www.hirntumorhilfe.de
Herzlich willkommen im Forum der Deutschen Hirntumorhilfe!

Thema: Wie lange sollte eine Chemo durchgeführt werden?

Wie lange sollte eine Chemo durchgeführt werden?
annaastro
27.03.2014 13:13:47
Hallo ihr lieben,
ich habe eine Frage Betreff der Dauer einer Chemo.
Seit 11 Monaten werde ich mit Temodal (5/23 a 320 mg) behandelt (Astro III, OP mit teilweiser Resektion im mai 2013). Mein letztes MRT zeigte kein Wachstum nur leichte Schwellungen. Nun meinte mein Arzt, ich solle mir Gedanken machen, ob ich über den Zeitraum nach 12-14 Monaten weiter die Chemo möchte, da es keine fundierten wissenschaftliche Belege gäbe über deren längere Wirksamkeit. Ich bin nun recht verunsichert, da zum einem einige ja doch recht gut über Jahre erfolgreich damit Leben. Andererseits ist die Lebensqualität ohne chemo sicher höher und der Körper kann sich erholen.
Welche Erfahrungen oder Wissen habt ihr in diesem Zusammenhang?
Vielen Dank anna
annaastro
Andrea 1
27.03.2014 14:00:27
Hallo liebe Anna,
das ist eine soooo schwierige Frage, die dir glaube kein anderer beantworten kann, außer Du selber, bzw. dein behand. Arzt/Dok.
Ich hatte vor 3 Jahren ein Oligodendrogliom WHO°3 und hatte nach der OP (98% entfernt) 6 Zyklen Temodal zu absolvieren.
Auch mir hatte man mit den selben Worten dazu geraten noch 3 weitere Zyklen (weitere 3 Monate!) mit ran zu hängen, was ich aber ablehnte. Ich wollte damals unbedingt schnellstmöglich wieder arbeiten gehen, hatte aber auch den Gedanken im Hinterkopf, dass ich meinen Körper so schnell, wie möglich entgiften und stärken wollte, falls ich wieder an sowas/daran erkranke. Schließlich schwächt einen eine Chemotherapie den gesamten Körper/Organismus/Zellteilung usw....
Man kann wohl auch durch eine Chemoth. selber an Krebs erkranken. So zumindest ein Arzt, der mir das allerdings sehr viel später offerierte.
Damals hatte ich meine Entscheidung bereits getroffen.
So im Nachhinein bin ich selbst ganz erstaunt, über meinen Mut, meine Dummheit oder was auch immer mich dazu antrieb. Bis jetzt habe ICH es nicht bereut.
Seit 3 Jahren bin ich frei von Rezidiven, obwohl der Tumor - Rezidiv - eingestuft wurde.
Vielleicht erzählen hier noch viele andere ihre Entscheidungen/Erlebnisse mit. Doch letztlich musst Du das für dich alleine entscheiden, denn Du bist auch die jenige, die damit leben muss, wenn es gut oder etwas schief geht/der Tumor wieder kommen KÖNNTE.
Auch spielt da ganz sicher die Art des Tumores eine sehr entscheidende Rolle. Vielleicht erfragst Du noch eine zweite Meinung dazu?
Einen unabhängigen Dok, dem Du sämtliche Ergebnisse/Verläufe vorlegen kannst und der sich unabhängig von äußeren Beeinflussungen dir einen guten Rat geben kann (vielleicht auch einen Prof. von hier, der Deutschen Tumorhilfe?).
Von Herzen wünsche ich dir alles Gute!!!
LG Andrea
Andrea 1
Prof. H. Strik
27.03.2014 14:03:02
Ja, diese Frage ist wirklich schwierig, weil wir keine wissenschaftlichen Daten dazu haben. Natürlich leben einige damit schon sehr lange. Diejenigen, die es trotzdem nicht lange geschafft haben, können halt nichts mehr berichten. Ich selbst gebe die Chemo nur in Ausnahmefällen länger als 1 Jahr - d.h., wenn das MRT immer mal schwankende Befunde zeigt statt immer denselben Befund. Ich möchte halt keinem Patienten unnötig die Nebenwirkungen zumuten.
Prof. H. Strik
annaastro
28.03.2014 10:26:29
Liebe Andrea, Herr Prof Strik,
Danke für die ehrlichen Antworten.
Mit meiner Hausärztin habe ich schon darüber gesprochen, sie rät mir ähnliches. Trotzdem werde ich mir noch eine Zweitmeinung einholen ( habe dazu in zwei Wochen einen Termin).
Obwohl ich auch zur Beendigung der Chemo tendiere. Es ist ein so schönes Körpergefühl in der Chemo freien Zeit- als wäre ich gar nicht krank.
Erst mal vielen Dank für Euer offenes Ohr. Werde euch berichten, was am Ende meine Entscheidung sein wird. Aber vielleicht hat ja jemand noch einen tollen Tipp.
Liebe Grüße anna
annaastro
Andrea 1
28.03.2014 10:33:54
Liebe Anna, das finde ich sehr gut, mit der Zweitmeinung,
aber denke bitte auch daran, dass ein Astro nicht mit einem Oligodendrogliom vergleichbar ist.
Dazu kommt auch die Frage (die Du dir beantworten kannst) wieviel tatsächlich entfernt werden konnte!
Denn das ist m. M. nach der wichtigste Aspekt!
Wenn es prozentual nicht fast voll erreicht wurde, dann ist das nicht so eindeutig. Ich fand für mich 98% annehmbar, war /ist für mich so gut, wie weg. Zumal meine Tumorart ein rel. langsam wachsender Tumor ist.
Ich wünsche dir eine sehr sehr gute und kompetente Zweitmeinung, die dir jeden Zweifel nehmen kann. Immerhin musst Du damit und deren Konsequenzen leben.
Alles alles Liebe für dich!!!
Andrea 1
annaastro
11.04.2014 11:14:13
Heute ein kurzes Resümee über die Gedanken zur weiteren Chemo Behandlung.
Ich habe mir eine zweite Meinung eingeholt und bin genauso schlau wie vorher (war fast zu erwarten?!). Nun steh ich da :/(
Es bleibt nichts anderes übrig als abzuwägen. Mein Tumor befindet sich noch in zwei kleinen Restern im Kopf, mache jetzt den 12. Zyklus und möchte ab Mai wieder arbeiten. Deshalb werde ich nach dem 13. Zyklus aufhören und hoffen, dass die drei montägigen MRT Untersuchungen zeigen, dass der Astro sich nicht weiter breit macht. Ich möchte diese zeit sinnvoll genießen. Optionen der Bestrahlung, OP und/ oder weiteren Chemo bestehen ja im Ernstfall immer noch.
Ich denke, dass es mir sowieso keiner sagen kann -was richtig oder falsch wäre. Ich fühle mich bei dem Gedanken gut und das ist glaube richtig und wichtig.
Oder was meint ihr?
Liebe Grüße anna
annaastro
Harry Bo
11.04.2014 19:46:10
hallo Anna,

