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Bejaflor

Hallo!
Ich bin erst heute auf diese Seite aufmerksam geworden. Mein Mann ist vor 6 Monaten, nur 50 Tage nach der Diagnose Glioblastom 4, gestorben.
Es ging alles sehr, sehr schnell. Im März hatte er einen leichten Mundschiefstand, der Neurologe hat aber kein CT gemacht und sagte , es wäre alles o.k.Mein Mann war sportlich immer sehr aktiv und hat immer sehr viel am Haus usw. gearbeitet, aber seit Januar war er immer sehr müde und hat sich viel hingelegt. Die Ärztin meinte, er wäre depressiv und hat ihm Medikamente verschrieben. Anfang Mai war er dann etwas orientierungslos, fand seine Sachen nicht , fuhr mit dem Auto auf der Autobahn ganz weit links, so das ich dann weitergefahren bin, usw. Daraufhin wurde ein CT und ein MRT gemacht und der Befund Glioblastom 4 wurde uns mitgeteilt. Erst sollte er noch operiert werden, aber einen Tag vor der O.P. sagte uns Prof. Sabel von der Uni Düsseldorf, es wäre nicht mehr zu operieren, es läge so ungünstig, man wolle aber eine Biopsie machen. Als der Prof. ihm sagte, dass man nicht mehr operieren kann, meinte mein Mann nur, dann kann ich ja wieder Sport machen. Ich weiß nicht, ob das ein Schock war oder ob er es nicht mehr richtig verstanden hat.Nach der Biopsie war mein Mann sehr durcheinander.Es wurde aber dann zeitweise wieder besser.
Chemo war auch nicht mehr möglich und von Bestrahlung wurde uns abgeraten
Ich habe ihn mit nach Hause genommen. Die ersten Tage waren sehr anstrengend, er stand nachts auf, wollte frühstücken, war desorientiert, fiel hin usw.Wenn ich ihm aufhelfen wollte , sagte er, ich hätte ihn fallenlassen usw.
Zum Glück erfuhr ich dann von der Pallitivhilfe und so konnte mein Mann zu Hause bleiben. Er bekam sofort andere Medikamente, ein Pflegebett, Morphiumpflaster usw.
Über seine Krankheit hat er mit mir nicht gesprochen, obwohl ich es öfters versucht habe. Ich fragte auch, wie wir sein Hobby, den Teich, pflegen müßten, aber er sagte immer nur, das kann ich nicht sagen, das muß ich zeigen. Ich konnte ja nicht sagen, das kannst du nicht mehr zeigen. Er war zeitweise immer mehr durcheinander, aber wenn Besuch kam, war er klar.
Mit mir und meiner Tochter hat er sehr viel geschimpft, obwohl wir uns alle Mühe gaben und uns früher immer sehr gut verstanden haben.
Nach kurzer Zeit war er ganz gelähmt.Er hatte sich im Wesen sehr verändert.
Früher hat er immer über alles gesprochen.
Ich wüßte nun gerne, ob es ein Selbstschutz war, ob er uns schützen wollte oder ob sein Wesen , vielleicht auch durch die Medikamente und den Tumor, schon so verändert war. Er hat früher immer mit anderen Kranken mitgelitten, aber ich habe ihn nur 2 x kurz im Beisein von Besuchern weinen sehen, in meinem Beisein nie. Ich hätte so gerne mit ihm über seine Krankheit gesprochen, habe es vorsichtig mehrmals versucht, aber ich war mir nie sicher, ob er wußte, wie es um ihn stand. Er wollte einfach nicht darüber sprechen.Er hat mit mir noch die erste Zeit nach der Diagnose Zukunftspläne gemacht.
Der Palliativarzt hat es ihm zwar mal ganz offen gesagt und er hat mal zu einer Ärztin, die fragt, wie es ihm geht, gesagt, wie soll es einem schon mit so einer Krankheit gehen, aber ich weiß nicht, ob das nur lichte Momente waren oder ob er es wirklich wußte. Vor seiner Erkrankung haben wir über alles gesprochen.Ich traute mich auch nicht, ihm so direkt zu sagen, wie es um ihn stand.
Die Kinder und Ich waren den ganzen Tag bei ihm, das wollte er, obwohl es dann manchmal , durch die Enkelkinder laut war.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Diese Ungewißheit macht mich verrückt, ich denke immer darüber nach, ob er wußte, wie kranke er war, oder ob er es nicht wußte. Warum hat er so viel mit mir geschimpft, wo ich doch alles getan habe? Hat er gedacht, ich kümmere mich nicht genug?
Leider kann er mir diese Fragen nicht mehr beantworten
Danke .schon einmal im Voraus.

Ichwünsche euch allen viel Kraft.

Grüßle
Bejaflor

katrin1986

Hallo,mir tut das schrecklich leid mit deinem mann!!!! Irgendwie kommt mir das.bekannt vor...aber bei mir wurde gleich ein mrt gemacht ovne befund.aber ich weis eins die arzte schieben alles auf die pysche anstatt mL genAUER zu sehen ich kenne das von mir...

Hamsterleser

Hallo Bejaflor,

mit meinen Vater erging es mir ähnlich. Nachdem die Ärztin ihm seine Diagnose mitgeteilt hatte, sprang er aus dem Bett und wollte mit meiner Mutter und mir in der Cafeteria Kaffee trinken gehen. Es war so, als hätte er die Worte der Ärztin gar nicht wahr genommen. 3 Wochen später war er halbseitig gelähmt und konnte nicht mehr reden. Oftmals war mein Vater meiner Mutter und mir gegenüber (wir pflegten ihn zu Hause) sehr unwirsch und manchmal auch grob, was mein Vater ansonsten nie war.

