Linzer

Operation inaktives Makroadenom und die Tage danach.

Ich habe lange Überlegt ob ich mein Erlebtes veröffentlichen soll.
Ob es Betroffene verunsichert, verängstigt oder von einer OP abbringt.
Aber auch denen helfen kann, mit ähnlichen Erfahrungen, nicht Alleine zu sein,

Ich 55, hatte vor 12 Tagen die Operation.
Operation war durch die Nase mit endoskopisch transsphenoidal unter iMR-Anwendung.
Narkose um 7:30 – 8:00 in der Früh und aufgewacht bin ich so um 15:30 da um ca. 16:00 meine Frau kam. Gefühlte halbe Stunde vorher.
Das Aufwachen aus der Narkose war ein Horror.
Ich konnte nicht Atem und fühlte als müsste ich Ersticken.
Als erstes spürte ich meinen Rachen und meine Zähne und hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Ich konnte schon klar Denken und Empfinden dabei kamen meine Emotionen hoch. Immens Traurigkeit machte sich breit, fühlte als ob mich es in ein dunkles Loch nach unten ziehen würde. Fühlte das ich weinte und meine Tränen runderliefen. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht seufzen nur fühlen, wie die Tränen runderliefen. Meine Lippen brannten vor Trockenheit. Jemand wischte mir den Mundraum aus zwischen den Lippen und den Zähnen und ich hörte, „Hier ist alles noch voll Blut“. Jetzt merkte ich das ich mich nicht bewegen konnte, ich konnte nach unten schauen, die rechte Seite war komplett lahm und links konnte ich nur die Fingerspitzen bewegen, versuchte den Arm zu bewegen und ging gar nichts. Es war so um 16:00 da fragte jemand, ob Besuch zu mir kommen darf, ich versuchte zu sprechen aber mehr als ein Gestammel war nicht möglich, obwohl ich den ganzen Satz im Gehirn hatte. Meine Gedanken waren schon sehr klar und auch meine Empfindungen. Versuchte mit meiner Frau zu sprechen aber mehr als einen Wortfetzen kam nicht raus. Die Worte lagen auf der Zunge, aber der Mund konnte sie nicht wiedergeben. Fühlte nur wie meine Tränen runderliefen und den immensen seelischen Schmerz. Körperlich hatte ich keine Schmerzen. Langsam konnte ich mit Hilfe den linken Arm ein wenig heben. Ich fühlte das es seitlich am Kopf tropfte, wollte mit der Hand zum Kopf und zu fühlen, was das ist. Meine Frau sagte „nicht hin greifen“. Ich dachte das ich ein Loch in der Schädeldecke hätte und dass es Probleme gegeben hätte. Diese Ungewissheit, warum und was das war. Ich konnte das meiste hören und verstehen, was meine Frau sagte. Ich wollte reden, die ganzen Sätze waren da, aber der Mund brachte nicht mehr als Wortfetzen raus. Jetzt vielleicht gegen 16:30 konnte ich auch die Fingerspitzen der rechten Hand ein wenig bewegen. Es kam Jemand vorbei und probierte, was ich schon bewegen kann. Ich hatte Durst und die Lippen brannten. Die Gedanken an Komplikationen ließen mich nicht los und fühlte Hilflosigkeit und Trauer. Ich konnte nicht fragen, die Worte kamen beim Mund nicht an. Langsam brachte ich aber schon zwei Wortfetzen mit Abstand hintereinander zusammen. Ich konnte die linke Hand zu Kopf führen und fühlte verklebte Haare.
(Anmerkung: Der Schmerz seitlich am Kopf kam von den Fixierungen des Kopfes und das Tropfen auch, die Druckstelle nässte noch drei Tage später). Gegen 18:00 konnte ich den rechten Arm auch schon ein wenig heben. Ich bekam jetzt alles mit was um mich geschah und hörte den Fernseher der Nachbarin, konnte mir sogar bis jetzt Inhalte merken. Jetzt konnte ich schon ein wenig aus einer Schnabeltasse trinken und meine Lippen benetzen, ich hatte Durst nur Durst. Meine Beine konnte ich noch nicht bewegen. (war durch die wechselseitige aufblasenden Druckluft-Beinmanschetten nicht möglich und dazu der Lärm des Kompressors) Ich lag wie ein nasser Sack da. Komplett hilflos. Konnte nicht Schlafen und nur durch den Mund Atmen (Nasentamponade) und immer die brennenten Lippen. Leichte Übelkeit kam auf und eine Schwester injizierte mir etwas dagegen. Wegen Notfällen und