegebedürftig...es ist schlichtweg unfassbar was dieses Glioblastom anrichtet!

gramyo

Liebe Mia,

fühle dich hier im Forum einfach liebevoll aufgenommen. Es wird dir hilfreich, tröstend zur Seite stehen. Dass ist jetzt nur noch meine Erfahrung. Mein Partner ist vor nicht ganz 3 Monaten " ins Licht gegangen".

Versuche die Sterbephase, darin befindet sich jetzt deine Großmutter, ausgesprochen liebevoll mit ihr zu verbringen. Eine Palliativstation ist ein durchaus guter Platz für Krebserkrankte . Hier wird ihnen gut medizinisch geholfen und es herrscht eine ziemliche Ruhe zum Abschiednehmen.

Dass ihre Söhne einen Hospizplatz für sie suchen, ist noch besser. Wenn sie nicht zu Hause diese Welt verlassen will, ist ein Hospiz sogar der beste Ort. Hier könnt ihr wirklich, du und deine Familie und alle Lieben in ihrem Leben, in geschützter Atmosphäre von- ein-ander Abschied nehmen.

So , wie du es beschreibst , hatte deine Großmutter ein gutes, erfülltes Leben.

"Sie lebt in den Tag hinein".
Wie wunderbar !

Besser kann man sich nicht von der Erde verabschieden. Das ist wirklich meine und war die Überzeugung meines Mannes auch.
Genießt jede Minute, erzähle ihr Erlebnisse, die du mit ihr gehabt hast, halte ihr Hand, aber lass sie auch gehen, wenn sie will.

Wir wünschen euch von Herzen ein ruhiges , liebevollstes Abschiednehmen in geschützter Atmosphäre
Gramyo und ihr Mann in anderem "Sein", aber auf der "Seelenebene" mit ihr immer verbunden

Mia

Liebe Gramyo,

Vielen Dank für deine tröstenden Worte! Ja, ein erfülltes Leben hatte sie wirklich. Sie hat vier Söhne, vier Schwiegertöchter und neun Enkel, hat zu allen ein großartiges Verhältnis und alle kümmern sich jetzt um sie.

Der Abschied wird mir sehr sehr schwer fallen, sie war immer für alle da und wird eine große Lücke hinterlassen. Aber natürlich ist es gut, wenn sie es dann irgendwann geschafft hat und, wie du es nennst, "in einem anderen Sein" ist und nicht mehr leidet. Ich bin zwar nicht religiös, glaube aber auch dass der Tod nicht das Ende ist und wir alle uns irgendwann wieder treffen. Sie wird also zu ihrem geliebten Mann gehen.

Liebe Grüße an dich bzw. euch,

Mia

Mia

Ich schreibe meine bzw. ihre Geschichte jetzt einfach mal hier weiter, denn das hat mir schon vor 10 Tagen sehr geholfen. Einfach um Ordnung in meine Gedanken zu bringen.

Meine Großmutter ist nun seit ca. einer Woche im Hospiz, das nur 10km vom Zuhause meiner Eltern entfernt ist. Die Pfleger dort sind sehr freundlich, kompetent und verständnisvoll. Alle acht Gäste haben ein Zimmer mit Zugang zur Terasse. Gegessen wird, sofern möglich, in der Gemeinschaftsküche. Sie schläft sehr viel, ist schnell erschöpft und vergisst eigentlich alles gleich wieder (wenn Besuch da war, sie gegessen hat etc.). Aber im Großen und Ganzen geht es ihr gut: sie hat keine Schmerzen, schläft durch, freut sich über Gesellschaft und Essen, wenn auch nur für den Moment.

Die Chemotherapie wurde abgebrochen, die Strahlentherapie dementsprechend gar nicht erst begonnen. Wir alle versuchen jetzt, uns nach und nach von ihr zu verabschieden und noch so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. In meinem Fall ist das durch meinen Umzug noch etwas schwieriger.
Ich bin zwar froh, sie letzte Woche besucht zu haben, fürchte mich aber dennoch davor, dass sie stirbt ehe ich noch einmal zu ihr fahren kann. Keiner weiß, wie viel Zeit ihr noch bleibt. Ein paar Tage, Wochen oder Monate...?

Nur eins wissen wir: der endgültige Abschied wird unglaublich schwer und traurig werden.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft allen Betroffenen und Angehörigen!

