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Thema: Wie lernt man mit dieser Diagnose umzugehen und dann zu helfen?

Wie lernt man mit dieser Diagnose umzugehen und dann zu helfen?
Orchidee7
05.03.2013 19:21:36
Hallo,

meine Schwester hat seit einer Woche diese Diagnose. Und für mich fühlt es sich an, als ob mir die Erde unter den Füßen weg gezogen wurde. Gerade war noch alles in Ordnung und jetzt ist alles anders. Ich will immer da sein für sie und weiß aber gleichzeitig nicht was ich machen soll. Ich kann nicht arbeiten gehen da ich immer wieder weinen muss und nachts wache ich immer wieder auf und glaube, dass alles geträumt zu haben. Und dann dreht sich wieder alles. Es ist wie ein nicht endener Alptraum.
Könnt ihr mir helfen?
Orchidee7
GabrielaV
05.03.2013 19:38:30
Das kenn ich. Ganze 9 Monate habe ich mich damit rumgequält, zuzusehen, wie mein Mann sich damit schlägt. Ich hab kaum geschlafen, unendlich viel geweint, konnte nicht arbeiten, hab mich krank schreiben lassen, wegen Depressionen. So bekam ich wenigstens ein bisschen Ruhe und konnte den Kampf gemeinsam mit meinem Mann führen. Mir hat es dann geholfen, als er selber über die Krankheit Infos einzog. Da hatten wir eine Gesprächsbasis. Er zog es vor, die Wahrheit zu kennen, so schlimm sie auch sein mochte. Wir haben jetzt eine festere Bindung unserer ohnehin sehr liebevollen Beziehung. Es braucht seine Zeit.
Einfach nur dasein, ist der beste Schlüssel zur Tür. Wenn sie dann aufgeht, dann sei da. Gemeinsam schweigen, gemeinsam schönes erleben, kleinen Handreichungen und Aufmerksamkeiten werden es deiner Schwester zeigen, wie sehr du sie liebst und sie wird sich öffnen und mit dir reden. Du kannst dich noch an das Krebs-Kompass-Forum wenden, da gibt es viele Informationen, die ihr eventuell Stoff zum Nachdenken liefern. Doch Vorsicht, nur wenn sie das auch hören will. Sie begleiten zu Arztgesprächen und Behandlungen kannst du noch anbieten. Betroffenen sollen das nie alleine machen, weil so viele Infos verloren gehen. Ich habe oft festgestellt, dass mein Mann aus den Gesprächen immer was ganz anderes entnommen hat, als gesagt wurde. Oft hat er das dann auch falsch wiedergegeben. 4 Ohren hören eben mehr als 2.
Ich denke, kommt Zeit, kommt Rat und du wirst auch wieder besser damit leben, wenn du gibst, was du kannst.
Ich wünsche dir viel Kraft und deiner Schwester einen günstigen Verlauf für ihre beschis...... Krankheit.

MfG Gabriela
GabrielaV
Sandyy
05.03.2013 20:39:27
Hallo Orchidee,

diese Diagnose ist wahrscheinlich für jeden ein Riesenschock!!! Ich dachte echt auch, ich bin im falschen Film, das kann doch nicht wahr sein! Bei uns ist meine Mutter die Betroffene. Wir wissen es seit Mitte Januar. Wir, meine Schwester, mein Papa und ich, wollen unserer Mutter natürlich auch helfen. Zum Glück hat meine Mama eine positive Grundeinstellung und kann, so schwer das auch ist, die Krankheit "akzeptieren". Trotz niederschmetternder Statistiken geben wir die Hoffnung nicht auf! Das ist wichtig.
Um ihr Immunsystem wegen der Radiochemotherapie zu stärken, achten wir jetzt auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung (das Gewürz Curcuma soll z.B. krebshemmend sein). Da man in so einer Situation nach jedem Strohhalm greift, sind wir auch zu einer Heilpraktikerin gegangen, der wir aber auf den Leim gegangen sind. Ich denke, dass auf diesem Gebiet auch viele Scharlatane unterwegs sind, die die verzweifelte Lage der Patienten ausnutzen und sie abzocken.
Mir persönlich hilft es sehr, wenn ich mich mit anderen Betroffenen und Angehörigen austauschen kann. Nichtbetroffene können sich oft nicht in diese Lage versetzen.

Auf jeden Fall wünsche ich deiner Schwester und dir alles, alles Gute!!!
Liebe Grüße,
Sandy
Sandyy
Orchidee7
05.03.2013 22:50:51
Liebe Gabriela, liebe Sandy,

vielen, vielen Dank für eure lieben und ehrlichen Worte. Ihr hört euch so stark an. Für mich ist es alles so unfassbar, aber ich denke, dass man sich vielleicht im Laufe der Zeit erst damit richtig auseinander setzen kann. Ich möchte meiner Schwester so gerne helfen, kann aber nicht und das ist für mich das Schlimmste. Ihre Kinder und ihr Mann sind auch so sehr traurig und ich möchte doch alle zusammen halten und für sie stark sein. Vor allen auch für unsere Eltern, die nicht die ganze Wahrheit über diese Diagnose wissen und denken das meine Schwester wieder ganz gesund wird. Die Vorstellung, dass meine Schwester irgendwann nicht mehr da ist, viell früher als man es im "normalen" Leben denkt ist für mich so auffressend. Im Laufe der Diagnose haben wir uns alle immer wieder an irgendwelche positiven Aussagen festgehalten und immer wieder gedacht, dass löst sich alles in Luft auf. Seit drei Wochen ist meine Schwester, die immer gesund war, auf einmal sehr krank. Das ist so unwirklich.

