Die ersten Tage sind natürlich schlimm, wenn man ohne Vorwarnung gesagt bekommt, dass man einen Hirntumor hat. Ich hatte Symptome die klar dafür sprachen dass sich da etwas am Gehirn abspielt.
Mit dem Wissen von heute wäre es für mich Sonnenklar was da abläuft, aber vor 2 Jahren lebte ich noch in meiner heilen Welt und dachte das sowas nur anderen passiert. Eben bis zu dem Tag, als mir der Radiologe die Wahrheit über meine neurologischen Symptome auf den MRT Bildern zeigte und mir entgegnete "Ich muss es ihnen leider sagen, sie haben da einen Hirntumor im Kopf".
Nun ja, man geht raus zu seiner Familie und bringt kein Wort raus. Aber jeder der dir ins Gesicht schaut weiss, dass es eben genau das ist, was es auf keinen Fall hätte sein sollen. Es braucht Zeit sich zu fassen, man redet mit vielen, aber in Gedanken ist man ganz wo anders. Man denkt an den Tumor, was nun aus seinem Leben werden soll und ob es überhaupt noch ein Leben gibt, oder das Ende nah ist. Düstere Gedanken, Traurigkeit und die Suche nach Hoffnung, welche so unsagbar weit entfernt zu sein scheint.
Aber mit einem Meningeom und das wirst du noch herausfinden, hast du dir einen der mit am besten zu therapierenden Hirntumore eingefangen. Die medizinischen Möglichkeiten sind weit voran geschritten und die Chancen dass der Tumor nur ein einmaliger Ausrutscher war, stehen bei weitem nicht schlecht. Oder kurz gesagt, es hätte bei weitem viel viel schlimmer kommen können!
Ich für mich habe den Tumor nur meinem nächsten Umfeld vorgestellt sowie meinen Arbeitskollegen. Jedoch immer mit der Bitte, es weder mir, noch anderen gegenüber zu thematisieren. Ich war selbst genug damit beschäftigt, als dass ich mich auch noch bei der Arbeit hätte damit auseinandersetzen wollen. War froh, mal nicht daran denken zu müssen und im grossen und Ganzen hielten sich auch alle an dieses Gebot. Sie spürten auch sehr gut wenn es mir nicht so gut ging und versuchten mich behutsam abzulenken, ohne mich dabei merken zu lassen dass sie es sahen dass ich zweifelte. Noch heute wissen viele von meinen Bekannten nichts von meinem Tumor und das ist auch gut so, denn so sehen sie dich nicht als den armen Tropf mit dem Tumor. Ein gut funktionierendes Umfeld kann sehr hilfreich sein in schwierigen Zeiten und einem massiv Halt geben.
Stabilisieren tut man sich allerdings nur, wenn man sein Schicksal annimmt, sich damit arrangiert und es sich eingesteht das es nunmal da ist und man etwas dagegen unternehmen muss. Ausserdem habe ich mir sehr viel Wissen über Meningeome angeeignet, was mir viel Zuversicht gab da mir bewusst wurde, wie gut die Chancen mit dieser Art Tumor stehen.
Zu dem hatte ich einen Top Neurochirugen, der mich sehr gut auf das was kommt vorbereitete und mir viel Zeit gab, mich darauf einzustimmen. Mit dem Einverständnis zur OP lösten sich meine letzte Ängste und drei Monate später war ich den Tumor los!
Ich habe das Glück, dass mein Neurochirug eine wunderbare Arbeit machte und ich bis auf eine Sensibilitätsstörung im linken Daumen keine Defizite davon getragen habe. Ich weiss dass es auch hätte anders kommen können, bin ihm daher sehr dankbar für seine Arbeit und lasse ihn das bei jeder Kontrolluntersuchung wissen, wenn er mir die neuen Bilder erklärt.
Ich lebe seit dem mein Leben übrigens wesentlich bewusster und wohl auch intensiver, als ich es zuvor je getan hätte. Ich sehe das daher für mich als eine Lektion des Lebens. Dass nichts so selbstverständlich ist wie man oft glaubt und insgeheim, bin ich an dieser Erkrankung gewachsen.
Eine Schwäche kann auch zur Stärke werden. Such dir also einen guten Neurochirugen, lass dich gut beraten und entscheide dann, welche Art der Therapie die richtige für deinen weiteren Weg ist. Hier ist auch dein Alter entscheidend, denn je jünger man bei der Erst Diagnose ist, desto vorrausschauender sollte man hier vorgehen...
Alles Gute