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Bailey

Hallo liebe Forummitglieder,

mein Mann (50) hat im Februar 2014 die Diagnose Glioblastom erhalten. Mittlerweile haben sich 3 weitere Rezidive gebildet. Ursprungstumor ist links in der Mitte (seit OP kein erneutes Wachstum), 1. Rezidiv im Frontallappen und 2 weitere, noch sehr kleine Rezidive am Kleinhirn hinten.

Mein Mann ist in letzter Zeit sehr aggressiv und behandelt mich wie den letzten Dreck. Ich selber kann versuchen damit umzugehen aber wie soll unsere 7-jährige Tochter das verstehen? Bisher wurde sie verschont aber mittlerweile sagt er uns täglich, er braucht uns nicht und wir können ausziehen. Der Onkologe meines Mannes hat Tavor als Medikament vorgeschlagen um meinen Mann zu beruhigen. Was haltet ihr davon, hat jemand Erfahrungen mit Tavor? Wie erträgt man diese ständigen Anfeindungen?
Vielen Dank für eure Erfahrungen.

Liebe Grüße
Bailey

Lara

Hallo Bailey,

Aggressives Verhalten ist schwer auszuhalten. Besonders wenn auch ein Kind betroffen ist.
Habt ihr psychologische Hilfe?
Ich denke das es euch helfen kann damit umzugehen. Insbesondere um euer Kind zu schützen.
Hier würde ich immer das Wohl des Kindes an erster Stellen stellen.
Zu Tavor kann ich nur sagen, dass mein Mann es gegen die Platzangst bei der Bestrahlung genommen hat. Es mach wohl abhängig.
Deshalb würde ich hier mit dem Psychoonkologen sprechen was hier am besten wäre. Bevor man sich eine neue " Baustelle" produziert.
Ggf. kann auch euer Neurologe etwas dazu sagen. Vom Gefühl her weiß ich nicht ob der Onkologe hier der richtige Ansprechpartner ist um dieses Problem zu lösen.
Notfalls, wenn man keinen Termin bekommt mit einer Einweisung als Notfall?
Ich hoffe es melden sich noch ein paar Leute...die dir besser helfen können.

LG

Lara

tinchen

Liebe Bailey,

mein Mann hatte ein Glioblastom "frontal links" und ich kenne dieses, von dir geschilderte Verhalten ebenfalls.
Wenn du in der Suchleiste "tinchen" eingibst, findest du meinen Beitrag vom 9.Mai 2013, es war der Grund, dass ich mich damals im Forum angemeldet habe.
Wenn du in der Suchleiste "Wesensveränderung" eingibst, findest du zahlreiche Beiträge anderer Forianer zu diesem Thema.

Die kombinierte Strahlen- und Chemotherapie im Mai 2013 wurde bei meinem Mann auf Grund der Aggressivität, Verwirrtheit und auch Panikattacken stationär durchgeführt.
Und er bekam " TAVOR " verschrieben....

Die Tabletten halfen recht schnell, mein Mann wurde ruhiger und friedlicher.

Er hat sie über 1,5 Jahre verschrieben bekommen....

Das Problem: Die anfangs relativ geringe Dosis reichte ihm bald nicht mehr, sie musste nach und nach erhöht werden.
Mein Mann hatte dann die höchste (von den Ärzten vertretbare) Dosis erreicht, ich hatte Schwierigkeiten, sie einzuteilen. Er forderte mehr ...

Tavor macht schnell abhängig, ich kann mir aber nicht vorstellen, wie es ohne Beruhigungsmittel weitergegangen wäre.




"Wie erträgt man diese Anfeindungen"....

Es ist die Krankheit, es sind teilweise Medikamente - dein Mann meint es gar nicht so persönlich.
Aber es ist ganz schwer zu ertragen, besonders wenn ein Kind in der Familie lebt (ich habe 2 bereits erwachsene Kinder). Du kannst dem Kind versuchen zu erklären, dass der Vati krank ist, es nicht so böse meint. Es hilft deinem Kind zu verstehen, jedoch nur ein wenig.

Ich hoffe, du bekommst noch Antworten von betroffenen Familien, in denen kleine Kinder leben.