Mia

Tausendfüßler

liebe Mia
die guten Hospiz Erfahrungen kann ich bestätigen,
meine Trauzeugin hat 67 gute Tage in einem Hopsiz erlebt,nach dem sie alle Behandlungen ablehnte keine Chemos mehr,sie saß voller Metastasen ,sie wurde unglaublich gut versorgt ,sie nannte das Hospiz ihr Zuhause, egal was sie zu essen wünschte ,der geliebte Apfelpfannkuchen ,sie bekam es.
Wir besuchten sie ,aßen Kuchen ,tranken Kaffee und machten unsere Späße, wir sprachen offen über das Sterben,wie sie was haben wollte und was gar nicht ging.Sie erlebte eine wunderschönen 68. Geburtstag,so fröhlich alle vereint waren wir bei ihr. Ich sehe ihr strahlendes Gesicht deutlich vor mir,
Sehr rasch nach dieser Feier wurden die Kräfte geringer, das Schlafbedürfnis nahm eine immer größere Dimension ein.
Am 14. März diesen Jahres ,nachdem sie alle heim geschickt hatte machte
sie einen tiefen Japser und Schnaufer und schlief für immer ein.
Ich erinnere mich ,dass ich des nachts wach wurde ,am nächsten Tag erfuhren wir dann ,dass sie ,so wie sie es immer gewollt hat ,ganz in Ruhe einschlafen durfte.
Tröstet dich das ,ich weiß es nicht ....sie geht ,wenn sie es möchte ,wenn es sein soll...... ich habe viele Menschen gehen sehen ,wer so geliebt wird ist in der Stunde des Todes nicht allein das ist meine feste Überzeugung.........
Wie immer es wird so soll es sein.
Mia du bist ganz wunderbar wichtig für deine Oma, und sie für dich das kann niemand dir nehmen egal was kommen mag.
Von Herzen
Tausendfüßler

Mia

Lieber Tausendfüßler,

Danke für deine lieben Worte! Ich hoffe sehr, dass auch meine Oma (ich nenne sie eigentlich immer liebevoll "Ömchen", aber das schreibt sich so komisch...) friedlich einschlafen darf.
Schön wäre es auch, wenn ihr Zustand sich bis zum Schluss nicht weiter verschlechtert, das weiß man ja beim Glioblastom nie...
Ich werde einfach versuchen für sie da zu sein so oft es geht und sie gehen lassen wenn es so weit ist- so traurig es auch für uns Zurückbleibende werden wird.

Euch allen ganz viel Ruhe und Energie im Umgang mit eurer Krankheit!

Mia

Mia

Hallo ihr Lieben,

Ich möchte euch nur sagen, dass mein Ömchen am 3.7.2013 ins Licht gegangen ist. Am Abend bekam ich einen Anruf von meinen Eltern. Am 10.7. ist nun die Beerdigung.
In tiefer Trauer,

Mia

gramyo

Liebe Mia,

fühle dich gedanklich von mir in den Arm genommen und getröstet.

Da du deine Oma so liebevoll "Ömchen" nennst, wird sie immer in deinem Herzen sein und an deinem weiteren Leben einfach auf einer anderen Ebene daran teilhaben.

Liebe Mia, trauern und weinen und den tiefen Verlust eines so geliebten Menschen gehört zu unserem Leben. Es gibt ihm eine wertvolle Tiefe der Empfindungen. Ich denke, wenn wir nicht trauern können, würden wir die glücklichen Zeiten des Lebens überhaupt nicht genießen.

Alle, die diese Erde verlassen und ins Licht gehen , gehen für mich tatsächlich ins Licht, ins Universum.

Sie verlassen diesen Körper mit all seinen beschwerlichen Zeiten, sind "pures Sein", Glückseligkeit, für manche Engel, für andere göttliche , gnadenreiche Geistwesen.

Sie befinden sich in einer friedvollen, harmonischen Dimension und sind immer auf der Seelenebene mit uns verbunden, wenn wir es zulassen.

Darüber bin ich mir bei dir und deiner Familie absolut gewiss.

Wir schicken dir und deiner Familie liebevolle, sehr sanfte Energie
die euch umhüllt und lasse die Tränen ruhig fließen,
es zeigt nur deine Liebe zu deinem Ömchen

denken Gramyo, die dich umarmt
und ihr Mann, der wie so viele ,
jetzt auch deine Oma, in dieser wunderschönen Dimension ,
ein neues, anderes "Sein" lebt

Tausendfüßler

liebe Mia
dein Ömchen, so nanntest du sie liebevoll ,hat das irdische Leben verlassen.
Lasse deine Trauer zu, die Tränen fließen ,der Kummer breitet sich in dir aus.
Was für eine wundervolle Enkelin dein Ömchen in dir hatte,das war so ein Geschenk im Leben ,dass du ihr gemacht hast.
Im Herzen lieben wir weiter, schau in den Himmel in der Nacht ,der Stern der am hellsten leuchtet, der dir zulächelt, das ist dein Ömchen dir dir sagen mag,
ich bin erlöst,
in tiefen Mitgefühl
alles Liebe
sendet Tausendfüßler

Mia

Danke für eure tröstenden Worte! Ihr habt mir so sehr geholfen und helft mir immer noch mit eurer liebevollen und tröstenden Art! Es tut gut zu wissen, dass ihr mit mir fühlt ohne mich zu kennen.
Ömchen hatte ein wunderschönes Leben auf dieser Erde und nun begleitet sie mich und alle ihre Lieben auf einer anderen Ebene, wie Gramyo es so wundervoll beschrieben hat...

Ich wünsche euch allen ganz viel Mut und Kraft, allen Trauernden und Kranken, denen die sich so liebevoll kümmern, denen die den Kampf verlieren werden und natürlich denen, die ihn nicht aufgeben!

Danke!

Mia

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