Hallo Felix,
find ich eine gute und spannende Frage.
Ich versuch mal zu antworten.
Zufrieden bin ich in jeder Hinsicht mit meinem NC, ich hab mich immer fachlich bestens versorgt gefühlt bei ihm, UND auch menschlich. Letzteres finde ich aussergewöhnlich und ich bin ihm sehr dankbar dafür.
Da ich in der Schweiz operiert wurde und auch heute noch behandelt werde, habe ich oben beschriebene Schwierigkeiten mit der Krankenkasse nicht, zumal ich halbprivat versichert bin.
Zusammenarbeit der Ärzte untereinander: Mangelhaft, denen trage ich oft die Berichte, Infos, hinterher, obwohl sie diese im Dossier haben.
Katastrophal war die Reha, ich bekam notwendige Behandlungen, z.B. der Augen, nicht, teilweise wurde ich Trainings zugewiesen, die ich nicht brauchte, weil ich es bereits konnte - sprich, die wollten ihre Therapeuten beschäftigen, es ging weniger um die Patienten. Damit wurde viel kostbare Zeit verschenkt, denn die ersten Wochen, Monate der neurologischen Früh-Reha sind entscheidend.
Um Psychotherapie musste ich in der Reha kämpfen, unsäglicher Zustand.
Die Therapeutin hielt sich nicht an die ärztliche Schweigepflicht, da war dann Schluss für mich.
Mir wurden Medikamente entgegen Absprache mit mir und dem NC gegeben. Fiel mir länger nicht auf, da ich wegen einer Schlucklähmung die Medikamente gemörsert bekam. Als einmal eine Schwester dies vergessen hatte, fragte ich alle einzeln nach, so kam ich drauf (es ging um ein Antidepressivum, was ich nicht wollte).
Menschlich sind viele Ärzte mit einem unerwartet schlechten Krankheitsverlauf überfordert. Das kann ich einerseits nachvollziehen, es ist ein Schutzmechanismus, andererseits weist es darauf hin, dass sie dahingehend ausgebildet werden müssten.
Beispiel: Während der Bestrahlungszeit, als es mir extrem schlecht ging (NC und Radiologe wollten die Bestrahlung wegen schlechtem Allgemeinzustand abbrechen) war ich bei meiner HA, als sie mich fragte, wie es mir ginge, kamen mir Tränen. Ihre Reaktion: Jetzt heulen Sie doch nicht auch noch.
Überforderung pur.
Sehr hilfreich war die jahrelange Haushaltshilfe, die mir die Krankenkasse ermöglicht hat; mit Gleichgewichtsstörungen, Drehschwindel, eingeschränktem Sehen usw gibt es Dinge, die kann ich einfach nicht im Haushalt machen.
Fahrtkosten bekam ich nie erstattet, was hart war, es waren 120 km bis ins Krankenhaus, wo ich operiert und auch bestrahlt wurde. Da ich das nicht hätte jeden Tag fahren können, hab ich mir für die 6 Wochen Bestrahlung ein Hotelzimmer genommen, es war entsetzlich, so alleine zu sein.
Dass ich seit der OP nicht mehr autofahren darf, weil meine Reaktionen zu langsam sind....Pech gehabt. Mobil bin ich nicht mehr.
Manche Ärzte sind ein Glücksfall, meine Augenärzte, der Endokrinologe, der sich wirklich interessiert, wie es mir geht, der NC, der sagt, wie leid es ihm tut, dass es mir so schlecht geht, und wie schwer es für ihn ist weil frustrierend, so einen Misserfolg zu haben, auch wenn es keine andere Wahl gab....und andere, naja. Ich versuche mir ein dickes Fell zuzulegen und überprüfe alles, fordere auch immer die Informationen ein. Da ich eine medizinische Ausbildung habe, bin ich da selbstbewusst und hartnäckig.
Medizinisch hat sich der NC und sein Team sehr engagiert, das Krankenhaus war toll, das Pflegepersonal auch menschlich gut ausgebildet, hoher Personalschlüssel, sprich sie hatten auch mal Zeit, waren "da", wenn es mir schlecht ging. Ich weiss von meinen Angehörigen, dass sie sich auf der Intensiv, als ich im Koma lag, sehr umsorgt gefühlt haben, immer kommen konnten, Hilfestellungen erhielten.
So, genug. Ich könnte einen Roman schreiben.
LG
Efeu