Liebe Grüße
tinchen

Mamamaus

Hallo,

bei uns war es auch so. Wir haben auch Kinder mit 5 und 9 Jahren. Mein Mann war stationär weil es daheim nimmer ging danach Reha, dann wurde er auf Medis eingestellt. Keppra abgesetzt das führt oft zu Psychosen und Aggressivität. Dafür bekommt er nun Valproinsäure. Anfallschutz plus Antipsychosemittel. Dazu bekommt er noch Risperidon 2 mg. Er ist seither ruhig und gelassen. Er ist für mich und die Kinder keine Gefahr mehr. Den Kindern hab ich gesagt dass der Papa krank ist und es von der Krankheit kommt. Inzwischen seit er eingestellt ist kommt langsam wieder Vertrauen der Kinder zurück obwohl er so böse war wie die Kinder es nannten in der Zeit.
Es sollte immer ein Psychiater mir drauf schauen in so einem Fall. Ein Psychoonkologe unterstützt uns auch.

LG MAmamaus

kaho

Zu Tavor: für eine dauerhafte Hilfe find ich es denkbar ungeeignet. Ma bekommt auch 3x tgl. 0,5mg. Das nimmt sie nur, weil es auf dem Zettel steht. Die Tabletten haben keinerlei Wirkung mehr, schon nach kurzer Zeit. Ich würd es nicht empfehlen, andererseits haben die Ärzte wohl kaum Alternativen.

Mamamaus

Also zu Tavor. Ich habe das auch als Notfallmittel wenn es mir ganz schlecht geht und ich Panickattacken habe. Aber es ist nicht zur Dauermedikation gedacht. Wenn man es alle zwei Wochen einmal nimmt macht es nicht aber niemals täglich.

LG Mamamaus

Robbiopi

Zuerst mal guten Abend, natürlich macht Tavor abhängig. Bei meiner Frau hat es geholfen. Es ' dämpft' zuerst einmal. Und damit hat man einmal einiges bewirkt. Ich denke über Spärfolgen wie Abhängigkeit sollte man sich keine Gedanken machen. Man muss sich zuerst einmal mit der Diagnose auseinandersetzen. Dann wird einem einiges klar. Der Betroffene steht im Mittelpunkt und natürlich auch die Angehörigen. Sie selbst sind nicht mittelbar betroffen, haben aber mehr zu leisten und auszuhalten wie der Betroffene. Schließlich muss der Partner für zwei Menschen denken, handeln, organisieren und noch viel mehr. Vor allem wenn Kinder da sind. Kinder verarbeiten das besser als man denkt. Sie haben nicht so ein strukturiertes Denken als Erwachsene. Ich hatte gute Erfahrungen mit dem Medikament ' Demetrin'. Bitte aber immer Rücksprache mit dem Arzt wegen möglicher Wechselwirkungen. Noch einmal. Bitte keine Gedanken machen über Spätfolgen. Das was jetzt gut tut und wirkt, ist gut.

Bailey

Vielen, lieben Dank für eure Erfahrungsberichte und Anregungen.
In Absprache mit dem Arzt haben wir uns auf eine Tavor am Abend geeinigt. Der Schuss ist dann gleich 2 Stunden später nach hinten losgegangen. Ca. eine Stunde nach Einnahme ist mein Mann schlafen gegangen und hat sich dann eine weitere Stunde später eingenässt. Er war allerdings entspannter als sonst, auch heute Morgen. Keine Aggressionen aber dafür Inkontinenz? Bisher ist dies meinem Mann nur passiert, wenn er die Dexamethason Dosis verweigert hat oder eigenmächtig runterdosiert hat, was auch schon öfter vorgekommen ist...

tinchen

Hallo,

ich gebe Robbiopi recht, die Folgen der Abhängigkeit von Tavor sind bei einem Glioblastom wohl zweitrangig.

Da mein Mann sie wirklich sehr lange genommen hat, war ICH dann unter Druck, weil ICH sie ihm (gegen seinen Willen!) rationieren musste. Sie haben einfach nicht mehr bis zum nächsten Rezept gereicht. Mein Mann hatte allerdings im Laufe der Erkrankung immer stärker werdende Angstzustände, ganz besonders schlimm am Abend.

Und dagegen hilft "Tavor" vermutlich am allerbesten.

Liebe Baliey, ich denke, die Inkontinenz deines Mannes hat "nur" insofern mit Tavor zu tun, dass er einfach richtig fest geschlafen hat und den Harndrang nicht bemerkt hat ...


Es ist (bzw. WAR bei uns) alles nicht einfach. Tut am besten, was euch allen am meisten Erleichterung bringt.

Einen 100% idealen Weg gibt es nicht ... man muss das geringste Übel wählen ...

Alles Gute
tinchen

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