Hallo Sabine,
auch von mir (unbekannterweise) mein aufrichtiges Beileid. Mein Mann ist am 22. Mai 2017 gestorben. Unsere Kinder sind 12 und 9 Jahre alt (7. u. 4. Kl.). Mein Mann hat die Diagnose Ende März 2016 erhalten. 2 OPs, Chemo, Bestrahlung, 3 Wochen Palliativstation und von Anfang Februar 2017 bis zu seinem Tod zuhause (Pflegegrad IV, Windeln, Dauerkatheter, Pflegedienst morgens und abends, zusätzlich Unterstützung vom SAPV der Klinik). Der absolute Horror. Ich funktioniere seit Anfang Februar 2016 wie ein Roboter. Man kann ja einfach nicht "nichts" machen - der Alltag mit den Kindern muss ja laufen. Das ist derzeit das Schlimmste. Sich aufzuraffen etwas zu unternehmen, auch wenn man überhaupt keine Lust dazu hat. Mir geht es oft am besten, wenn ich einfach alleine sein kann. Ich habe eine Einladung vom Palliativteam zu einem Gedenkgottesdienst bekommen und gleich abgesagt. Ich schaffe das psychisch nicht, kann unmöglich in den Stadteil fahren, wo mein Mann auf der Palliativstation lag. Die Stadtteile mit den anderen Krankenhäusern, in denen er war, meide ich ebenfalls. Ebenso wie alle Orte, an denen wir gemeinsam waren. Es ist wie ein Trauma. Wir haben keine psychologische Unterstützung, und ich bin auch in keiner Trauergruppe. Die Kinder wollen das nicht, und ich auch nicht. Das Einzige, was mir hilft, ist der Austausch mit Betroffenen und deren Angehörigen. Ich habe regelmäßig Kontakt mit einer Frau in meinem Alter, die auch Kinder hat, und deren Mann auch im vergangenen Jahr an einem Glioblastom gestorben ist. Leider wohnt diese auch sehr weit weg von München. Sicherlich wäre der Kontakt zu Leuten gut, die in meiner Nähe, ebenfalls betroffen sind und Kinder haben. Keine Ahnung, wie ich das herausfinden kann. Ich habe mich zudem bei www.verwitwet.de angemeldet. Die Homepage ist allerdings ziemlich chaotisch. Was mir auch noch geholfen hat war das Buch von Ulla Engelhardt: "Jung verwitwet - wenn der Partner früh stirbt". Ich hätte bei jedem Satz in dem Buch "ja, genauso ist es", sagen können. Ich habe alles für meinen Mann getan. Er hat gekämpft und hat seinen Kampf schließlich doch verloren. Ich bin unendlich traurig darüber.
Ich wünsche Dir viel Kraft in dieser schwierigen Zeit.
Viele Grüße aus München
Claudia