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Vivi137

Hallo an alle im Forum!
Ich habe das Bedürfnis mir hier vielleicht auch einen Rat zu holen. Ich weiß gerade nicht, was ich richtig oder falsch man kann, sofern es ein „Richtig“ oder „Falsch“ überhaupt gibt.

Kurz zur Erläuterung. Vor gut über einem Monat haben mein Freund und ich uns getrennt. Nicht aus mangelnder Liebe oder sowas, aber es ging zu der Zeit nicht eine gemeinsame Beziehung weiterzuführen. Gefühle waren und sind aber immer füreinander da gewesen.

Nun hat mein Freund (31 Jahre) vor gut zwei Wochen die Diagnose Glioblastom 4 erhalten. Logischerweise wusste ich nichts.
Er war berufsbedingt zu der Zeit weit weg und meldete sich dann plötzlich wieder aus dem Krankenhaus. Nach allen Untersuchungen und der Biopsie war ich unendlich erleichtert, da er mir sagte, er hätte Glück und es sei ein gutartiger Tumor im Anfangsstadium...
Da sein Verhalten aber äußert merkwürdig war und alles nicht zusammen passte, habe ich ihn dazu aufgefordert mir die Wahrheit zu sagen und mir vor allem den Bericht aus dem Krankenhaus zu zeigen.
Daraus ging nun hervor, dass er noch eine Lebenserwartung von ca. einem Jahr hat. Eine OP kann man machen, lehnt er aber ab, weil die Risiken zu hoch sind und unterm Strich nicht genug bringen würde, um sich der Gefahr der Nebenwirkungen auszusetzen.

Nun mein persönliches Problem... Ich weiß so gar nicht richtig mit ihm umzugehen. Er ist jemand, der vieles lieber mit sich selbst ausmacht. Er sagt, er braucht Zeit alleine um mit der Diagnose klarzukommen. Hinzukommen ist sein Vater vor ein paar Monaten gestorben und seine Mutter hat ebenfalls Krebs und ihr geht es nicht gut. Er kann und will also mit der Familie darüber nicht sprechen und noch mehr Leid bringen...

Wie geht man damit um? Ich würde ihm so gerne nehmen und sagen „komm, lass und die Zeit noch genießen und nicht nur nachdenken“. Aber ich habe den Eindruck er kann das nicht. Für ihn ist alles sinnlos, er ist im Gefühlschaos. Ich habe einfach Angst, dass er die letzte Zeit, die es ihm auch noch den Umständen entsprechend gut geht nur mit grübeln verbringt. Er hat so viel Scheiße durch und ich würde mir so sehr wünschen, dass er auch noch etwas von seinem kurzen Leben hat... Denke ich da egoistisch? Weil ich das für ihn möchte? Er selbst aber das nicht mehr so sieht und kann?

Es wäre sehr schön, wenn mir jemand vielleicht etwas aus eigener Erfahrung sagen kann...

Viele Grüße

Angela

Hallo Vivi137,
dass Dein Freund alles alleine durchstehen will, kann ich mir nicht vorstellen. Auf mich wirkt sein Verhalten eher wie ein Hilferuf. Wenn Du ihm helfen willst, mach ihm klar, dass er dem Rat der Ärzte folgt, es ist für ihn noch längst nicht alles verloren. Die Prognose muß nicht zutreffen. Uns wurde weniger als 1Jahr gegeben, nun sind es schon fast 2 Jahre und es werden hoffentlich noch mehr. Die Lebensqualität ist trotz Op, Radiochemotherapie und ca. 20 Chemozyklen nach Stupp immer noch recht gut.
Kann es sein, dass Dein Freund sich nicht operieren lassen will, weil er Angst vor den Folgen hat und niemanden zur Last fallen möchte.
Manchen Berichten hier im Forum konnte ich entnehmen, dass trotz der Schwere der Erkrankung oder vielleicht gerade deswegen noch geheiratet und eine Familie gegründet wurde.
Was für euch richtig oder falsch ist, müßt ihr alleine entscheiden. Ich würde ihn ermutigen, nicht vorschnell aufzugeben.
Alles Gute wünscht euch
Angela

