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Duden888

Hallo liebes Forum, mich beschäftigt gerade etwas, wobei ich mal gerne Eure Meinung/Erfahrung wissen würde:
Nachdem ich meine OP (März15) soweit überstanden habe, bleibt eigentlich nur ein teilgelähmtes Auge zurück. Damit komme ich relativ gut klar und halte mich für einen Glücksfall. Nun gehe ich nach und nach wieder vor die Tür und nehme auch wieder Einladungen an. Am Freitag war ich bei einer Freundin, die noch 8 andere Frauen zum Weihnachtsessen eingeladen hatte.
Neben der Gastgeberin kannte ich nur noch ein Frau dort. Die wusste auch von der Gastgeberin, dass ich erkrankt bin. Sonst niemand. Der Abend war lustig, wir haben uns gut unterhalten und ich sprach gerade mit der Einen, die mich kannte über meinen positiven Genesungsverlauf. Da kam eine andere Frau dazu und fragte, was ich denn hätte. Und da ist es passiert: ich wollte nicht darauf antworten.
Ich freue mich zwar immer, denen die wissen was ich hatte, meinen positiven Verlauf zu erzählen, damit man sehen kann, dass auch Hirntumore mal gut ausgehen können, aber ich mag niemandem mehr erzählen, das ich schwer erkrankt bin. Ich komme einfach nicht klar damit, mir diese betroffenen Gesichter anzuschauen und mitzubekommen, wie vorher eine ausgelassene Stimmung sich auf einmal in tiefe Betroffenheit und Stille verwandelt.
Ich druckste also rum... "ich hatte da was hinterm Auge".... Die Frau war sehr interessiert und wollte es genauer wissen und hakte nach.... Mich hat das alles total peinlich berührt und überfordert, weil als ich ihr sagte, dass ich einen Tumor hatte, genau das dann passierte: tiefe Betroffenheit, Stimmung auf dem Tiefpunkt. Und dann wollte das vorher ausgelassene Gespräch in Richtung "ich kenne da einen, der hatte das auch" bzw. generell in Krankheiten abdriften. Ich will das nicht!!! Wie verhält man sich in so einer Situation? Eigentlich kam ich immer mit der oberflächlichen Erklärung "ich hatte da was hinterm Auge, was operiert werden musste" gut aus der Nummer raus. Aber man trifft halt auch mal Leute, die nachhaken, wie eben bei mir am Freitag....
Wie macht Ihr das? Stört Euch das auch? Geht Ihr offen damit um und haltet es einfach aus? Ich bin total verunsichert und würde mich sehr freuen, wenn Ihr Eure Erfahrungen/Ansichten mit mir teilen würdet.
Liebe Grüße und einen schönen 2. Advent an alle.
Anja

Lisa123

Hallo ! :) ich weiss was du meinst. Es ist eine sehr unangenehme Situation aber wieso sagst du nicht einfach, dass du nicht drüber reden willst? Ich meine es geht ja vielleicht auch nicht jeden was an ..wenn du mit manchen nicht darùber reden willst / kannst dann sag das doch einfach oder sag , dass du keine gedrückte Stimmung willst sondern normal behandelt werden willst lg lisa :)

Elma

Ich bin "nur" Angehörige, also kann ich es vielleicht nicht wirklich beurteilen, aber mein Mann und ich haben mit Offenheit die besten Erfahrungen gemacht. Ich finde es viel schlimmer, wenn hinter unserem Rücken hinter vorgehaltener Hand spekuliert wird und uns dann in Zukunft nur unnatürlich begegnet wird. Du könntest doch sagen, dass dort ein gutartiger Tumor war, der jetzt aber entfernt wurde und dass es dir gut geht. Dann wird sich doch keine so große Betroffenheit einstellen.

2more

Hallo,
es kommt auf die Situation an. Wenn eine Feier ansteht, die fröhlich und ungezwungen verlaufen soll, würde ich direkt im Vorfeld klären, dass das Thema Krankheit tabu ist. Dann wird niemand auf die Idee kommen, zu fragen und es wird für Dich nicht unangenehm.
Zu anderen Anlässen kannst Du ja je nach Gefühlslage sagen, dass Du darüber nicht reden möchtest oder Du offen mit der gutartigen Tumorerkrankung in die Offensive gehst.
Wie Menschen reagieren, hängt von ihren eigenen Erfahrungen ab. War jemand selbst schon schwer erkrankt oder hat schwerkranke nahestehende Menschen im Umfeld, wird er vermutlich eher ein selbstverständliches Mitgefühl zeigen als jemand, für den ein Schnupfen bereits eine mittlere Katastrophe darstellt.
Ich entscheide nach diesem Ausschlussverfahren.