es gibt keine wissenschaftlichen Erfahrungen, deshalb bekommst Du nur unterschiedliche Meinungen.

Wenn der Tumor jetzt seit Monaten Ruhe gibt, dann hat das TMZ vielleicht dazu beigetragen, es ist aber nicht unbedingt der Grund des Stillstands, ich finde die Gefahr der Resistenzbildung größer.
Ich hab im Dezember abgewägt und wir haben hier diese Frage auch schon mehrmals diskutiert.
Richtig ist was dein Bauch dazu sagt. Man muss die Entscheidung treffen und diesen Weg dann gehen. Es gibt kein richtig oder falsch.
Meine feste Entscheidung war, nur noch den 6. Zyklus zu machen und dann erst mal Schluss mit dem Zeugs.
Das Rezidiv war aber im 6. Zyklus schon da. Also unter TMZ gewachsen.
Ein paar Monate später und ich hätte gedacht es wäre gewachsen wegen dem Aussetzen. Das wäre dann falsch gedacht gewesen.

Der Körper braucht Zeit um Kraft zu tanken.
Wenn die vielen Langzeitüberlebenden immer weiter Chemo gemacht hätten, wäre die Batterie alle gewesen und wenn dann doch etwas kommt, wie willst Du dann mit leerer batterie kämpfen?

Gruß Harry
Harry Bo
annaastro
12.04.2014 09:32:59
Hallo Harry,
danke für Deine Meinung.
Ich weiß, natürlich muss ich allein abwägen. Lieber wäre es mir, wenn jemand mir dies abnehmen würde - geht natürlich nicht :/(
Es ist schon verzwickt, doch ich glaube auch, dass ich dann erst einmal absetzen werde, meinem Körper Zeit gebe und vor allem diese genieße.
Gerade jetzt (im 12. Zyklus) merke ich wieder, wie es mich schlaucht und auch mental runter zieht.
Ich werde also auch erst einmal - und dies hoffentlich lange - die chemo beenden und dies mit einem gutem "Bauchgefühl" :-)
Vielen Dank und lasst euch den Frühling richtig genießen!
Liebe Grüße anna
annaastro
NACH OBEN