Wir haben die Krankheit als solches und die Lebenserwartung nie wieder angesprochen. Dennoch glaube ich, dass mein Vater wusste, wie es um ihn steht. Er war bis 1 Woche vor seinem Tod (mit einer kurzen Phase dazwischen) klar im Kopf.

Ich bin der Überzeugung, dass mein Vater manchmal so grob und gemein war, weil ihm die Situation überfordert hat und er hilflos mit ansehen musste, wie seine Lebenszeit zwischen seinen Finger zerrinnt, ohne dass er wirklich was machen konnte. Zudem ist es aber auch der Tumor, der Menschen verändert.

Auch wenn ich Deinen Mann nicht kenne, bin ich überzeugt, dass er Dich und Deine Kinder und Enkelkinder bis zu Letzt geliebt hat und er wusste, wie Ihr Euch um ihn sorgt.

Gräme Dich nicht... Du hast alles getan, was in Deiner Macht stand.. Der Rest liegt in Gottes Hand..

Schaue nach vorn...

Liebe Grüße und ein frohes neues Jahr (nachdem zu hinein gerutscht bist)..

Hamsterleser

Bejaflor

Hallo, guten morgen!

Ich danke euch für eure schnellen Antworten
Katrin
Wie geht es dir denn jetzt?.

Ich habe auch schon zu oft gehört, dass die Ärzte einfacherweise alles auf die Psyche schieben. Man bekommt Tabletten aufgeschrieben - und gut ist. Denken sie!

Hamsterleser
Ich weiß genau, dass er das alles uns gegenüber nicht persönlich meinte. So wie sein Verhalten uns Gegenüber war, war es schon die Wesensveränderung durch den Tumor. Ich habe auch mal gehört, dass man zu den Menschen, die man am meisten liebt, zum Schluss frech sein soll, damit ihnen der Abschied nicht so schwer fällt.

Aber mich macht einfach verückt, dass ich nicht genau weiß, wo ich ihn doch immer so gut kannte, wieviel er von seiner Krankheit wußte und dass ich ihm, zumindest in Gesprächen, nicht dabei helfen konnte. Wir haben ja sonst immer über alles sprechen können. Ich hoffe, , dass er nicht allzuviel mitbekommen hat, bin mir aber nicht sicher.
Ein Trost ist für mich und meine Kinder, dass wir wirklich alles menschenmögliche für ihn getan haben und dass er zu Hause sterben konnte.
Ich bin froh, dass ich auf dieses Forum gestossen bin und die Erfahrungen von anderen Betroffenen zu lesen bekomme. Vielleicht tröstet das dann ein wenig, wenn man liest, das es anderen auch so ähnlich ergangen ist.

Ich wünsche auch allen einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Jahr.

Grüßle Bejaflor

krimi

Liebe Bejaflor,

schön oder gut, dass du hier zu uns gefunden hast. Das kann ich nur im Nachhinein zu dir sagen.

Wie viel dein Mann wirklich noch mitbekommen hat, kann keiner, so glaube ich es, wirklich so recht sagen.
Denn auch die kranken Ehepartner können es ihren Angehörigen nicht sagen.
Dieses Monster Tumor und auch manche Medikamente die gegen werden verändern extrem.
Denke einfach daran, dass es nicht "dein Mann" war der so reagierte, es war die Krankheit.
Er selbst wird davon sehr wahrscheinlich nicht viel mitbekommen haben.

Dir und deiner Tochter wünsche ich einen guten Start in das neue Jahr.

Alles Liebe
krimi

@katrin
Dein Kommentar mit der Psyche war wohl überflüssig.
Bei dir wurde ja nun eindeutig festgestellt, dass du KEINEN Tumor hast.
Da ist es wohl wirklich die PSYCHE die dir körperliche Schmerzen bereitet hat. Denn die scheinen ja nun deutlich besser geworden zu sein.
Auch dir ein gutes neues Jahr.

Susi19

Liebe Bejaflor,

Ich bin sehr erschüttert, wie schnell das mit deinem Mann ging. das tut mir sehr leid. Mein Mann hat auch einen Tumor aber einen Oligostrozytom III der gottseidank ein wenig in Schach gehalten werden kann. Bei uns wurde sofort ein CT und MRT gemacht, ich glaube du warst zur falschen Zeit am falschen Ort, denn ein schiefer Mund ist schon ein eindeutiger Hinweis.
Und ich glaube dein Mann wusste schon Bescheid, nur das es so schnell ging vielleicht nicht. Mein Mann ist auch so aktiv und beruflich engagiert, der Alltag hilft den Menschen nicht über die Krankheit nachzudenken und die Aggressivität ist ein Zeichen der Hilflosigkeit, irgendwo muss es einen Kanal geben mit der Krankheit fertigzuwerden. Dies sagt meine Psychologin. Du hast alles richtig gemacht, wenn er reden wollte hätte er es getan. Für ihn war es so einfacher zu gehen, so glaube ich.Ich wünsche Dir und deinen Kindern ein gute Neues Jahr

Alles Liebe
Susi19

Bejaflor

Ich danke euch für euren Trost, ja, ich hoffe auch, dass er nicht so viel mitbekommen hat.Er wollte im März nächsten Jahres vorzeitig aufhören zu arbeiten und hatte sich so auf die Zeit mit seinen Enkelkindern gefreut und alles vorbereitet. Nun ist es nicht mehr dazu gekommen.
Ich wünsche euch allen auch ein gutes neues Jahr.

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