Das wirklich tückische ist ja, dass es keinerlei Prognosen geben kann. So dass wir alle eigentlich nicht wissen, auf was wir uns vorbereiten könnten und was auf uns zukommen wird. Mein Mann und ich haben anfangs viel geweint, miteinander, jeder für sich. Und wir haben über alles gesprochen: Wie wollen wir sterben? Wie und wo beerdigt werden? Patientenverfügung, Vollmachten, den Hausarzt bei allem mit einbezogen. Wir hatten inzwischen zwei Gespäche mit dem SAPV-Team. Deren Botschaft war jedesmal: Leben Sie bewusst im Augenblick, genießen Sie diesen, machen Sie sich nicht so viele Sorgen, Sie können sich nicht auf alles vorbereiten - es wird wahrscheinlich eh anders kommen, als man denkt. Und die Zusage, sobald es nötig sein wird, "übernimmt" das SAPV-Team. Mein Mann will alles laufen lassen und trifft keine bewussten Entscheidungen mehr, er ist teilweise teilnahmslos und taucht völlig ab, es ist ihm nichts mehr wichtig (Duschen, rasieren, genug trinken, spazieren gehen...). Das einzige, bei dem er völlig außer sich gerät ist, wenn er in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt wird. Das hat mich auch beim SAPV-Team beeindruckt: Es zählt ausschließlich der Patientenwille. Das ist schwer auszuhalten, denke ich doch zu oft, ich wüsste, was für ihn gut wäre... Wir haben eine Postkarte an der Pinwand hängen: "Helfen Sie mir nicht, es ist so schon schwer genug." Irgendwie haben wir uns an alles gewöhnt. Wenn es meinem Mann schlechter geht, geht es ihm dann auch oft wieder besser - nachdem ich dachte, jetzt wird es zuende gehen. Bis jetzt ging es immer irgendwie weiter. Und wenn es akut nicht mehr geht, muss mein Mann auf einer Palliativstation versorgt werden, dann wird man weiter sehen. Es ist ein Segen, das SAPV-Team und unseren Hausarzt zu haben.