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Isarflimmern

Im November jährt sich die Entfernung des Glioblastoms bei meinem Mann zum vierten Mal. Alles verlief nach Schema. Der Verlauf ist insgesamt glimpflich. Von Beginn an hat er voll gearbeitet. Inzwischen zwei Rezidive auf dem Balken, die aber nicht mehr behandelbar sind. Mein Mann ist getragen von einer bewundernswerten Zuversicht, dass wir wieder unsere langen Radltouren und Wanderungen machen werden. Es fällt ihm immer schwerer, sich an Kurzfristiges zu erinnern und sich zeitlich zu orientieren. Wochentage, Tageszeit, Absprachen...was wir besprechen, ist im nächsten Augenblck vergessen. Er wacht auf und ist teilweise völlig desorientiert. Als Selbstständiger verliert er in seinem Geschäft zunehmend den Überblick. Er gibt alles, um das laufende Tagesgeschäft seines "Ein-Mann-Betriebs" zu erledigen, gerät aber zunehmend in Schwierigkeiten. Verbindlichkeiten, Reklamationen, Rückstände... Bei alldem behält er stoische Gelassenheit, ist gleichmütig und voller Zuversicht. Da ich selbst einen anstrengenden Job habe und wir von meinen Einkünften leben, kann ich im Geschäft nicht mitarbeiten und ihm kaum helfen. Er selbst ist der Meinung, dass alles ok ist und er es schaffen wird. Es ist alles sehr heikel und riskant. Ich bin ziemlich ratlos... Wie lange ist das Arbeiten bei Euch bzw. Euren Angehörigen gut gegangen? Wann ging es nicht mehr?

KaSy

Liebe Isarflimmern,
die Antwort auf diese Frage kann von "gar nicht" bis "Vollzeit" lauten und von "normal weitergearbeitet" bis "nach ... Wochen, Monaten, Jahren ging es nicht mehr".

Bei Euch kommt es darauf an, dass sich Dein Mann wohlfühlt und da gehört seine Arbeit sehr zu seinem Leben. Es ist für ihn Motivation, alles schaffen zu können. Das ist die psychische Komponente, die ihm Hoffnung und ein längeres erfülltes Leben gibt.

Aber! Wenn eine Gefahr besteht, dass Ihr durch "Verbindlichkeiten, Reklamationen, Rückstände..." in ernsthafte finanzielle Gefahren geratet, dann musst Du Dir bestimmte Dinge überlegen.
Z.B.:
- Ist er allein für sein Geschäft verantwortlich oder haftest Du mit?
- Den Gedanken, ihm im Geschäft helfen zu wollen, solltest Du keinesfalls umsetzen, er hat es immer allein geschafft ...
- Ist es möglich, ihn langsam innerhalb seiner Tätigkeit auf Bereiche zu lenken, in denen das Risiko für andere (und damit für ihn) minimiert wird?
- Könnte ein Arzt ihn dazu bewegen, ihm einen moderaten Ausstieg aus dem Geschäft anzuraten? (Dir wird er kaum glauben oder Dich dadurch sogar als "Gegnerin" ansehen.)
- Du kannst ihm auch sagen, wie sehr Du Dich freust, wenn er gaaanz wichtige Dinge im oder für den Haushalt erledigt.
- Drück ihm den Papierkram (Steuern und so) als gaaanz wichtige Hilfe auf. (Kontrollieren kannst Du das später, aber, wenn möglich, von ihm unbemerkt.)

Bereite Dich innerlich darauf vor und tu das alles nach und nach erst dann, wenn es erforderlich wird. Sei immer seine Partnerin, die etwas für ihn tut und ihm nichts wegnimmt. Wenn man ihm etwas wegnehmen muss, dann darf er nie denken, dass Du es ihm wegnimmst. Ärzte oder andere fremde Personen können das sagen und tun.

Ich wünsche Euch eine gute und noch lange Zeit miteinander!
KaSy

Isarflimmern

Vielen Dank für diese großartige Rückmeldung und die Zeit, die Du Dir für die Antwort genommen hast. Danke auch für Deine guten Wünsche. Deine Hinweise treffen unsere Situation sehr gut. Ich bin für meinen Mann vorbehaltlos da. Ich tue, um was er mich bittet und freue mich mit ihm über jeden auch noch so kleinen Erfolg. Sein Standard-Zitat von Bert Brecht, immer mit einem Augenzwinkern:
"Den Haien entrann ich
Die Tiger erlegte ich
Aufgefressen wurde ich
Von den Wanzen"
In bewundernswerter Weise kann sich mein Mann gegenüber Stresssituationen sehr gut abgrenzen und lässt Probleme nicht mehr an sich heran. Das ist mir ein große Beruhigung, dass er sich diesem Druck nicht aussetzt. In Phasen, in denen es ihm sehr schlecht ging, war ihm sein Geschäft sofort völlig gleichgültig.
Es kommt, wie es kommt - ich versuche, mich von der Zuversicht tragen zu lassen, dass es immer weiter geht. So oder so. Dir auch eine gute und zufriedene Zeit!

Einwunder15

Hallo zusammen,
Ich bin gaaanz neu hier aber meine Geschichte mittlerweile nicht mehr so neu. Bin nun 31 Jahre alt und Erzieherin und gehe seit einem Jahr Teilzeit arbeiten. In der Tat fallen mir bestimmte Sache schwer und denke immer wieder das ist doch menschlich etwas zu vergessen..oder?
Ich vergesse Sachen, die gar nicht mal so alt sind.
Verlege Sachen denke dabei an bitte nicht vergessen und dann vergesse ich es trotzdem. Verträglichkeit ist ein großes Thema. Aber auch die täglichen pulsierende Kopfschmerzen sind beinahe stressbedingt und häufen sich oft. Uuund Schwindel oh ja es dreht sich ganz schnell bei mir. Und auch ohrgeräusche gibt es sobald ich gestresst bin. Eigentlich nicht so wenig ne.. Bin auch zur Zeit daheim um ein paar Sachen abzuklären.

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