Gruß
2more

Derek2

Hallo Duden3x8,
als erstes, eine besinnliche, ruhige, streßfreie Weihnachtszeit. Und versuche, an das Teufelchen im Kopf, nicht zu denken.
Nun zu Deiner Frage. Ich habe die Erfahrung gemacht, angelehnt an die Auswirkungen, die ich zeitweise hatte und heutzutage noch habe, es ganz einfach mitzuteilen.Die Umgebung wird irgendwann neugierig, wenn diese gedrückte Stimmung öfters auftritt.Irgendwann kommt es zur Frage, läuft es bei Euch nicht mehr so-hat'se 'n Andern, oder....oder..!
Ich habe aber auch noch von dem Personenkreis verlangt, mir nicht ständig die Frage zu stellen-Wie geht es Dir? Warum? Sie nervt mich unendlich, sorgt immer dafür in mich hinein zu hören. Jedem Tierchen sein Pläsierchen!!
Mit Kenntnis dieser Krankheit hat sich auch so langsam ein anderer Umgang mit mir entwickelt.Hatte/tlw.habe ich noch ein Problem mit kleinen Kindern-1 spezieller Enkel!
Er begann mich tüchtig zu nerven-schreien,flink,wie'n Wiesel(kann ich nicht immer folgen),herumtoben,lärmen. Es war und ist schwer,das zu begreifen, seitens meiner Tochter. Ich habe nur ein Ohr, welches hören kann und die Schreie eines2,5-jährigen sind für mich nun mal leider schmerzhaft, sprich unnötig!
Fazit: Ich würde es immer wieder meiner Umgebung bekannt geben, um Ruhe zu finden, vor (für mich!) lästigen Fragen Aber sei Dir auch bewußt.
dieser Erkenntnisprozeß dauert, weil nicht jeder alles sofort begreift/akzeptiert. Daß sie es zu 100% verstehen, erwarte ich nicht. Alles, auf mich+meine Krankheit bezogen, kann ich auch nicht verstehen.
Diese Krankheit hat, egal welcher Tumor es ist, ihre ganz speziellen Geheimnisse.
LG Dieter

Xelya

Liebe Duden,

ich kenne solche Situationen auch sehr gut :-) und finde sie doof. Ich habe dann das Gefühl, dass ich mein Gegenüber damit total überfordere und das möchte ich natürlich nicht.

Ich spreche eigentlich ganz locker über meine Meningeome und betone auch immer im Vorfeld, dass es sich schlimmer anhört, als es ist, weil ich immer Glück hatte. Manchmal sage ich auch einfach, dass es zwar nicht Wildes war, aber zu kompliziert jetzt alles zu erzählen und wechsele das Thema.

Wer DAS nicht versteht und weiter nachhakt ist meiner Meinung nach nicht einfach interessiert, sondern schlicht neugierig und bekommt zur Antwort, dass ich jetzt keine Lust habe, darüber zu reden. Das hat dann noch jeder verstanden.

Duden888

Ihr Lieben, Danke für Eure Antworten - wie immer, ein sehr gutes Gefühl, dass man nicht ganz allein ist. Mich hat das einfach so irritiert, weil ich das Herz wirklich auf der Zunge trage und nun tatsächlich einen wunden Punkt habe, über den ich anscheinend nicht reden kann/will. Und einfach zu sagen "Ich will nicht drüber reden", so wie von Dir Lisa123 vorgeschlagen, das bin ich einfach nicht.
Ich habe mir Eure Ratschläge zu Herzen genommen, falls ich nochmal in so eine Situation gerate, sage ich einfach, dass ich einen GUTARTIGEN Tumor hatte und jetzt alles gut ist. Am Freitag ist mir das einfach nicht gelungen, ich war so überfordert, auch ob dieser neuer Empfindlichkeit, die ich so gar nicht von mir kenne. Ich bin sonst auch um keinen Spruch verlegen, bin sogar ziemlich schlagfertig - aber der Situation war ich einfach nicht gewachsen. Auch das ist wieder ein Prozess zum Lernen und Umdenken, wie so vieles bei dieser Erkrankung.
Viele Grüße
Anja

Lisa123

Es ist eben jeder Mensch verschieden ... manche Reden offen darüber und andere schweigen zu dem Thema. Ich denke es kommt auch auf die Situation und die Menschen an ob und wie man darüber redet.. das muss man individuell entscheiden . Aber ich finde es gut dass du so offen damit umgehst :)

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