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Thema: Zu langsam für die Consultingbranche geworden

Zu langsam für die Consultingbranche geworden
Astro87
12.10.2018 13:44:19
Hallo zusammen,

in 03/2016 konnte mein AA III komplett entfernt werden (mit anschl. Chemo und Strahlentherapie), genau ein Jahr später bin ich wieder in die Consultingbranche (Banken) eingestiegen und habe seit jeher keinerlei Nebenwirkungen gemerkt. Vor nun 2 Wochen wurde ich an einen anderen Kunden verkauft und fühle mich nicht mehr in der Lage die mir dort zugetragenen Tätigkeiten durchzuführen, weil mir alles viel zu schnell geht. Meine sehr schnelle Auffassungsgabe (die in dieser Branche sehr wichtig ist), ist mir scheinbar abhanden gekommen.
Ich fühle mich überfordert und weiß nun nicht mehr wie es weitergehen soll bzw. was ich nun tun soll. Erstmal noch ein paar Wochen abwarten, da jeder Einstieg für alle schwer ist oder lieber doch gleich die Reißlinie ziehen und mir einen "normalen" nicht so herausfordernde Linientätigkeit zu suchen. Was meint Ihr?

PS: bin m, 31

Danke vorab für Eure Antworten,
Ch.
Astro87
KaSy
12.10.2018 14:49:21
Du hast 1,5 Jahre lang berufliche Tätigkeiten ausgeübt und Du warst zufrieden mit Dir.

Dass Du "verkauft" wurdest, liegt sicher auch nicht daran, dass Dich Dein bisheriger Arbeitgeber loswerden wollte, weil er mit Dir unzufrieden war.

Aber das müsstest Du selbst wissen, ob es nur Deine subjektive Sicht war.

Hat der Arbeitgeber Dir nur nicht sagen wollen, dass Du nicht mehr schnell genug agierst, dass er Deine geringere Auffassungsgabe bemerkt hat. Wollte er Dich nicht kündigen, weil diese verringerten Fähigkeiten als Grund dafür nicht passen?

Wenn Du darüber nachdenkst, wie die anderen Deine Tätigkeit eingeschätzt hatten und es stimmt mit Deinem eigenen Empfinden überein, dann arbeite Dich in der neuen Firma erst einmal ein.

Zwei Wochen sind zu kurz, um alle Aufgaben zu erfassen und treffsicher zu reagieren. Dir fehlt noch die Routine.

Vielleicht suchst Du das Gespräch mit Kollegen oder dem Chef, um über Deine Unsicherheit zu sprechen. Sie kennen Dich dort erst kurz und werden Dich nicht schonen, wie es vielleicht Dein bisheriger Chef getan hat.

Sie könnten Dir sagen, dass es in einem neuen Tätigkeitsbereich naturgemäß etwas länger dauert und es bei ihnen auch so war. Oder sie geben Dir Tipps, Hilfen, wie Du alles effektiver organisierst.
Wäre es möglich, den Chef zu bitten, Dich vorübergehend ein wenig zu entlasten, bis Du voll "durchblickst"?
Wäre ein Wechsel in die frühere Arbeitsstelle eine Möglichkeit?
Oder eine sehr ehrliche Frage an den bisherigen Chef, wie zufrieden er wirklich mit Dir war?

Solltest Du Dir eingestehen müssen, dass Du in der vorigen Stelle einen - naja - "Behindertenschutz" erfahren hast, der Dir "falsche" Sicherheit übermittelte, dann ist das anders. Dann musst Du Dir auch eingestehen, dass Du dieser Tätigkeit doch nicht mehr gewachsen bist.

Eigene Zufriedenheit im Beruf ist sehr wichtig. Ständige Überforderung schadet Dir vor allem selbst. Vielleicht gibt es in Deinem Bereich einen Job, in dem Du wieder gern arbeitest. Das solltest Du herausfinden. Bis Du diesen Weg gefunden und "vorbereitet" hast, bist Du entweder bereits sehr viel zufriedener am neuen Arbeitsplatz geworden und bleibst dort oder Du siehst eine berufliche Zukunft an der anderen Stelle und wechselst dorthin.

Du hast Dich 1,5 Jahre im Beruf wohlgefühlt, das wirst Du wieder schaffen. Das Astrozytom III hast Du schließlich auch bewältigt.
Da warst Du so stark, sei jetzt für Deine Arbeit stark, für Dich!
KaSy
KaSy
Benny 68
13.10.2018 15:43:21
Hallo Astro87, KaSy hat hier schön gute Denkanstöße gegeben. Ich selbst habe 2014 eine tödliche Krankheit überlebt (AML) und mich in's Berufsleben zurückgekämpft, obwohl mir bei Diagnosestellung, während der Chemos und danach von Seiten der Ärzte keinerlei Hoffnung gemacht wurde, weil in meiner Branche neben dem Geist auch der Körper wichtig ist. Meine Auftraggeber waren froh das man mich wieder buchen könnte und mussten im ersten halben Jahr ein paar Abstriche machen, aber es hat sich gelohnt. Also beiß' Dich durch, der menschliche Wille ist nicht zu unterschätzen. Gruß an Dich und an alle.
Benny 68
styrianpanther
13.10.2018 18:55:59
Hallo,

Nichts ist fixund 100 prozentigimmer so wie es im Moment , es verandert sich alles dauernd, auch unser Hirn.
Nach meiner ersten Op war ich mal drei Jahre zuhause und hab meinem Körper und Gehirn Ruhe gegeben. Zunehmend ging es besser, ich fing wieder zu arbeiten an. In einem sehr durchaus forderenden kommunikativen Bereich.

Trotzdem wuchs der übrig gebliebene Restumor weiter bis ich von der Pensionsversicherung in die Berufsunfähigkeit geschickt wurde. Ich habe einfach weiter gearbeitet bis zum Op Termin.
Nun wurde der Tumor ganz entfernt und ich muss nun uberraschen positiv neu entscheiden.
Gib deinem Hirn entsprechend Ruhe und lasse dir Zeit. Step by step.

Die Krise ist oft auch eine zwingende Chance zur pos.Veränderung


Styrianpanther
styrianpanther
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