dass ein Platz gebraucht wurde, ich wurde um circa 04:00 am Morgen auf mein Zimmer gebracht samt meinen Geräten. In der Früh konnte ich mich normal bewegen und auch sprechen. Meine Nasentamponade lies mich sehr schwer schlucken und atmen und der Durst. Ich habe den ganzen Tag nur so dahingedämmert und getrunken. Zum Nachfüllen der Schnabeltasse musste ich immer eine Schwester rufen. Visite, ein Arzt sagte nur in kurzen Worten, alles gut gegangen konnten Tumor entfernen. Diese Nacht war auch nicht besser, kein Schlaf und ich Trank literweise Wasser und die Beinmanschetten, die sich wechselseitig aufbliesen, Liesen keine Beinbewegung zu. die dritte Nacht war nicht viel besser. Alle paar Stunden wurde durch den Herz Vorhofkatheter Blut abgenommen und auch meine Infusionen alle 6 Stunden bekam ich durch diesen. Am dritten Tag wurde meine Nasentamponade gezogen, nicht angenehm aber der Druck war weg. Ich konnte immer noch nicht durch die Nase atmen, alles noch zu und auch kein Druckausgleich über die Ohren möglich. Dadurch konnte ich nicht richtig schlucken, nur Wasser und Brei und kleinere feste Stücke. Wochenende, kein HNO. Am Wochenende wurde ich mein Beinmanschetten los, welche Wohltat. Nur mehr die Thrombosespritzen. Am Montag endlich zum HNO, Nasen absaugen. Unangenehm aber zum Aushalten, ich fühlte richtig, wie die Nebenhöhlen leer gesaugt wurden. Der Druck war weg, ich konnte ein wenig durch die Nasse atmen und auch besser Schlucken, auch kleinere Huster fühlten sich nicht mehr an, als würde der Kopf explodieren. Die erste Nacht, wo ich einige Stunden schlafen konnte.
Die folgenden Tage, ohne größere Schmerzen oder anderen Problemen, alle paar Stunden, Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und Pupillenkontrolle und wieviel ich trank. Jeden Tag zwischen 4 und 5 Uhr in der Früh wurden Blutproben abgenommen und am Morgen nochmal. Ich hatte nur mehr den Herzkatether mit 3 Schläuchen.
Den Harnkatheter war ich auch los, nur musste ich jeden Harn sammeln. Heute ging ich mit Hilfe einige Schritte im Krankenhaus und konnte mich selbst waschen. Am Mittwoch beim HNO, Nasen absaugen, schlimmer als beim ersten Mal aber die Besserung dadurch war es wert. Ich ging selbst den Weg im Krankenhaus zum HNO und zurück, mit Begleitung. Erste Stufen wurden gestiegen, hatte aber immer noch so ein unsicheres Gefühl wie nach einer Bootsfahrt. Der Zehnte Tag nach der OP, ich fühlte mich schon wesentlich besser. Herzkatheter raus, war angenäht, Fäden gezogen, einmal tief ausatmen und raus damit, war doch gute 20cm lang, die letzten Schläuche. Am selben Tag, vielleicht ein Tag vor einer möglichen Entlassung, wenn die Elektrolyte passen. Hydrocortison abgesetzt, Schilddrüsen Kontrolle und ein Röntgen der Brust und des Halsbereiches.
Tag 11 nach der OP. Kein Ausfall der Hypophyse, keine Substitution notwendig. Noch die Termine für die Nachkontrollen fixiert. Leider hatte kein Arzt Zeit für ein längeres Abschluss Gespräch. Heimreise, endlich Ruhe und mein Bett und 7kg weniger.
Jetzt am zweiten Tag nach der Entlassung kommen in mir die Ereignisse beim Aufwachen hoch. Einfach die Ungewissheit, ist was passiert, was, oder ist es einfach so nach einer Kopf-OP. Fühle mich einfach nur sehr belastet und depressiv und möchte mit dieser Niederschrift eine Erleichterung für meine Seele schaffen.
Nachtrag zum Aufwachen:
Ist mein Bewusstsein in der Aufwachphase der Narkose zu früh wach geworden, wie Aufwachen während der Narkose. Mein Verstand und meine Gefühle waren schon da, aber mein Körper noch nicht. Lebendig begraben.
Locked in Syndrom (LiS), Klar bei Verstand aber unfähig sich zu bewegen, gefangen im eigenen Körper.

Ich hatte sicher eines der besten Spitäler für solche OPs und ich bedanke mich an meinen Ärzten. und Pflegern. Vielen Dank.
lg an alle Wolfgang

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