Hallo, appendix,
Engagierte Lehrer haben keine "Macke", wenn sie sich nicht um ihre Schüler kümmern können. Es ist ihr Lebensinhalt! Und wenn der fehlt, dann fehlt ein großes Stück des Lebens. Diese Lücke wird durch die Hirntumotherapie zunächst ausgefüllt. Aber die Gedanken sind schnell wieder bei den Kindern, denen man doch fehlt. Man erfasst es gar nicht, dass man "ersetzbar" ist, für eine gewisse Zeit oder irgendwann für immer. Ich habe meine Sehnsucht nach dem normalen Leben mit den drei eigenen Kindern und den hunderten Schulkindern versucht auszugleichen, indem ich den Kontakt mit ihnen hielt. Und sie staunten, als ich ihnen aus der Rehaklinik schrieb, dass ich dort mehr Sport mache als sie. Diese zeitweise Lebenslücke wird größer, der Hirntumor füllt sie nicht mehr aus, jetzt ist Genesung dran und Geduld. (Der Gedanke, dass ein anderer für mich "Langzeiterkrankte" eingestellt werden könnte, kam mir damals nicht, aber es ist eine Chance für sie/ihn.) Als ich nach einem halben Jahr mit ganz wenigen Stunden wieder begann, waren die Kinder glücklich und ihre Eltern klatschen mir Beifall (?). Für mich war es eine Mischung aus "endlich wieder da sein, wo ich hingehöre" und "dass ich mir vorkam, als hätte ich drei Jahre keine Ferien gehabt". Auch wenn es nur wenige Unterrichtsstunden sind, "Schule" kann man nicht halb machen. Wenn man da ist, ist man da - und zwar voll und ganz mit all dem, was vor, während, zwischen, nach dem Unterricht auf einen zukommt. Die Kinder nehmen mich/Dich voll in Beschlag! Wir sind sofort mittendrin. Und falls uns das doch zuviel wird, weil wir merken, dass wir doch zu früh begonnen haben, dann trauen wir uns nicht aufzuhören. Weil "Lehrer sein" ein Lebensinhalt sein kann. Für Dich und mich ist das so. Und deswegen ist es gut und richtig, sich lange genug auf diesen "vollen Einstieg mit ganz wenigen Stunden" vorzubereiten.
Meine Wiedereinstiegspläne wurden mit dem Arbeitgeber, der Krankenkasse und meiner Hausärztin abgesprochen.
Entscheidend für die Planung der Steigerung war die Hausärztin.
Der Schulleiter bekam ein Formular, damit er planen konnte und die Krankenkasse eins, weil sie das Krankengeld zahlte.
Das lief genauso, als ich noch angestellt und als ich später verbeamtet war.
Die Hausärztin erhält alle Befunde aller behandelnden Ärzte, bei ihr läuft alles zusammen. Sie hat den Gesamtüberblick und kennt ihre Patienten "rundum" am besten bzw. lernt sie im Verlauf immer besser kennen. Sie weiß am besten, wie sich der Zustand entwickelt und wann die Lebensqualität wieder so gut ist, dass sie es "erlauben darf" den Patienten wieder arbeiten zu lassen.
(Jedenfalls ist das hier so.)
KaSy