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Gude

Hallo,
Sorry, ich habe mich lange nicht gemeldet, aber seit mein Mann aus dem Krankenhaus entlassen worden, kümmere ich mich rund um die Uhr um ihn. Seit ein paar Tagen geht es ihm immer schlechter. Trotz Palliativpflege und Unterstützung durch unsere erwachsenen Kinder fühle ich mich total hilflos. Wir haben ein Pflegebett ins Wohnzimmer stellen lassen, weil er die Treppe nicht mehr schafft. Ich schlafe auf dem Sofa daneben. Ich habe solche Angst. Vielleicht kann mir irgendjemand erzählen, wie er/sie damit umgegangen ist. Das wäre schön. Vielen Dank, Gude

gramyo

Liebe Gude,

zuerst möchte ich dir einen guten Abendgruß senden, weil ich sehe, dass du online bist.

Diese Situation kenne (bzw. kannte) ich absolut. Sein Krankenbett stand am Fenster, damit er hinaussehen konnte und ich lag auf der Futoncouch so, dass ich ihm immer ins Gesicht sehen konnte. Kleine Nachttischlampe war immer an.

Ich glaube aus deinen Worten zu hören, dass du eher Angst hast, als das du dich hilflos fühlst. Oder fühlst du dich hilflos, weil dich vielleicht die letzte Phase eures Zusammenlebens bedrückt?Meine Meinung hierzu ist, dass man sich durchaus hilflos und traurig fühlen kann und darf. Vor allen Dingen wenn man eine gemeinsame, schöne Lebenszeit miteinander hatte.

Ja, voneinander loslassen ist schwer und man bewältigt es nur in kleinen Schritten.Wenn du allerdings pflegerische Fragen hast, schreibe sie doch bitte noch genauer auf. Dann kann man dir darauf konkret antworten.

Nocheinmal zu der seelischen Situation und dem Abschiednehmen voneinander.

Für mich ist es ein Trost, da ich diese Vorstellung habe, dass sie in eine unendliche, friedliche Dimension hineingehen. Was auch für mich sehr schön und beruhigend ist, schreibe ich sehr bewußt, dass sie dann keinerlei Schmerzen und Einschränkungen mehr haben, die ja am Ende eines Lebens hier auf Erden, durchaus häufiger auftreten.

Versuche jetzt , dass fast alles pflegerische und auch Besorgungen machen von anderen Leuten organisiert und ausgeführt wird.

Setze dich zu ihm, erzähle leise schöne Erlebnisse aus eurem Leben und was ich auch getan habe, dass ich ihn für seine Art des Lebens und seiner Arbeit gelobt habe. Ich habe ihm gesagt, dass er stolz auf sich und sein Leben sein könnte !

Das sind so die ersten Dinge, die ich wichtig und tröstend finde für euch, die ihr jetzt wohl in die letzte Phase eures Zusammenlebens kommt.

Liebe Gude, ich wünsche DIR von Herzen Kraft, ruhige Energie und liebe Menschen, die du ja durch eure Kinder hast, die dich trösten und auffangen können in deiner Hilflosigkeit und Angst. Schreibe immer hier , wenn dich etwas bedrückt oder du dich hilflos fühlst.

Eine liebevolle Umarmung von mir und mein Mann und so viele liebe Menschen warten im anderen Sein auf deinen Mann und werden ihn empfangen. Das ist meine Vorstellung.

Gramyo und ihr Mann,
der in ihrem Herzen und Leben
einen wunderschönen Platz einnimmt

amaryllis62

Guten Morgen liebe Gute,

auch ich kenne die Situation, in der ihr euch befindet nur zu gut. Gramyo hat es wie immer sehr treffend und liebevoll beschrieben und ausgedrückt.

Ich spüre aus deinen Zeilen auch eher eine Hilflosigkeit, nichts mehr aktiv zur
Krankheitsbewältigung beitragen zu können. Es ist die unheimlich wichtige und wertvolle Zeit des Abschiednehmens. Jetzt sind nur noch Worte und Gesten wichtig.

Wie Gramyo schon beschrieben hat, kann ich dir auch nur den Tipp geben, alles pflegerische und alltägliche wie Einkäufe etc. zu delegieren. Nutzt diese Zeit für ein intensives Miteinander. Du brauchst keine Angst zu haben. Diese Nähe und Intimität im Angesicht des Abschiednehmens ist etwas ganz außergewöhnliches und prägt und verbindet euch auf einmalige Weise. Er kann durch deine liebevolle Anwesenheit beruhigt in das Licht gehen und für Dich ist es die Gewissheit, deinem Mann alles gegen zu haben. Ein sehr bedeutendes Gefühl, auch für die Trauerverarbeitung.

Eins noch zum Thema "Pflegebett": auch wir hatten für meine Tochter ein Pflegebett in das Wohnzimmer gestellt. Doch meine Süsse hat sich sehr dagegen gesträubt und meinte: sie wolle nicht so auf dem Präsentierteller diese Welt verlassen und bat darum, das Bett in ihr Zimmer zu stellen. Wir haben es veranlasst und sie fühlte sich sehr viel beschützter in ihren eigenen vier Wänden. Auch sie konnte zu dem Zeitpunkt nicht mehr selber die Treppe steigen aber mit Hilfe des Pflegepersonals haben wir es geschafft und sogar viel mit ihr gelacht aufgrund ihrer Unbeweglichkeit.

Liebe Gute, Du schaffst diese außergewöhnliche und intensive Zeit mit deinem Mann! Es ist ein Geschenk.

Liebe Grüße amaryllis mit ihrer wundervollen Tochter im Herzen

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