Liebe Greta 80,
ich bin Betroffene und etwa im Alter Deiner Mutter. Ich habe von Beginn an alles mit den Ärzten allein besprochen. Meine damals noch viel jüngeren Kinder und die nahen Verwandten und Freunde wussten von der Diagnose und den Therapien. Aber sie vertrauten meinen Ärzten, weil ich ihnen vertraute.
Wenn es bei mir problematisch war, waren sie für mich da, akzeptieren auch mein ihnen mitunter nicht nachvollziehbares Verhalten.
Aber wenn es mir gut ging bzw. geht, ist es für mich am besten, wenn ich nicht über die Erkrankung reden muss, wenn ich als normaler Mensch wahrgenommen werde, der ich ja auch bin!
Mir selbst würde es besonders wehtun, wenn sich meinetwegen meine Angehörigen so sehr mit meiner Krankheit befassen, dass sie ihr Leben einschränken.
Natürlich kann ich nicht verhindern, dass es sie innerlich bewegt.
Aber ich freue mich immer enorm, wenn ich erfahre, was sie an Wunderschönem unternommen haben. Ich erfahre das am Telefon, in persönlichen Gesprächen, per Whatsapp mit Bildern und Videos und erhalte herrliche Ansichtskarten. Sie merken mein Interesse, meine Freude.
Das ist für mich Glück und Motivation, weiter zu leben, weil ich mehr von ihrem Leben haben will, auch wenn ich weniger, als ich es wollte, daran teilnehmen kann.
Wenn ich ihre Hilfe brauche, sind sie da. Ohne Mitleid.
Liebe Greta, versuche, Dein Leben schön zu gestalten und Deiner Mutter davon zu erzählen.
Deine Angst um sie macht ihre Angst um sich nicht kleiner.
Erzähle ihr von Deinem Glück und es wird sie glücklich machen.
In mir taucht immer wieder der Gedanke auf, wie froh ich darüber bin, dass meine Angehörigen ihr Leben so gestalten, wie sie es möchten.
Ich denke, dass Deine Mutti auch möchte, dass es Dir wirklich gut geht.
Sie weiß doch längst, dass Du für sie da bist, wenn sie Dich braucht.
KaSy