Schnupfel

Hallo Vivi137,

es ist eine schwere Entscheidung, die man allerdings nicht nur emotional treffen sollte.
Ihr hattet euch getrennt. Dafür wird es Gründe geben. Aus Mitleid jetzt ein wahnsinnig schweres Packet auf deine Schultern zuladen, muss nicht die richtige Entscheidung sein.
Jeder wird von dieser Dagnose überwältigt und es dauert wenigstens einige Wochen - und das auch nur wenn man sich intensiv dazu beliest und damit beschäftigt um halbwegs theoretisch zu erfahren worum es da überhaupt geht!
Ob Du dann die Hilfe leisten kannst oder daran zerbrichst, wirst du real erfahren. Dann wid es noch schwieriger werden für ein "zurückrudern".
Wenn Du deinen 'Freund' erstmal überzeugen willst/sollst, dass er sich einer Behandlung unterzieht, die er zur Zeit NICHT möchte, wäre es schwierig die Verantwortung fallen zu lassen.

Eventuell hat dein Freund mit dem Tod des Vaters und der Krebserkrankung seiner Mutter schon mehr als genug erlebt und "gesehen" und hat eventuell aus diesem Grund für sich selbst eine andere Entscheidung getroffen?

Was passiert wenn sich die Hoffnungen NICHT erfüllen, sein Zustand trotz der aggressiven Behandlung schlechter wird? Da wirst du eventuell mit Vorwürfen rechnen können denn die körperlichen Folgen muss er aushalten.......und du wirst dann eventuell sehr, sehr verletzt.

Man sollte vertrauensvolle Gespräche führen können, die aber - aus meiner persönlichen Sicht - nicht darin ausarten dürfen, dass man den Betroffenen zu etwas überreden will, was der selber für sich nicht möchte.

Man kann seine Hilfe und Unterstützung anbieten - egal für welchen Weg er sich entscheidet..... Aber letztendlich ist es SEIN Leben und SEIN Leiden, das sollte man trotz allem beachten, achten und ihn damit auch respektieren.

suace

Puuuuh..... das ist schwer - aber zuerst: Prognosen kannst Du vergessen. 2014 hatten wir die Prognose "wenige Monate". Mein Mann ist noch da und es geht ihm nicht so schlecht wie befürchtet. Es ist unglaublich schwer - trotzdem.
Ihr hattet Euch getrennt - wohl nicht ohne Grungd.
Hier kann Dir niemand wirklich raten was Du machen sollst. Nur aus "Mitleid" wieder in die Beziehung einzusteigen ist wahrscheinlich nicht die beste Idee. Freundschaft und Begleitung kann aber gut sein.
Was sagt Dir Dein Gefühl? Was sagt er?

KaSy

Liebe Vivi137,
Du schreibst, "er ist im Gefühlschaos" und das trifft für seine momentane Situation zu.

Eben noch war er gesund, lebensfroh, hatte eine Freundin, trennt sich, bleibt mal allein, genießt das Leben, sucht sich eine neue Freundin, ... Das ganze Leben liegt vor ihm!

... lag vor ihm.

Von jetzt auf gleich ist dieses endlos scheinende Leben endlich und sehr kurz geworden.

Das muss er erst mal verarbeiten!
Nicht nut dass es nur noch kurz sein wird, in diese Zeitspanne sollen OP, Chemo, Strahlentherapie mit allen von den Ärzten mitgeteilten und ihm von zu Hause bekannten Folgen hineinpassen.

Eine Glioblastomdiagnose ist nicht einfach ein Startschuss in ein anderes Leben, in das man voller Energie losläuft.

Diese Diagnose haut einen vom Sockel, macht einen fertig und zwingt zum Nachdenken.

Die ersten Informationen an Dich (keine OP, Mutter nicht belasten, ...) sind vorläufige, sachliche Mitteilungen.

Er muss das erst mal allein durchdenken, was das mit ihm macht.

Und er müsste ein Ziel finden, für das sich das Leben lohnt.

Das alles ist (vermutlich) seine Sicht.

Wie und ob Du diesen Weg mit ihm gehen möchtest, dazu haben Dir die anderen bereits geschrieben.

KaSy

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