Liebe rosenkleid,
bei mir wurde bis vor neun Monaten ein Resttumor bestrahlt. Es war ein WHO III - Rezidiv eines Meningeoms, das nur teilweise operativ entfernt werden konnte.
Im Allgemeinen sagen Strahlenärzte, dass frühestens nach sechs Monaten überhaupt eine Aussage über die erzielte Wirkung möglich ist. Dennoch werden mitunter auch früher bereits MRT- Kontrollen durchgeführt.
Bei mir war im MRT nach 2 Monaten eine leichte Vergrößerung zu sehen, die als Pseudoprogression erkannt wurde. Im Inneren gab es geringfügig weniger Kontrastmittelaufnahme.
Drei Monate später war der Tumor außen in der Ursprungsgröße und innen sah die Kontrastmittelaufnahme aufgelockert aus.
Weitere drei Monate später, also 8,5 Monate nach Bestrahlungsende, beschreibt die Radiologin außen eine geringe Verkleinerung, die sie als "unverändert" deutet. Innen ist die Kontrastmittelaufnahme noch geringer geworden.
Die Arztbesuche (Augen, Strahlen, NC, Neurologe) folgen noch.
Mein Gefühl ist, dass es ein Erfolg ist.
Es ist natürlich ein Unterschied, ob operiert oder bestrahlt wird.
Nach einer OP ist das weg, was entfernt werden konnte und man sieht im MRT den Erfolg sofort.
Die Strahlen (egal welcher Art) zerstören die DNS der Tumorzellkerne, wenn sie sich gerade teilen. In dieser Situation spaltet sich die "Doppelhelix" auf, so dass zwei halbe "Teile" entstehen, die jetzt besonders empfindlich auf Strahlung reagieren. Normalerweise erzeugen die "halben Teile" eine Kopie von sich selbst, werden zu einer vollständigen DNS-Doppelhelix und bilden zwei neue Zellkerne für zwei neue Tumorzellen. Dieser Teilungsprozess soll gestoppt werden. Dazu müssen die Strahlen dann auf die Tumorzellen treffen, wenn sie sich gerade teilen. Bei höhergradigen Tumoren teilen sie sich häufiger.
Deswegen wird (meist) über sechs Wochen jeweils eine geringe Strahlendosis (2Gy) verabreicht, die sich zur Gesamtdosis (bis zu 60 Gy) aufdosiert.
Die Tumorzellen werden im Laufe dieser Zeit zu einem Großteil, am besten alle, so von den Strahlen verändert (mutiert), dass sie nicht mehr teilungsfähig sind.
Aber sie sind nicht weg.
An der Stelle des Tumors ist ein nicht mehr oder kaum noch teilungsfähiger "Zellhaufen".
Dieser wird vom Körper als Fremdkörper erkannt und mit Wasser umschlossen. Das ist die zunächst sichtbare Pseudoprogression. Danach können im Laufe einer sehr langen Zeit die "toten" Tumorzellen vom Gewebe aufgenommen und abtransportiert werden und auf verschiedenen Wegen den Körper verlassen.
Das heißt, es geht nicht darum, wie lange die Strahlen wirken. Sie haben ihre Aufgabe erfüllt und den Tumor am Wachsen gehindert. Den Rest muss der eigene Körper tun.
Auf jeden Fall ist der Tumor bei Dir (wie bei mir) nicht mehr aktiv, wenn er bei Dir nach 5 Wochen nicht größer geworden ist. Stillstand nach so kurzer Zeit ist ein Erfolg der Strahlentherapie für Dich!
Ich hatte übrigens nach zwei früheren WHO III - Meningeom - OP mit vollständiger Entfernung (an anderen Stellen) auch 30-Tage-Bestrahlungen, um die nicht sichtbaren Zellen im und um das Tumorgebiet zu zerstören. Dort sind keine Meningeomrezidive entstanden!
Ich denke, Du darfst Dich freuen!
KaSy