Liebe maicla,
Es ist sehr gut, dass Du mit einer verständnisvollen Neurochirurgin (NC) sprechen konntest, die sich Zeit für Dich genommen hat.
Bei dieser Lage relativ außen kann eine Operation die günstigste Möglichkeit sein. Dann ist der Tumor weg, falls er vollständig entfernt werden kann.
Natürlich hat eine OP am Gehirn Risiken, aber sie sind überschaubar und es treten nicht alle bei jedem auf. Blöd ist, dass Du das vorher nicht wissen kannst, das macht die Angst größer.
Aber die NCs sind mittlerweile so erfahren und haben viele zusätzliche Techniken und Sicherheiten sowie ein versiertes OP-Team, dass Du einer OP doch einigermaßen ruhig entgegensehen kannst.
Deinem Gehirn selbst wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nichts passieren, was das Denken, Sprechen, Verstehen, Erkennen usw. betrifft. Das ist ja meist die überwiegende Angst, die man vor einer OP an unserer "Schaltzentrale" hat.
Ich hatte mehrere OPs an verschiedenen Stellen des Gehirns und wenn überhaupt, waren die Beeinträchtigungen gering und vorübergehend.
Gegen eine OP könnte die Nähe zu diesem Gefäß sprechen. Das ist eine etwas größere Herausforderung für die NCs, damit es nicht verletzt wird. Da würde dann die Möglichkeit einer Bestrahlung in Betracht kommen.
Cyberknife ist eine Radiochirurgie. Nach einem vorbereitenden Gespräch und (meist) der Anfertigung einer Maske für die stets gleiche Lage sowie der Berechnung des erforderlichen Bestrahlungsfeldes ist es eine
einmalige Bestrahlung, die je nach Größe des Tumors bis zu 2 Stunden dauern kann. Der Nachteil ist, dass der Tumor im Kopf verbleibt und es viele Monate oder einige Jahre dauern wird, bis der "zerstrahlte" und hoffentlich tote Tumor kleiner und irgendwann verschwinden wird.
Dass man die Art des Tumors nicht genau feststellen kann, spielt bei Meningeomen eine etwas geringere Rolle, da sie die Tumoren sind, die durch eine für sie typische Kontrastmittelaufnahme im MRT recht sicher zu definieren sind.
Die Größe Deines Tumors ist mit weniger als 3 cm in den drei Maßen auch noch klein genug für diese Methode.
Ob sie wirklich infrage kommt, weiß ich natürlich nicht.
Die andere Möglichkeit der Bestrahlung findet sechs Wochen lang mit einer täglichen (Montag-Freirag) gerungen Strahlendosis von meist 2 Gy statt. Die Vorbereitung findet genauso statt, aber die einzelne Bestrahlung dauert nur 1-2 Minuten, insgesamt also etwa 10 Minuten. Bei den 30 Bestrahlungstagen summiert sich die Strahlendosis auf 60 Gy.
An jedem Tag werden die Zellen des Tumors durch die Zerstörung der Erbinformation an ihrer Teilung gehindert.
Die gesunden Zellen, durch die die Strahlen hindurch müssen, werden kaum geschädigt und außerdem haben sie die Möglichkeit, sich selbst zu reparieren. Dazu sind auch die Zeiten zwischen den einzelnen Tagen sowie die bestrahlungsfreien Wochenenden da.
Bei langsam wachsenden Tumoren wie Deinem Meningeom teilen sich die Zellen nicht sehr oft, aber sie müssen sich gerade in ihrer Teilungsphase befinden, damit die Strahlen die gewollte Wirkung erzielen können. Deshalb wird über einen längeren Zeitraum bestrahlt, um alle Zellen "erwischen" zu können.
Da Du während dieser Zeit fahruntüchtig bist, hast Du das Recht, mit einem Taxi dorthin gefahren zu werden.
Ich würde Dir raten, Dir bei der DHH e.V. Die Broschüre "Meningeom" kostenlos zu bestellen. Klick mal auf den senkrechten Balken rechts (www.hirntumorhilfe.de), dort findest Du den Kontakt und weitere Informationen.
Ich wünsche Dir, dass Du nach und nach ruhiger mit dem Tumor im Kopf umgehen kannst. Er ist nunmal da, gehört jetzt zu Dir und Du hast alles Recht, besorgt zu sein.
Deine Symptome können zum Teil vom Tumor kommen. Meine ersten Meningeome lagen auch links frontal. Dort befindet sich der "Persönlichkeitsbereich". Deine unerwartete depressive Stimmung könnte also ein Symptom des Tumors sein.
Die Kopfschmerzen, das Schwindelgefühl und das Ohrenrauschen eher nicht.
Das könnte stressbedingt sein?
Gönne Dir etwas mehr Ruhe und Entspannung innerhalb des Arbeits-Alltags, besinne Dich immer mal für ein paar Minuten nur auf Dich und lass die Welt draußen. Und wenn Du mehr Zeit hast, nach der Arbeit oder am Wochenende, dann geh spazieren, im Wald, am Wasser und denke einfach mal an nichts, genieße die fallenden Blätter, die kleinen Wellen auf dem See, höre auf die Vögel, suche die flachen Sonnenstrahlen ...
Vielleicht wird dadurch etwas besser.
Aber falls die Symptome stärker werden, dann geh früher zum Arzt. Wobei ich drei Monate für einen guten und akzeptabel kurzen Zeitraum halte.
Alles Gute!
KaSy