Vielen, vielen Dank für Eure Antworten. Ich finde es sehr angenehm mich mit anderen Betroffenden auszutauschen.
DANKE.
Orchidee7
Tausendfüßler
06.03.2013 08:09:03
liebe Orchidee7
ich lese gerade deinen Eintrag, und verstehe wie alle anderen die totale Verzweiflung vollkommen,.Um zu lernen mit so einer Diagnose umzugehen,lasse die Verzweiflung den Kummer die Angst alles raus .
Weine schreie ,egal ,bete oder sei wütend das tut so gut.
Aber es geht weiter -ich weiß es--Dez. 2010 habe ich 8 Tage vor heiligabend die Diagnose erfahren Glioblastom multiforma, bin nach vielen Drängen gut aufgeklärt worden was medizinisch zu tun ist, Op Bestrahlung und Chemos,anstrengend aber zu schaffen.
Mir geht es super ,ich weiß,dass meine Frau um mich große Angst hat ,aber ich bin in mir ganz ruhig.
Bin mehrgleisig gefahren ,Schulmedizin und Alternativ Maßnahmen ergriffen,
Anfallschutz muss wohl sein am Anfang Cortison ,dazu afr. Weihrauch in Kapselform ,Selen und Enzyme ,die Immunabwehr muss gestärkt werden
Viel frische Luft evtl. Krankengymnatik oder Ergotherapie , Mehrschritt Sauerstoff Therapie nach Ardenne, und die lokal angewandte Hyperthermie am Kopf ,während der Bestrahlung und Chemo zeit ,
essen was schmeckt ,bloss nicht kasteienen ,viel firsche Luft ,viel Schlaf ,
aufgeben tut man einen Brief ,nie ein Leben,das schrieb mir hier jemand im Forum ,der Satz ist toll.
Viel viel Glück deiner Schwester und Mut
wünscht euch Tausendfüßler



Tausendfüßler
gramyo
06.03.2013 23:02:42
Liebe Orchidee7,

Habe dir auch auf deinen anderen Beitrag heute geschrieben. Gut, nach einer Woche, war ich auch noch häufig in innerlicher Panikstimmung, aber NIE vor meinem Lebensgefährten ( 2 inoperable Glioblastome).

Kann wieder nur schreiben, der BETROFFENE braucht Ruhe und Kraft und das Gefühl, dass das Leben lebenswert ist.

Das Leben mit einem Glioblastom IST NATÜRLICH LEBENSWERT UND HAT DURCHAUS GLÜCKLICHE ZEITEN.

Das Leben wird ja viel intensiver und bewusster ERLEBT !

Nur noch einmal kurz. Für den Betroffenen empfehlenswert ist neben der Schulmedizin eben die "biologische Krebsabwehr". Ist bei jedem hier verschieden.
Bei uns ist es afrikanischer Weihrauch, Selen, 4 Vitalpilze mit "Bio- Zertifikat",
Brokolikapseln, grüner Tee, vegetarische Ernährung , kann sehr lecker sein!!
Viel Freude holen!!
Bei uns durch Kontrabass oder Konga spielen, jetzt auch wieder nach dem Krankenhaus Ergotherapie und überhaupt, das Leben geniessen, geht wirklich.

Für dich empfehle ich , schaffe DIR einen Raum, bzw. Zeit wo du deine Wut, deine Angst, deine Trauer rauslassen kannst, aber auf gar keinen Fall vor deiner Schwester und ihrer Familie.

Glaube mir, mit der Zeit kommt die Ruhe.
Liebe Grüße von Gramyo und Mann

gramyo
HeikeD
07.03.2013 16:14:22
Liebe orichdee,

Ich verstehe dich sehr gut. Die Diagnose anzunehmen ist sehr schwer. Ich habe mich Nächte lang mit Sorgen um meinen Papa gequält, habe fast nur geweint und konnte zwischendurch nicht arbeiten gehen.

Aber vor meinem Papa habe ich das nicht gezeigt, nur einmal da hat wir gemeinsam geweint weil er über den Tod gesprochen hat.

Ich war für ihn da und habe ihm viele Dinge abgenommen, so dass er sich schonen konnte . Ich war jeden Tag bei ihm, habe vorgelesen und mit ihm über Gott und die Welt geredet oder einfach nur da gesessen und ihm bei. Schlafen angeschaut.

Versuche es irgendwie anzunehmen, es ist wie es ist, das beste daraus machen ist wichtig für alle.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Heike
HeikeD
Orchidee7
07.03.2013 21:20:02
Vielen Dank an Euch alle, die mir so viel Zuspruch gegeben haben.

Es tut gut mit anderen darüber zu reden, ich muss mich in dieser Lage auch mitteilen, da ich dieses nicht mit mir allein ausmachen kann.

Meine Schwester hat für sich gerade einen Weg gefunden damit umzugehen. Sie glaube ich, versucht, damit locker umzugehen und plant zur Zeit alle weiteren Schritte ihrer Behandlung. Das hört sich für mich auch sehr zuversichtlich an und somit geht es auch mir dabei besser.

Ich bin wieder arbeiten und es gibt immer wieder Momente, wo es einen immer wieder einholt. Meine Kollegen wissen jetzt Bescheid und können somit auch besser mit mir umgehen.

Mit der Zeit kann ich damit einfach besser umgehen und somit auch mehr Kraft und Hoffnung weiter geben. Und damit habt auch ihr alle zu tun - IHR gebt mir viel Kraft, immer wieder positiv zu denken und sich auf jeden neuen Tag zu freuen.

DANKE an Euch! Ich wünsche Euch von ganzen Herzen, dass ihr hier auch Kraft schöpfen könnt und diese somit weiter geben könnt bzw. für euch selbst nutzen könnt.
Orchidee7
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