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testidon

Hallo zusammen,

meine Mutter hat ein inoperables GBM und nimmt derzeit Temozolomid im 5/23-Rhythmus.
Wie lange nach der 5-tägigen Einnahme entfaltet Temozolomid noch seine Wirkung im Körper, also wirkt sozusagen noch auf den Tumor ein, sodass die Apoptose der Tumorzellen ausgelöst wird?

Danke euch und viele Grüße!

SpinEcho

Temozolomid löst keine Apoptose aus, es stört die DNS-Replikation während des Zellteilungsvorgangs.

Der Wirkstoff wird mit einer Halbwertszeit von ca. 2 Stunden abgebaut.

testidon

Ok, danke für die Info.
Und kann TMZ dann zu einem Rückgang des Tumors führen, wenn es nur die DNS-Replikation verhindert? Klingt für mich jetzt so, dass es nur das weitere Wachstum hemmt?!

uweb1703

Wir werden ja typischerweise nach dem Stupp-Schema (Bestrahlung & Temodal) behandelt. In der Stupp-Studie wird die durchschnittliche Steigerung der Gesamtüberlebensdauer durch Einahme von Temodal (also Vergleich nur Bestrahlung vs. Bestrahlung + Temodal) mit 2,5 Monaten bewertet. Die Wirksamkeit von Temodal hängt dabei ganz wesentlich von der Methylierung des MGMT-Promoters in den Tumorzellen ab.

uweb1703

Auszug aus Studientext:
The median survival benefit was 2.5 months; the median survival was 14.6 months (95 percent confidence interval, 13.2 to 16.8) with radiotherapy plus temozolomide and 12.1 months (95 percent confidence interval, 11.2 to 13.0) with radiotherapy alone (Figure 1FIGURE 1
Kaplan–Meier Estimates of Overall Survival According to Treatment Group. and Table 3TABLE 3
Overall and Progression-free Survival According to Treatment Group.).

....

In a companion translational study also reported in this issue of the Journal, we observed that methylation of the MGMT promoter, which results in gene silencing, is associated with a striking survival benefit in patients treated with radiotherapy plus temozolomide.

SpinEcho

> Und kann TMZ dann zu einem Rückgang des Tumors führen, wenn es nur die DNS-Replikation verhindert?

Die DNS-Replikation ist Teil des Zellteilungsvorgangs, und für jede der beiden dabei entstehenden Zellen muss ein Teil der DNS repliziert werden. Es ist nicht so, dass eine Zelle das Original behält und die andere eine Kopie der DNS bekommt, sondern jede bekommt eine Hälfte des Originals und muss sich die andere Hälfte (die sozusagen wie ein Negativ passt) dazureplizieren.

Der Wirkstoff hat während des Zellteilungsvorgangs die Chance, bei beiden entstehenden Zellen das Erbgut soweit zu beschädigen, dass die Zelle nicht lebensfähig ist und abstirbt. Klappt das vollständig, dann hat man nach dem gestörten Zellteilungsvorgang nicht zwei Tumorzellen, sondern null, d.h. die Tumorzellen werden weniger und der Tumor schrumpft.

Dummerweise ist diese Gruppe von Chemotherapeutika nicht besonders spezifisch, d.h. sie stört quasi alle Zellteilungsvorgänge im Körper. Deswegen müssen Behandlungspausen eingefügt werden, um dem Körper Gelegenheit zur Erholung zu geben.

testidon

Okay danke für eure Hilfe. Gibt es Chemotherapeutika, die gezielt zur Apoptose führen und die Blut-Hirn-Schranke (leicht) passieren und bei denen (am besten auch) der MGMT-Methylierungsstatus irrelevant ist?

TabeaK

Nein, die gibt es nicht.

uweb1703

Es gibt aber, wenn ich mich recht erinnere, eine Studie in Heidelberg, in der Patienten mit unmethylierten MGMT kein Temodal und stattdessen Nivolumab (ein immunstimulierender und indirekt antitumoraler Wirkstoff) erhalten.

Tammy

Wie verändert sich denn die Gesamtüberlebensdauer denn wenn der MGMT-Promotor nicht methylierten ist? Es ist ja so, dass trotzdem die Chemo mit Temozolid nach Stupp angewendet wird. Macht das denn dann überhaupt Sinn, wenn sich durch die Chemo die Lebenserwartung bei einem methylierten Promotor nur um 2,5 Monate erhöht?
LG Tammy

KaSy

Derartige Statistiken gelten nie für Einzelpatienten, sondern dienen der Forschung, um herauszubekommen, welche Therapien bzw. Therapie-Kombinationen beim Durchschnitt der Studienteilnehmer besser wirken.
In diesen Durchschnittswerten sind Überlebenszeiten von Tagen bis zu mehr als 10 Jahren enthalten.
Bei den Studien geht es darum, möglichst erfolgversprechende Standards zu entwickeln, weil es eben kein Allheilmittel gibt.
Jeder Mensch ist anders und spricht anders auf Therapien an. Nur die Tumoren ähneln einander.
Die Überlebenszeit hängt außer von der Therapie von vielen Faktoren des einzelnen Menschen ab.

Die angesprochenen "2,5 Monate" können für den "Einzelfall" drei Tage oder 10 Jahre sein oder sonst wie lange oder kurz.

Sie geben Hoffnung! Lasst sie Euch nicht nehmen.
KaSy

hitachiman

Hallo alle,
testidon ich geb KaSy da recht. Ich mache seit fast 2 Jahren den 7/7 Zyklus und vorher hatte ich 5/23.
Es sind nun fast 3 Jahre die ich mit Glioblastom 4 lebe, ich bzw mein Körper
kommt bessen mit 7/7 klar als 5/23.
Studien sind eben relativ und nicht auf jeden zutreffend.
Heiko

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